Organisation

Referat für Kirchenmusik

Chor im Monat Juli 2021

Egon Kattnig - Sänger, Organist, Komponist, Chorleiter, Lehrer, Direktor - ehemaliger Chorleiter des Kirchenchores Sirnitz

Egon Kattnig<br />
(c) Geda Heger
Egon Kattnig
(c) Geda Heger

Egon Kattnig - Sänger, Organist, Komponist, Chorleiter, Lehrer, Direktor.

Regionalkantorin Gerda Heger war zu Gast bei Egon Kattnig, der im November 85 Jahre wird und über sein Leben mit der Musik erzählte. Egon Kattnig war u.a. Musiklehrer in verschiedenen Pflichtschulen, später dann Direktor, Chorleiter, Organist, Sänger und auch Komponist. Als Organist ist Egon Kattnig immer noch in seiner Heimatpfarre Sirnitz tätig. Er selbst beschreibt sich als einen bescheidenen Komponisten, der vorwiegend für die Menschen komponiert, die in seinem Umkreis leben.

Wie haben sie in ihrer Kindheit das Hineinwachsen in die Musik erlebt?

Als ich noch ein kleines Kind war, hat mich meine Mutter zu einer pensionierten Volksschullehrerin geschickt, um dort das Notenlesen zu erlernen. Doch ich konnte durch meine starke Kurzsichtigkeit die Notenlinien nicht erkennen. Ich sah alles nur verschwommen. Die Lehrerin meinte, ich sei faul und wollte das nicht lernen. Weinend bin ich dort zum Unterricht hingegangen, so schlimm war das für mich. Bei Romana Siegel begann ich dann Violinunterricht und in der LBA (Lehrerbildungsanstalt) lernte ich Klavierspielen, das mir viel Freude bereitete. Meine Klavierlehrerin stammte aus der berühmten Familie von Dieter Kaufmann. Der damalige Direktor hat diese Familie oft in die Schule eingeladen, um Werke vorzustellen und mit uns zu musizieren. Ich durfte bei dieser Gelegenheit auch im Jugend- und Schulchor mitsingen. Ich hatte immer schon eine schöne Knabenstimme, die mir sehr lange auch noch als Jugendlicher erhalten blieb.
Auch im Rundfunk durfte ich als Sänger auftreten. Hilde Mayer, meine Lehrerin, hat mich zum ORF als Sänger gebracht, wo wir u.a. das berühmte Frühlingsspiel darboten. Bei dieser Lehrerin habe ich eine sehr gute Ausbildung in Harmonielehre, Stimmbildung, Chor und auch das Jugendsingen in Bregenz genossen. Ich war also immer mit der Musik verbunden und unterwegs.


Und wie kam es, dass sie Musiklehrer wurden?

Nach der Matura hab ich beim Musikunterricht hospitiert und wurde animiert, nach Krems zu einem "Kurs für Volksliedforschung und Aufzeichnung" zu fahren. Da waren Referenten wie Klier, Zoder, Burkhard, Theuring u.a. Dort habe ich sehr viel gelernt und viele Erfahrungen mitgenommen.

Der Kärntner Sängerbund hat damals gute Sommerkurse angeboten, wie z.B. ein Dirigierkurs mit Ferdinand Grossmann. Viele Sommer war ich bei diesen Kursen aktiv dabei.

Die Lehramtsprüfung für Musik war damals relativ anspruchsvoll. Ich legte die Lehramtsprüfung für Hauptschulen in den Gegenständen Musikerziehung, Deutsch und Stenographie ab.
In der ersten Zeit als Lehrer war ich als Springer unterwegs. Ich hatte 13 verschiedene Dienstposten in vielen Teilen Kärntens. Vielerorts habe ich Orgel gespielt und Chöre geleitet bzw. gegründet.
Weiterbildung war mir immer ein Anliegen und so habe ich auch Orff-Kurse am Mozarteum besucht.

In Sirnitz angekommen, habe ich den Chor übernommen und Heinrich Leeb hat mich später als Chorleiter abgelöst.
Heinrich Leeb war es auch, der mich ermutigt hat, mit meinen Werken, die ich bis dahin komponiert hatte, in die Öffentlichkeit zu treten.
Die Menschen um mich herum bestätigten mein Wirken.


Wie hat sich ihre Tätigkeit als Komponist weiterentwickelt?

E.K.: Bei einer Betrachtung unserer Pfarrkirche - während eines Gottesdienstes - kam mir die Idee eines "Weihnachtsspieles", das ich daraufhin für diese Kirche konzipiert und komponiert habe. Die Choreographie wurde auf diesen Kirchenraum und seine architektonische Beschaffenheit abgestimmt. Dieses "Sirnitzer Weihnachtsspiel" wurde mit dem Gemischten Chor Sirnitz & Sängerrunde Tauchendorf uraufgeführt mit der Besetzung von 4 Solisten, 4 Vorsänger, 7 Darsteller, 4 Engel, 4 Könige, ein Orchester und ein Sprecher. Es wurde in Folge auch an anderen Orten musiziert. Die "Lateinische Festmesse", die anlässlich der Wiedereinweihung der Wallfahrtskirche St. Leonhard im Bade nach ihrer Renovierung entstand, fand großen Anklang, besonders in unserer Partnergemeinde Fiume Veneto in Friaul wird sie gerne gesungen.
Als Chorleiter habe ich Unmengen von Liedsätzen geschrieben.
Das Publikum, für das ich schrieb, war immer aus der ländlichen Gegend.

Ich bin ein großer Fan von Chorsätzen aus der Feder von Anton Heiller und Hugo Distler.

Hatten sie musikalische Vorbilder, die auch ihr Wirken geprägt haben?

Die Veranstaltungen in Salzburg waren für mich eine Hochburg an Musikfreude. Da waren Größen wie Prof. Gillesberger, Prof. Burkhard, Prof. Grossmann, Dr. Davidovic, Dr. Rinderer. Prof. Bachl, Prof. Rechner, Prof. Rauhe, Prof. Beerli u.v.m.
Prof. Rauhe, Musikpsychologie, hat uns einen Versuch mit Bildern gezeigt, wo in Glas-Containern Pflanzen gezogen wurden mit unterschiedlicher Beschallung. Die einen wurden mit Popmusik beschallt - die sind eingegangen -, die anderen mit klassischer Musik - diese sind gediehen. Prof. Rauhe tätigte auch den Satz: "Musik hat ihren Zweck, wenn sie unser Wesen zum Edlen animiert".
Das hat mich sicherlich sehr geprägt. Für mich muss ein Werk Anima, Forma und Regula haben.
Harmonie ist physikalisch in Naturgesetzen begründet, auch die Stimmung.
Salzburg war für mich eine Offenbarung - mit tollen Referenten, Sängern und Instrumentalisten.


Wie ich heraushöre, liegt ihnen die Vermittlung und Weitergabe von Musik und ihren Dimensionen sehr am Herzen, wie haben sie das als Lehrer erlebt und was wünschen sie sich in dieser Hinsicht für die Zukunft?

Ja, Kinder sind empfänglich für Musik und für das, was dahinter steckt. Ich habe versucht, die Kinder nicht zu unterfordern, sondern eine Spur über das Niveau zu gehen, um die Kinder zu fordern.
Ein großer Wunsch von mir ist, dass Musik in der Schule wieder einen höheren Stellenwert bekommt. Meine Erfahrung ist, dass die Kinder singen wollen.
Unter Musikerziehung verstehe ich: Erziehung zur Musik und Erziehung durch Musik.


Gibt es ein persönliches Lieblingswerk?

Mein Lieblingskomponist ist J. S. Bach - wie ein berühmter Künstler sagte: "Bei Bachs Musik spricht Gott mit mir!"
Ich höre viel Musik zu Hause, Dank Internet ist heutzutage vieles möglich. Regelmäßig höre ich Werke wie die Schöpfung oder den Messias. Auch Purcell mit seiner Musik fasziniert mich immer wieder. Am Hochsitz - ich bin leidenschaftlicher Jäger - bin ich immer mit meinen Kopfhörern und dem dazugehörigen technischen Gerät ausgestattet und höre Musik, auch Gregorianischer Choral gehört dazu.

Ich habe einige Leitsätze, die ich mir immer wieder in Erinnerung rufe und die mich auch bei meinen eigenen Kompositionen getragen haben:

"Musik hat keinen Sinn, wenn sie nicht dem Menschen dient".

"Es ist müßig, über Kunst oder Kitsch zu streiten. Wichtig ist, dass ein Werk Leben und Lebensführung eines Menschen positiv beeinflusst!"

An die Musik von F. Schubert:
"Du holde Kunst, in wieviel grauen Stunden,
wo mich des Lebens wilder Kreis umstrickt,
hast du mein Herz zu warmer Lieb´ entzunden,
hast mich in eine bessre Welt entrückt!

Oft hat ein Seufzer, deiner Harf´ entflossen,
ein süßer, heiliger Akkord von dir
den Himmel bessrer Zeiten mir erschlossen,
du holde Kunst, ich danke dir dafür!"