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Katholisches Bildungswerk

Den Armen zurückzugeben, was ihnen zusteht

Caritas Präsident Michael Landau sprach über Glauben & Handeln

Caritas-Präsident Michael Landau (© Foto: KH Kronawetter)
Caritas-Präsident Michael Landau (© Foto: KH Kronawetter)

„Wir leben in einer Kultur des Wegwerfens, in der der Wert eines Menschen ökonomisch bemessen wird, so dass der Tod eines Kindes im Sudan kein Aufreger ist, aber eine negative Entwicklung der Aktienkurse zu einem gewaltigen Rauschen im Blätterwald führt.“ Diesen dramatischen Appell richtete Caritas Präsident Michael Landau am 5. November im Haus Concordia in Klagenfurt an die Katholiken in Österreich.

Glauben & Handeln sind für Christen eine Einheit, und zum Christsein gehört wesentlich den Schrei der Armen zu hören. Denn christlicher Glaube ist keine Privatsache. Christliche Nächstenliebe ist keine Aktivität für eine christliche Neigungsgruppe, sondern Wesensvollzug aller Glieder der Kirche. Liebe beginnt mit dir, weil wir nach dem Wesen Gottes geschaffen sind,  betonte der Caritas Präsident.

Im Rahmen der Schwerpunktwoche „Glauben & Handeln“ des Katholische Bildungswerkes Kärnten referierten Caritas Präsident Michael Landau, die Obfrau des Kärntner Netzwerkes gegen Armut und soziale Ausgrenzung Sieglinde Trannacher und P. Hanzej Rosenzopf SDB und Krista Hutter von der Iniciativ Angola über die Dimensionen zeitgemäßer Solidarität und die verändernde Kraft des Glaubens.

Caritas Präsident Michael Landau verwies in seinen Ausführungen darauf, dass die Zuwendung zu den Armen und eine situationsgerechte Hilfe eine Einsicht in die Zusammenhänge des Systems voraussetzt. Eines Systems, das den Reichtum der Einen auf der Ausbeutung der anderen aufbauen lässt. Wohlstandinseln in einem Meer von Armut sind nicht auf Dauer stabil. Ganz praktisch heißt es, dass die Kürzungen im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit ungerecht sind. Wenn mit einer Million Euro 12.000 Menschen nachhaltig aus der Situation des Hungers befreit werden können, dann sind das 12.000 Menschen weniger, die wackelige Boote besteigen und versuchen nach Europa zu kommen.

Offene Ohren für den Schrei der Armen zu haben, bedingt ebenso, dass die Kirche überlegt, wie in Zukunft ihre Strukturen aussehen sollen, so der Präsident der Caritas Österreich. Notwendig nach dem Sinn der Heiligen Schrift ist nicht nur eine Kirche, die sich um die inneren Abläufe kümmert, sondern die ebenso strukturell sicherstellt, dass sie die Not der an den Rand Gedrängten sieht. Die Kirche gehört an die Seite der Armen jenseits der Strukturfragen.

Papst Franziskus fragt in diese Situation. „Sind wir mutig, die neuen Wege zu beschreiten, die die Neuheit Gottes uns anbietet oder verteidigen wir uns eingeschlossen in vergängliche Strukturen, die ihre Aufnahmefähigkeit verloren haben.“ Für die Kirche in Europa und Österreich bedeutet das nichts weniger, als die Hörsäle der Theologie um die Begegnung mit den Armen zu erweitern.

Die Kirche muss Sprachrohr all der Ausgegrenzten, vermeintlich Überflüssigen, von der „Entsorgung“ Bedrohten sein. Es kommt auf jeden einzelnen an, das eine faire, gerechte, zukunftstaugliche Welt Wirklichkeit wird, nicht als Pflicht, die es abzuarbeiten gilt, sondern als Weg, der in die Weite, in die Freiheit, ins Leben und zu Gott hinführt.

Sieglinder Trannacher verwies auf die prekäre Situation am privaten Wohnungsmarkt in Kärtnen aufgrund jahrelanger falscher Wohnpolitik. Armutsbetroffene Menschen können sich wohnen nicht mehr leisten. Die Aufgabe des Netzwerkes gegen Armut und soziale Ausgrenzung ist es, Druck auf die politisch Verantwortlichen  aufzubauen, um Verbesserungen auf gesetzlicher Ebene zu erreichen. Erfreulicherweise gibt es immer Menschen, die  mehr tun, als es ihre Pflicht ist und die ihre Talente, die sie haben, für andere nutzbar zu machen. Dabei machen sie die Erfahrung: Wer teilt, wird reich.

Die Iniciativ Angola begann 1996 mit einer Tombola und betreut derzeit 8 große Projekte. Der entscheidende Erfolgsfaktor liegt für P. Hanzej Rosenzopf darin, dass die Jugendlichen sich mit den hilfsbedürftigen Menschen auseinandersetzen und wissen, wofür sie sich einsetzen. Mittlerweile waren 50 Jugendliche bei einem Einsatz in Angola. Wer in Angola war, gibt diese Wissen und diese Erfahrung an Kärntner Jugendliche weiter.  Jedes Jahr finden sich  darüber hinaus 30-40 Jugendliche, die in den Sommermonaten arbeiten und einen Teil ihres Lohnes an Projekte spenden. Es werden von Jugendlichen Konzerte und internationale Fußballturniere organsiert. Jugendliche sind bereit an die Grenzen zu gehen.

Caritas Präsident Michael Landau betonte abschließend, dass dort wo Not ein Gesicht bekommt, es eine hohe Bereitschaft gibt, etwas zu tun. Denn eine Generation von Egoisten sieht anders und junge Menschen sind nicht weniger solidarisch. In Zukunft wird die Frage wichtiger werden: Was stiftet Solidarität, was stärkt Menschen dabei  genauer hinzuschauen?