Organisation

Referat für Kirchenmusik

Chor im Monat Februar 2021

Michaela Hanser mit dem Kirchenchor Obervellach und Crazy Voices

Michalea Hanser
Michalea Hanser

Gerda Heger im Gespräch mit Michaela Hanser, Chorleiterin des Kirchenchores Obervellach und des Jugendchores Crazy Voices:

1. Michaela, du hast mit dem Kirchenchor Obervellach im Herbst 2018 beim Kärntner Chorwettbewerb mitgewirkt und in der Kategorie Gemischter Chor und zusätzlich den Publikumspreis gewonnen. Hast sich seither etwas verändert bezüglich Chor? Welche Erinnerungen trägst du noch mit dir von diesem Erlebnis?

Der Kärntner Chorwettbewerb war etwas ganz besonderes für uns. Ich durfte im Jahr 2018 unseren Kirchenchor 10 Jahre leiten, und wollte daher einen kleinen Höhepunkt setzen. Unser großes Ziel war es, einmal im Konzerthaus singen zu dürfen. Dass wir dann noch in der Kategorie Gemischter Chor und in der Kategorie Publikumspreis gewinnen durften, war einfach unglaublich. Wir haben uns sehr gut vorbereitet, aber mit einem Sieg hat wohl niemand von uns gerechnet. Meine Erinnerungen daran sind noch immer sehr berührend. Ich konnte die Tränen in den Augen vieler meiner Sänger und Sängerinnen sehen – für sie und auch für mich war der ganze Abend überwältigend und sehr emotionsgeladen. Das Ambiente, so viele Zuseher und der überragende Applaus – einfach unglaublich. Die Zeit danach war aber auch sehr anstrengend – nun mussten wir auch zeigen und beweisen, dass wir der Chor des Jahres 2018 waren, was nicht immer einfach war. Die Gestaltung des Kirchenjahres in unserer Pfarre und zusätzlich Konzerte in vielen wunderschönen Kirchen und Konzertsälen mussten unter einen Hut gebracht werden.
Heuer wollten wir ein etwas ruhigeres Jahr angehen, doch dann kam Corona und das Singen war ab März gar nicht mehr möglich. Unglaublich – von 180 auf 0 – aber es nützte nichts. Mit September starteten wir unsere Chorproben wieder – natürlich unter Einhaltung aller Covid-Maßnahmen. Wir hatten ein neues Ziel – 25. Oktober. Unser Herr Pfarrer Zwischenberger wurde in den wohlverdienten Ruhestand geschickt und wir durften seinen großen Abschiedswunsch – eine Messe mit Trommeln und afrikanischen Rhythmen – erfüllen. Unser nächster Termin wäre dann die Gestaltung der Kirchtagsmesse in Obervellach am 8. November gewesen. Leider durften wir diese Messe nicht mit dem ganzen Chor gestalten, da sich die Covid-Maßnahmen wieder geändert haben und nur mehr 6 Personen miteinander singen durften. Es wird wohl ein schwieriges neues Kirchenjahr für uns – trotzdem steht an erster Stelle unsere Gesundheit.


2. Ich durfte dich auch als Sängerin erleben, wie bist du zum Singen bzw. zum Chorleiten gekommen?

Das Singen habe ich wohl von meinen Eltern in „die Wiege gelegt“ bekommen. Meine Mama ist begeisterte Jodlerin, Zitherspielerin und Kirchenchorsängerin und hat mit meinen Geschwistern und mir schon sehr früh gesungen und musiziert. Auch mein Vater spielt seit vielen Jahren bei der Trachtenkapelle Obervellach die Tuba. Das aktive Musikerleben in Vereinen wurde uns schon immer vorgelebt, und so kam ich bereits mit 14 Jahren zum Kirchenchor Obervellach. Bereits mit 17 Jahren durfte ich mit meiner Tante (Hildegard Merle) eine Kirchenmusikwoche in Lienz besuchen und so bekam ich auch die Möglichkeit, das Dirigieren zu erlernen. Viele Seminare folgten, denn es faszinierte mich beides und ich wusste bald, dass das Singen und Dirigieren mein späteres Berufsleben begleiten mussten. Bei der Ausbildung an der Pädagogischen Hochschule in Klagenfurt war es klar, dass ich als „Zweitfach“ Musikerziehung studieren wollte. Ich sang in dieser Zeit im „Terzett Oberfalkenstein“ und natürlich auch beim Kirchenchor. Nach dem Studium durfte ich an der Musikhauptschule Seeboden meine ersten Versuche mit Kindern starten und ich wusste, dass dies genau das war, was ich immer wollte. In Seeboden lernte ich Taupe Elisabeth kennen. Mit ihr durfte ich viele schöne, gemeinsame Singjahre in Grafenstein (Gemischter Chor Grafenstein, Terzett Grafenstein) verbringen. Doch mein musikalischer Weg war immer von meiner Heimat geprägt und so durfte ich 2007, 3 Monate nach der Geburt meines ersten Sohnes, den Kirchenchor Obervellach übernehmen und leiten.
Aber auch die Jugend ist mir sehr wichtig, daher habe ich vor einigen Jahren den Jugendchor „Crazy Voices“ gegründet. Die Jugendlichen zwischen 10 und 16 Jahren treffen einander hauptsächlich projektmäßig. Einige meiner Jungsängerinnen singen auch bei den „Kirchenspatzen“ und daher wollen wir die Kleinen nicht gleich mit 2 Proben in der Woche überfordern. Einige „Crazy Voices-Stimmen“ konnten wir bereits für den Kirchenchor aber auch für andere Chöre im Ort begeistern. Somit haben wir – hoffentlich – keine Nachwuchsprobleme in den nächsten Jahren. Jugendarbeit ist ein wesentlicher Bestandteil für das Weiterbestehen unserer Erwachsenenchöre.
Meine Familie, insbesondere mein Mann und meine Eltern, geben mir sehr viel Rückhalt. Die vielen Termine und Proben wären ohne einem funktionierenden Netzwerk wohl nicht möglich.
Auch wir versuchen unseren Kindern das „Musik-Erleben“ zu ermöglichen und sie dafür zu begeistern. Johannes, mein ältester Sohn, hat seine Liebe zur Trompete gefunden und durfte bereits dreimal beim Bundeswettbewerb „Prima la musica“ als Solist bzw. als Gruppe auftreten. Auch das Singen macht ihm Spaß. Auch mein zweiter Sohn hat sich für ein Blasinstrument, die Posaune, entschieden. Auch er singt gerne und so kann es schon vorkommen, dass wir zu viert zuhause ein Lied anstimmen. Johannes, Michael (2. Sohn) und Stefan (Mann) spielen alle aktiv bei der Musikkapelle Obervellach.
Mein Mann und meine Mutter singen im Kirchenchor. Beide Söhne singen bei den Crazy Voices.
Unsere kleine Anna singt auch bereits mit Begeisterung und macht ihre ersten Musikerfahrungen bei der „Musikalischen Früherziehung“ im Kindergarten. Es freut mich zu beobachten, dass die Musik auch bei meinen Kindern Anklang findet und hoffentlich auch von ihnen einmal an unsere nächsten Generationen weitergegeben wird.

3. Beim Fersehgottesdienst im Dezember 2019 hast du in Spittal/Drau mitgewirkt als Ensemblesängerin, also du bist mit beiden Seiten vertraut, einerseits mit dem Singen im Ensemble bzw. Chor und andererseits als Chorleiterin. Was sind die schönen Seiten beim Singen im Ensemble und was als Chorleiterin?

Ja, neben dem Chorleiten ist aber auch das Singen meine Leidenschaft. Ich nehme mir immer wieder heraus, auch als Sängerin im Chor mitwirken zu dürfen – z.B. bei Beerdigungen (Kleingruppe). Die Kirchenmusik ist mir sehr ans Herz gewachsen und so habe ich immer wieder in Spittal bei Projektmessen mitgesungen. Ich liebe Messen unserer klassischen Komponisten wie Haydn und Mozart, auch Chorwerke der Romantik und der Moderne finde ich sehr interessant. Aber auch afrikanische und moderne Literatur darf nicht fehlen. Ich bin für jegliche Literatur und Epoche sehr offen. Einen kleinen Einblick in die Vielfalt der Kirchenmusik findet man auf unserer ersten CD vom Jahr 2019. Eines meiner Lieblingslieder ist „I will rise“.
Seit ein paar Jahren gibt es einen Projektchor „Musica Sacra“ in Spittal, bei dem ich immer wieder mitsinge. Hier liegt der Schwerpunkt bei Barockmusik, aber auch u.a. Hugo Distler. Gernot Kacetl ist ein begnadeter Kirchenmusiker und auch ein super Chorleiter, bei dem ich sehr viel dazulerne und meinem Chor dadurch auch viel weitergeben kann. Fortbildung ist etwas sehr Wichtiges für mich.
Aus dem Kirchenchor heraus hat sich auch eine Kleingruppe - „Moelltonal“ gebildet, die sich dem weltlichen Liedgut, Kärntnerliedern und moderner Literatur widmet. In dieser kleinen Formation macht das Singen und Leiten auch sehr viel Spaß, nur leider müsste der Tag bzw. die Woche viel mehr Stunden haben, um regelmäßiger zu üben und aufzutreten. Trotzdem schaffen wir es immer wieder, wunderschöne, gemeinsame Gesangsauftritte zu erleben.

Ich wünsche allen Sängern und Sängerinnen aber auch unseren treuen Zuhören und Gottesdienstbesuchern viel Freude mit unserer Musik und unseren Gesängen. Bleibt alle gesund!!