Organisation

Referat für Kirchenmusik

Chor im Monat Dezember 2021

Dr. Franz Josef Isak mit seinen Ensembles

Gerda Heger war im Gespräch mit Dr. Franz Josef Isak, Chorleiter, Organist und Sänger verschiedener Ensembles:


Lieber Franz Josef, du hast eine vielseitige Ausbildung an der Klagenfurter Universität und auch am damaligen Landeskonservatorium mit Schwerpunkt Kirchenmusik, hast viele Meisterkurse
besucht und bist als Organist, Chorleiter, Sänger im Bereich der Kirchenmusik und darüber hinaus tätig. Wie kam es zu dem Interesse, dich der Musik intensiver zu widmen?

Wie so oft ist es Fortuna, die jemanden einen möglichen Weg im Leben zeigt und ebnet. Ich hatte zwar als Kind schon Akkordeonunterricht (Privatunterricht), aber wie der Zufall es haben wollte, gab es eine befreundete Familie meiner Eltern, die selbst musikalisch interessiert war. Die Frau dieser
Familie spielte selbst Klavier und meinte, dass ich doch auch aufs Konservatorium gehen sollte, da es dort eine intensivere musikalische Ausbildung gibt. Ich liess mich überreden und wurde dann sogar von dieser Frau selbst am Kärntner Landeskonservatorium für das Fach Klavier angemeldet ohne genau zu wissen, was mich erwarten würde.

Du leitest mehrere Ensembles, unter anderem den Kirchenchor St. Magdalena in Völkermarkt und das Vokalensemble Kärnten. Könntest du die beiden Chöre näher vorstellen?

Der Kirchenchor St. Magdalena ist eine Chorgemeinschaft, die aus einem Kernensemble besteht, das Begräbnisse, Hochzeiten, Taufen und viele liturgische Feste im Kirchenjahr a cappella gestaltet. Zwei- oder dreimal im Jahr wird dieser Chor mit Gastsängerinnen und Gastsängern verstärkt, um Orchestermessen mit Gesangssolisten und Chor aufzuführen. Zu Ostern und zu Weihnachten ist dies immer der Fall. Der Schwerpunkt liegt hierbei bei der Realisierung von Messkompositionen aus der Wiener Klassik (Mozart, Joseph und Michael Hadyn) und der Romantik (Schubert etc.).

Das Vokalensemble Kärnten wurde von mir und einigen sangesfreudigen und musikbegeisterten Menschen gegründet, als ich noch Student an der Universität Klagenfurt und am Kärntner Landeskonservatorium (heute Gustav Mahler Privatuniversität) war. Es war aber von Anfang an klar, dass sich dieses Ensemble nicht nur der Pflege des Kärntner Volksliedes (Altes und Neues Kärntnerlied) widmet, sondern als kleines, flexibles Ensemble (Besetzung schwankte zwischen 10 – 12 Sängerinnen und Sängern) andere Wege geht und sich auch an Kompositionen aus der Renaissance, dem Barock, der Klassik bis hin zur Romantik heranwagt. Egal ob es Renaissancemadrigale von Thomas Morley oder Achtstimmige Motteten von Felix Mendelssohn-Bartholdy sind – alles wurde und wird auch heute noch ausprobiert. Selbst Sätze von den „The King´s Singers“ sind im Repertoire des Vokalensemble Kärnten.

Der Vollständigkeit halber möchte ich an dieser Stelle auch noch erwähnen, dass ich zu den oben genannten Vokalgruppen noch den MGV Raiffeisen leite, und auch die künstlerische Leitung des Collegium Vocale Kärnten inne habe, das sich auf geistliche Musik aus dem Frühbarock, dem
Barock und der Romantik spezialisiert hat.

Was ist dir als Chorleiter wichtig? Wie siehst du deine Rolle als Chorleiter?

Diese Frage ist nicht ganz einfach zu beantworten. Erstens hat man mit den verschiedenen
Chören/Ensembles auch nicht gleiche Zielsetzungen. Ich meine damit, dass zum Beispiel ein Kichenchor durchaus als etwas zu sehen ist, das einen Zweck erfüllt - nämlich die Mitgestaltung der Liturgie. Die Aufgabe ist vergleichbar mit Gebrauchsmusik, ohne das herabwürdigen zu wollen –
insbesondere Kirchenmusik ist etwas Wunderbares. Aber man hat gewisse Regeln, an die man sich bei der Literaturauswahl halten muss. Andere Ensembles, wie das Vokalensemble Kärnten oder auch das Collegium Vocale Kärnten setzt sich zum Ziel, Programme, die natürlich frei zu gestallten
sind, konzertant aufzuführen. Der musikalische Schwerpunkt eines Männergesangsvereins ist natürlich auch wieder eine anderer. Da geht es oft vorwiegend um Gemeinschaft. Zweitens muss man unterscheiden, ob wöchentlich oder projektorientiert geprobt und musikalisch gearbeitet wird. Bei Projekten kann man voraussetzen, dass Sängerinnen und Sänger in einem bestimmten Maß
vorstudiert zu den Proben kommen, was ein anderes Vorankommen in der Erarbeitung der
Literatur darstellt. So ist klar ersichtlich, dass man verschiedene Chöre mit ihren Zielsetzungen gepaart mit meinen Vorstellungen schwer vergleichen kann. Dennoch versuche ich eine gewisse Balance zu finden, um trotzdem das Maximum an Qualität aus jedem Chor/Ensemble herauszuholen.
Natürlich ist mir dann, um auf die anfangs gestellte Frage zurückzukommen, Intonation, Interpretation, Homogenität des Chorklanges und stilgerechtes Musizieren wichtig, aber immer im Wissen, dass man bei den jeweiligen Chören oft verschieden arbeiten und agieren muss.
So sehe ich meine Rolle immer als Wagenlenker (wie im alten Rom bei den Wagenrennen), der zwar die Zügel in der Hand hat, aber die Pferde laufen lassen muss. Die Synchronisation aller beteiligten ist dabei, so finde ich, das Wichtigste. Mir gefällt in diesem Zusammenhang der englische Begriff des Dirigenten, nämlich „conductor“ viel besser. Das kommt vom lateinischen „conducere“ und heißt so viel wie „zusammenführen“. Das versuche ich als Chorleiter und Dirigent zu tun. Zusammen zu führen, was einzeln (menschliche Stimme des Einzelindividuums, verschiedene Orchesterinstrumente) ist.

Gab es besondere Momente als Chorleiter,
an die du dich gerne erinnerst?

Ja, da gab es einige. Um alle zu nennen, würde das aber den Rahmen dieses Interviews sprengen. Zu meist sind es aber bestimmte Stücke oder Werke, die einen von Anfang an fesseln. Ich denke da an Stücke aus der geistlichen Chormusik von Heinrich Schütz, an das Credo aus der Missa brevis in B-Dur KV 275 von Wolfgang Amadeus Mozart, an das Os justi von Anton Bruckner
oder an den dreiundvierzigsten Psalm „Richte mich Gott“ von Felix Mendelssohn-Bartholdy. Und wenn dann ein Chor oder ein Ensemble dieses Werk so umsetzt, wie man es sich vorstellt, dann ist so ein besonderer Moment einfach da.

Gibt es ein Projekt, das du gerne in nächster
Zeit verwirklichen möchtest?

Ja, da gibt es so zwei Dinge, die ich noch gerne machen würde in meinem Leben. Erstens möchte ich alle Mozartmessen, die Wolfgang Amadeus Mozart komponiert hat aufführen – das sind ca. 15 vollständig ausgeführte Messkompositionen (ohne das unvollständige Requiem), zweitens reizt es
mich, von Heinrich Schütz die gesamte „Geistliche Chormusik“ zu interpretieren – einen Teil davon hatte ich schon die Ehre aufführen zu dürfen.

Wo können sich Interessierte melden, die
gerne in deinen Chören mitsingen möchten?

Am Besten man meldet sich direkt bei
mir.
Tel.: +43 676 4291073
E-mail: franz.josef.isak@me.com

Hörbeispiele und CD – Produktionen, die
meine musikalische Arbeit dokumentieren
sind unter
www.msc-media.at
und unter
www.vokalensemble.at
zu finden.