Organisation

Katholisches Bildungswerk

“Entängstigt euch!”

 (© Foto: Mag. Birgit Wurzer)
(© Foto: Mag. Birgit Wurzer)

Ob real oder herbeigeschrieben: Die Ängste in der Bevölkerung rund um die Migrations- und Flüchtlingsfrage haben im letzten halben Jahr einen neuen Höhepunkt erreicht.
Ganz oft ist zu hören: "Die Flüchtlinge bedrohen den Wohlstand". Oder: "Dann finde ich keinen Kindergarten-Platz mehr für mein Kind". Die Menschen fühlen eine große Unsicherheit und versuchen, Erklärungen zu finden.

Univ. Prof. Dr. Paul Zulehner präsentierte am Vormittag des 21. Mai 2016 in den Räumlichkeiten der Katholischen Hochschulgemeinde sein neuestes Buch „Entängstigt euch!“. Auf Einladung vom Katholischen Bildungswerk und der Caritas berichtete er von seiner aktuellen Studie, die sich mit der Frage auseinandersetzt, warum die einen Flüchtlinge abwehren und das Thema der Angst überwiegt, während die anderen sich furchtlos für geflüchtete Menschen einsetzen.

Gemäß Zulehner ist Europa ein „Kontinent der Angst“ und er stellt fest, dass es unterschiedliche Arten von Ängsten gibt: Monika Renz wird zitiert, die davon ausgeht, dass bei den Wurzeln der Seele eines jeden Menschen, wenn er das Licht der Welt erblickt, eine Urangst lauert – ein Misstrauen in die Wirklichkeit. In den ersten Lebensjahren geht es darum, diese Angst zu zähmen und Vertrauen in das Leben aufzubauen. „Lernt ein Kind in festen Bindungen Vertrauen, dann kann es in seinem Leben auch lieben und glauben,“ heißt es bei Renz.

Zulehner spricht des Weiteren von biografischen Ängsten, die in der Lebensgeschichte entstehen können, wie z. B. Angst vor dem Verlust eines Angehörigen oder vor Krankheit. In Bezug auf die Flüchtlingsthematik ist ein Teil der Ängste direkt mit dem Flüchtlingsdrama verbunden, z. B. Angst um den Arbeitsplatz, vor Lohndumping oder die um den erreichten Wohlstand. Die größte Angst ist jedoch die diffuse Angst. Das ist auch die Angst, die politisch vermehrt werden kann. Es wird festgestellt, dass die Flüchtlingsthematik vielen Politikern sehr gelegen kommt, denn daran können bereits lange bestehende Themen abgearbeitet werden: leistbarer Wohnraum, steigende Arbeitslosenrate, etc.

Nach dem Vortrag von Prof. Zulehner gab es ausreichend Zeit, um mit den anwesenden Vertreterinnen und Vertretern aus Gemeinden, Pfarren und den NGO´s über mögliche „Wege aus der Angst“ zu diskutieren.

Als Fazit der Veranstaltung kann der Buchtitel als Apell wiederholt werden: „Entängstigt Euch!“, denn im Kontext der Angst ist es nicht möglich, zu glauben und zu lieben. Angst entsolidarisiert.

Ein Bericht von Mag. Birgit Wurzer, Regionalreferentin der Katholischen Aktion