Organisation

Referat für Kirchenmusik

Chor im Monat Jänner 2022

Mag. Sylvia Steinkellner mit ihrem Jugendchor Tanzenberg

Mag. Sylvia Steinkelnner
Mag. Sylvia Steinkelnner

Gerda Heger war bei Sylvia Steinkellner zu Gast in Tanzenberg. Im Probenraum des Marianums wurde über das Wirken als Chorleiterin des Jugendchores Tanzenberg gesprochen. Sylvia Steinkellner unterrichtet Geschichte und Musik, ist Chorleiterin, Sängerin und Organistin.

Liebe Sylvia, wie hast du deine Kindheit bezüglich Musik und Kirche erlebt und wie kannst du das in deinem Beruf leben?

- Meine Kindheit habe ich in Bezug auf Musik bzw. Kirche sehr schön erlebt. In unserer Familie war das Singen immer ein großer Bestandteil. Das heißt, ich habe ältere Geschwister und auch Eltern, die selber gesungen und Musik praktiziert haben. Mein Vater war Kirchenchorleiter und meine Mutter Mitglied. Die Brüder meines Vaters hatten auch ein Männerquartett und mein Vater war auch Chorleiter des gemischten Chores Reichenfels. Ich bin also in eine Gesangsmusikerfamilie hineingeboren. Bei uns hatte und hat Religion einen sehr großen Stellenwert und viele hatten auch kirchliche Funktionen inne. Mein Vater zum Beispiel war im Pfarrgemeinderat. Wir sind wirklich jeden Sonntag in die Kirche gegangen und das war damals schon immer um 7.30 Uhr in der Früh. Also Aufstehen, Augen auf, Ton heraus! So bin ich kirchlich, musisch sozialisiert worden. Und das hat eine große Faszination auf mich ausgeübt, unter anderem auch die Klänge in der Kirche. Ich glaub, es waren auch der Kirchenraum, die Orgel und die Akustik, die mich geprägt haben. Ich singe eigentlich seit meinem 12. Lebensjahr im Kirchenchor. Meine ganze Familie hat mitgesungen und die Leitung war auch immer in Händen meiner Familie. Mittlerweile leitet meine Nichte den Kirchenchor. Ich bin Kirchenchorstellvertreterin und Organistin in meiner Heimatpfarre. Dieser schöne Rahmen, der Schmuck, der Kirchenraum an sich hat für mich eine Auswirkung auf das Seelenempfinden der Menschen und das ist für mich Spiritualität. Deswegen glaube ich, dass das Christentum in der Kirche bleiben soll, was die Feier der Eucharistie betrifft. Für meine Tätigkeit hier an der Schule in Tanzenberg – ich habe das Glück, dass hier vor Ort eine wundervolle Kirche ist – achte ich darauf, dass wir ganz oft im Kirchenraum musizieren. Auch mit den Schulklassen geh ich ab und zu in die Kirche. Ich sehe, die Kinder werden ruhig, die Augen werden groß und die Ohren öffnen sich, da ist Platz für ein paar Seelenklänge und wenn es auch nur ganz kurz ist.

Ich bin jetzt ca. 25 Jahre an der Schule und davon bin ich 24 Jahre Chorleiterin und diese Arbeit mit den Kindern macht mir heute noch große Freude. Und das ist nicht nur das Singen. Kürzlich bin ich von Schülern gefragt worden, was das Singen mit ihnen ausmacht und da kann ich sagen, einerseits diese Vermischung der wunderschönen Singstimmen, die eigentlich durch die Jahre immer gleich qualitätsvoll geblieben sind. Was ich schon bemerke ist, dass die Praxis fehlt. Zu Hause wird wenig gesungen. Ich hole sie mit ihren 10 Jahren ab, aber diese Freude, die ich dann hier erlebe und diese kontinuierliche Öffnung der Stimmen, dieser Klang macht mir heute noch Spaß. Und ich muss aber sagen, was die Geschicklichkeit betrifft, sind die Kinder heute geschickter als noch vor 10 Jahren, sie sind schneller in der Auffassungsgabe. Wir können sogar in der Unterstufe in der 1. Klasse zweistimmig singen, wenn wir gut üben. Zu mir in den Chor kommen wirklich nur die, die Freude am Singen haben. Neben dem musikalischen Tun ist hier auch Platz für menschliche Begegnungen; die Chorstunde ist der Raum, wo sich die Kinder fallen lassen können, wo es um ihre Persönlichkeit geht. Deshalb ist das Singen mit Jugendlichen für mich ganz wichtig, aber auch in der Verbindung mit dem kirchlichen Aspekt. Wir singen zwar viele verschiedene Stile und Musikrichtungen, aber auch viel Kirchenmusik, gestalten Gottesdienste und die Kinder sind mit Freude und Begeisterung dabei.

Was macht für dich „Faszination Chor“ aus?

- Das Formen eines Chorklangs, dieses Erklingen einzelner Stimmen und diese dann Zusammenformen, macht große Freude. Das funktioniert mit viel Probenarbeit. Wenn dieser Chorklang dann da ist und ich vor dem Chor stehe, bekommt man eine Klangwelle, die dich selber einfach glücklich macht. Was ich wirklich gern mag, sind die unterschiedlichen Stimmen, die auch bei diversen Soli in Einsatz kommen. Zuerst bei den Jüngeren haben wir die kindliche Stimme, später die etwas behauchte Stimme in der Pubertät, und die Größeren, wo die Stimme immer präsenter wird und das dreistimmige Singen durchaus möglich ist. Diesen Kinder- bzw. Jugendchorklang mag ich am Liebsten, den zieh ich auch dem Erwachsenenchor vor. Was für mich noch faszinierend ist, ist der Auftritt. Sie singen oft total unkonzentriert bei den Proben und liefern aber beim Auftritt 100 % ab. Darum ist der Auftritt oft ein besonderes Erlebnis, die Verbundenheit untereinander und die Verbindung zum Chorleiter.

Der Jugendchor Tanzenberg zählt sich zu den Pueri Cantores, einer Vereinigung von katholischen Knaben-, Mädchen-, Kinder- und Jugendchören. Wie sieht diese Mitgliedschaft aus?

- Pueri Cantores entstand 1947 in Frankreich. Wir treffen einander ca. alle 2 Jahre in einer europäischen Stadt und man kommt aus dem Staunen nicht heraus, wie unterschiedlich die Chöre sind und welches Niveau manche Chöre erreichen. Für uns als kleiner Schülerchor ist das wirklich eine große Bereicherung und wir lernen so viel mehr kennen durch das Singen. Die Gottesdienste, wo hunderte Jugendliche eine Messe gestalten in großen Domen, das gibt solche Kraft, das selbst atheistische Kinder sagen: „Danke, das war schön“. Die Kinder lernen dabei auch ganz viel, sowohl musikalisch als auch kulturell. Es gibt auch einen kleinen Verein in Österreich, der Austausch ist einfach großartig. Wenn wir uns zu den Treffen aufraffen, dann bringt das ganz viel Input und Freundschaften entstehen. Ich habe auch einen pädagogischen Auftrag in Richtung Religion und da find ich diese Initiative sehr wichtig. Im Jahr 2023 soll ein Treffen in Wien stattfinden mit den umliegenden Nachbarländern Tschechien und der Slowakei. Das letzte Treffen war am Pöllauerberg 2019.

Gibt es ein persönliches Highlight deiner bisherigen Tätigkeit?

- Es sind viele Erlebnisse, die ich gerne in Erinnerung halte: Schulkonzerte mit Schulorchester, Firmungsmessen in unserer Kirche, Projekte, unzählige Reisen. Viele schöne Erlebnisse, CD-Aufnahmen, Bundesjugendsingen. Die letzten 5 Jahre waren sicher sehr besonders.

Was willst du in nächster Zukunft verwirklichen, gibt es ein Herzensprojekt?

- Ich würde gerne ein schönes Kirchenkonzert gestalten, ein weltliches Konzert erarbeiten und auch ein Barockfest veranstalten mit einer Barockoper. Und nochmal einen guten Grundstock aufbauen, der in den nächsten Jahren gut wachsen und reifen kann.