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Referat für Kirchenmusik

Gott, heilger Schöpfer aller Stern

Ein alter Hymnus für die Adventzeit - neu arrangiert

Gott, heilger Schöpfer aller Stern – (Gotteslob Nr. 116)  mp3-Hörbeispiel, aufgenommen beim Chorsingtag für Frauenstimmen am 10. November 2012 in Friesach unter Leitung von Christoph Mühlthaler, der das Lied anschließend noch weiter arrangiert und bearbeitet hat.
Gott, heilger Schöpfer aller Stern – (Gotteslob Nr. 116) mp3-Hörbeispiel, aufgenommen beim Chorsingtag für Frauenstimmen am 10. November 2012 in Friesach unter Leitung von Christoph Mühlthaler, der das Lied anschließend noch weiter arrangiert und bearbeitet hat.
Gott, heilger Schöpfer aller Stern
Vincent van Gogh - Sternennacht an der Rhone (© Foto: commons.wikimedia.com / google art project)
Vincent van Gogh - Sternennacht an der Rhone (© Foto: commons.wikimedia.com / google art project)

Als musikalischer Impuls für den diesjährigen Advent wurde bei einem Chorsingtag in Friesach das Gottesloblied (Nr.116)  "Gott, heilger Schöpfer alle Stern" aufgenommen und von Christoph Mühlthaler weiter bearbeitet bzw. instrumentiert. Die hier veröffentlichte Hörprobe kann als Studiernhilfe beim Erlernen dieses 1000 Jahre alten Hymnus dienen.

Liturgiereferent Klaus Einspieler schreibt über dieses selten gesungene Adventlied:

Das Lied geht auf den Hymnus Conditor alme siderum zurück, der in der Spätantike entstanden ist. Die Textfassung im Gotteslob wurde von Thomas Müntzer geschaffen, der den Gesang vom Lateinischen ins Deutsche übertragen hat. Von den Bearbeitern des Gotteslobes ist sie den gegenwärtigen Erfordernissen angepasst worden. Die älteste erhaltene Aufzeichnung der Melodie stammt aus dem Hymnar des Klosters zu Kempten aus dem Jahre 1000.

Die erste Strophe richtet sich an Gott, den Schöpfer. Die Geschöpfe, die sich von ihm entfernt wissen, bitten um die Erleuchtung, damit sie Jesus Christus als den Mensch gewordenen Sohn Gottes erkennen. Durch die Sünde ist nämlich das Bild des Menschen von Gott getrübt. Er lebt nicht mehr in der unmittelbaren Gottesnähe des Paradieses, sondern bedarf des himmlischen Lichts, um die Nähe Gottes erfahren zu können. Um diese Gefangenschaft des Menschen in der Sünde zu durchbrechen, die letztlich zum ewigen Tod führt, ist Christus gekommen. Damit klingt ein Motiv aus der Kindheitsgeschichte des Matthäus an. Ihm folgend ist der verheißene Emmanuel gekommen, um sein Volk von seinen Sünden zu erlösen (Mt 1,21).
Das Kommen Christi geschieht zur der Stunde, da sich die Welt zum Abend wandte (3. Strophe), das heißt, als die Ausweglosigkeit menschlichen Daseins offen zu Tage getreten ist. Der Abend ist die Schwelle zur Nacht, die Zeit des untergehenden Lichts, also ein Bild für den bevorstehenden Tod. Diesem Dunkel der Todesnacht stellt sich Christus als Licht entgegen, das aus dem Schoß der Mutter Maria hervortritt. Maria, die Frau aus Nazaret, ist zu seiner Wohnstätte geworden. Aus ihr tritt das Licht, das die Heiden erleuchtet (Lk 2,32), hervor.
Das Kommen Christi in der Weihnacht trägt bereits die Züge von Ostern an sich (4. Strophe). Seine Macht hat sich gezeigt, als er sich selbst erniedrigt und am Kreuz hingegeben hat. Durch die Auferstehung ist sein Weg zu unserem Weg aus dem Dunkel ins Licht geworden. Darum beugen sich vor ihm alle Knie, im Himmel und auf Erden. So singt bereits ein frühchristlicher Hymnus, den Paulus in den Brief an die Philipper hat einfließen lassen (Phil 2,10).
Der Advent erinnert uns an das Warten Israels und der Völker auf Heil und Erlösung. Zugleich werden wir aber auch ausgerichtet auf Christus, der kommen wird, zu richten die Lebenden und die Toten, wie wir im Glaubensbekenntnis sprechen (5. Strophe). Als Christen leben wir im Bewusstsein, für unser Leben Rechenschaft ablegen zu müssen. Es ist einzigartig und einmalig, gerade daher so kostbar. Auch dazu ist Christus gekommen, uns zu zeigen, wie wir leben sollen, wie das Leben mit Sinn erfüllt werden kann. Dazu braucht es den Glauben und die Breitschaft, an seinem Wort Maß zu nehmen. Freilich steht über all dem die Zusage, dass der kommende Richter der ist, der Schuld und Pein auf sich genommen hat, um uns ins Leben zu führen. Der Richter ist also nicht der Rächer, sondern der Retter.

Weil das so ist, schließt das Lied mit einem Lobpreis des dreifaltigen Gottes. Ihm schulden wir Lobpreis und Dank, weil er uns teilhaben lässt an seinem göttlichen Leben.

 

Der Liedtext:

1.Gott, heilger Schöpfer aller Stern, / erleucht uns, die wir sind so fern, / dass wir erkennen Jesus Christ, / der für uns Mensch geworden ist.

2.Denn es ging dir zu Herzen sehr, / da wir gefangen waren schwer / und sollten gar des Todes sein; / drum nahm er auf sich Schuld und Pein.

3.Da sich die Welt zum Abend wandt, / der Bräutgam Christus ward gesandt. / Aus seiner Mutter Kämmerlein / ging er hervor als klarer Schein.

4. Gezeigt hat er sein groß Gewalt, / dass es in aller Welt erschallt, / sich beugen müssen alle Knie / im Himmel und auf Erden hie.

5. Wir bitten dich, o heilger Christ, / der zu zukünftig Richter bist, / lehr uns zuvor dein' Willen tun / und an dem Glauben nehmen zu.

6. Lob, Preis sei, Vater, deiner Kraft / und deinem Sohn, der all Ding schafft, / dem heilgen Tröster auch zugleich / so hier wie dort im Himmelreich. / Amen.
 

Kirchenmusikreferent Christoph Mühlthaler empfiehlt:

Beim Singen im Gottesdienst ist es sehr wichtig, das Singen der Strophen aufzuteilen (ab 4 Strophen empfehle ich das ohnehin immer). Der Hymnus dauert in Summe zweieinhalb Minuten, ist also kürzer als viele andere Gesänge, die zum Beginn eines Gottesdienstes gesungen werden, und kann zu Beginn oder aber auch am Ende der Kommunion als Dankgesang gesungen werden. Ebenso wäre eine Zuteilung bei der Gabenbereitung möglich, bei der auch als Möglichkeit "der liturgischen Zeit ensprechende Gesänge" gesungen werden können.
Zum Beispiel:
1. Strophe Alle
2. Strophe 1. Gruppe (alle auf der linken Seite)
3. Strophe 2. Gruppe (alle auf der rechten Seite)
4. Strophe 1. Gruppe
5. Strophe 2. Gruppe
6. Strophe Alle

im Wechsel mit einem Kantor oder einer kleinen Schola
1., 3. und 5. Strophe Kantor
2., 4. und 6. Strophe Alle