Orgel und Organist des Monats Mai 2025
Die Orgeln des Stifts Ossiach mit Alois Gaggl

Gerda Heger war zu Gast in Ossiach bei Alois Gaggl, der in der Stiftskirche Ossiach Organist ist und drei Orgeln zu bieten hat:
Herr Gaggl, wie kam es dazu, dass sie Organist wurden?
Ich war Schüler im Gymnasium in Tanzenberg; damals war noch eine kleine Orgel auf der Empore. Dort hab ich das kleine Präludium in F-Dur von J. S. Bach gehört und war fasziniert davon, sodaß ich diesen Klang und dieses Instrument auch lernen wollte. Das Flötenartige hat mich schon immer angesprochen und hab dann später im Mozarteum sogar Blockflöte parallel studiert. Auch während meines Theologiestudiums in Salzburg hat es mich immer wieder hinübergezogen ins Mozarteum, wo ich das Kirchenmusikstudium begonnen habe. Als Priester kam ich nach Obervellach mit einer wunderschönen Orgel, wo ich von dort aus regelmäßig nach Salzburg gefahren bin, um das Kirchenmusikstudium fortzusetzen. Und so bin ich sowohl priesterlich als auch musikalisch unterwegs gewesen. Im Kosovo hatten wir eine Kirche gebaut, und so wurde ich vom Bischof damals dort eingesetzt, wo in der Diözese bauliche Vorhaben waren. Damals war in Kärnten kirchenmusikalisch keine entsprechende Stelle zu besetzen. Später, als ich den Priesterberuf aufgab, studierte ich in Salzburg noch Schulmusik, war als Organist in Feldkirchen tätig und jetzt in meiner Pension bin ich Student an der MPU in Klagenfurt bei Klaus Kuchling und genieße es, viel spielen und üben zu können. Mein Wirken hier in Ossiach beruht auf meiner Vorliebe für diese 3 Orgeln in der Stiftskirche und unterstütze gerne den Nachwuchs in Kärnten.
Unsere kleine Orgel stand bis 1978 in der Kirche St. Magdalena bei Feistritz im Gailtal. Sie trägt das Wappen und die Initialen (Edmund Abbas Oziacensis) von Abt Edmund Iblpacher (1641-1725). Diese Orgel hat zwei Einlässe für 2 Kerzenhalter. Wahrscheinlich wurde sie zur Begleitung des Stundengebetes der Mönche in der Nacht verwendet. Auf der Rückseite hat sie einen Flügel, - ähnlich einem Klavier - , der nach außen gespreizt werden kann, um das Klangvolumen zu vergrößern.
1 Manual, CDEF-c'''
gebrochene Unteroktave
5 Register: Coppel 8´, Flöte 4´, Octav 2´, Quint 1 1/3´, Mixtur 1´ 3fach (in der großen Oktav 4fach)
Orgelbauer Franz Knoller, Orgelbauer in St. Veit an der Glan (zw. 1690 und 1720),
Orgelweihe 28. Oktober 2022
Gehäuse: Es wurde 1978 von einem Arbeiter der Fa. Campidell (Feistritz im Drautal) restauriert. Dabei wurde die ursprünglich blau-weiße Marmorierung in eine grün-braune verändert.
Stimmtonhöhe: a1= 439,8 Hertz (15.9. 2022, 16.00 Uhr)
Die Stimmung des Positivs wurde nach der Stimmung der Hauptorgel der Firma Metzler ausgerichtet und ist ähnlich der Werckmeister-Stimmung.
Windladen: Schleifladen
Spieltraktur: mechanisch
Registertraktur: mechanisch mit 5 schmiedeeisernen Zügen.
Die Orgel war ursprünglich in der im Wald gelegenen Kapelle (Capela), St. Magdalena ob Feistritz im Gailtal aufgestellt und war dem Verfall preisgegeben. Pfarrer Hans Peter Blümel erwarb die Reste des desolaten Werkes im Jahre 1978. Er ließ das Orgelgehäuse, die Schleierbretter und das Kron-Gesprenge restaurieren. Alle noch vorhandenen Holzpfeifen und die inneren Teile der Orgel wurden gegen den Holzwurm behandelt. Die zerlegten Teile waren von 1978 bis 2022 in Schachteln bei Pfarrer Hans Peter Blümel gelagert. Das Positiv trägt viele äußere und innere Merkmale, die auf die Musikkultur des Benediktinerstiftes Ossiach hinweisen. So kam es dazu, dass Blümel das prächtige Werk der Pfarre Ossiach schenkte (Schenkungsurkunde). Im Weiteren wurde die Orgel von Orgelbauer Tomaz Mocnik aus Cerklje, Slowenien, wieder hergestellt und zusammengebaut. Die vorgefundenen Metallpfeifen waren zerbeult und wurden neu rekonstruiert. 3 originale Metallpfeifen vom 2‘ Register werden im Orgelkasten aufbewahrt. Zwei Keilbälge wurden neu beledert. Die Windversorgung erfolgt über ein elektrisches Gebläse und über die zwei Keilbälge. Auf Grund des vorhandenen Wappens von Abt Edmund Iblpacher(1641-1725) in der Bekrönung der Orgel und der Initialen EAO (Edmund Abbas Ozziacensis) in den Schleierbrettern kann das Instrument eindeutig dem Stift Ossiach und dem Erbauer der dort befindlichen Chororgel, Franz Knoller zugeordnet werden. Das Positiv dürfte nach der Auflösung des Klosters Ossiach oder schon vorher nach Arnoldstein bzw. ins untere Gailtal gekommen sein.
Unsere alte "Lady"
ist die Barockorgel von Franz Knoller aus Villach (1680?). Erbaut unter Abt Iblpacher. Sie war die frühere Hauptorgel und stand im Chor auf der Westseite und hatte 2 Manuale, heute nur mehr eines. Außerdem ist sie um einen Ganzton höher gestimmt als die beiden anderen Orgeln (a1=483 Hz).Diese Orgel muß gereinigt und gestimmt werden.
Hauptwerk C-c''':
gebrochene Unteroktave
Principal 8', Copel 8´, Principal 4´, Flöte 4´, Quint 3´, Octav 2´, Mixtur 3-4 fach (1´),
Pedal CDEF-b
kurze tiefe Oktave
Subbass 16', Oktavbass 8´, Hintersatz 4´,
Pedalkoppel I-Ped
Evakuant (nicht funktionsfähig)
Mechanische Spiel- und Registertraktur
Unser "Maestro"
ist die "Wilhelm Backhaus - Gedächtnis-Orgel". Benannt nach dem Pianisten Wilhelm Backhaus, der in der Stiftskirche Ossiach sein letztes Klavierkonzert beim Carinthischen Sommer spielte, einen Schwächeanfall erlitt und danach verstarb. Erbaut wurde diese Orgel von der Firma Metzler aus der Schweiz
Hauptwerk C-g''':
Principal 8', Gedackt 8', Octav 4', Spitzflöte 4', Quinte 3', Octav 2', Mixtur 4 fach (1'), Dulcian 8',
Brustwerk C-g''':
Holzgedackt 8', Rohrflöte 4', Principal 2', Gemshorn 2', Sesquialtera 2 fach (22/3'), Scharff 3 fach (1/3'), Tremulant,
Pedal C-f':
Subbass 16', Praestant 8', Octav 4', Posaune 8'
Manualkoppel II-I
Pedalkoppeln I-P, II-P
mechanische Spieltraktur