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Katholisches Bildungswerk

Man stelle sich vor….!

Seltsame und spannende Entdeckungen bei GanzOhr! Ausbildung in Möllbrücke

Man stelle sich vor, jemand hätte durchs Fenster gesehen! Na, da hätte sich der- oder diejenige wohl mehr als gewundert und verdutzt geschaut. Sich vermutlich gedacht, dass die ja alle spinnen und die Menschheit jetzt komplett verrückt wird. 

Denn was hätte diese neugierige Person an diesem windigen Wochenende hinter den Scheiben der Bibliothek Lurnfeld in Möllbrücke entdeckt?

Eine Gruppe von Menschen, die sich gemeinsam in einen Kreis setzt, um auf ein Wasserglas und einen Tennisball zu starren und sich darüber auch noch ausgiebig unterhält. Frauen, die komische Grimassen schneiden, wie beim Bundesheer im Gleichmarsch marschieren, ihre Stimmen verstellen, unsinnige Wörter aneinanderreihen, von denen nur „Karawane“ als halbwegs verständlich vernommen werden kann. Die sich eine Maske aufsetzen und durch den Raum wandeln, die gespannt zusehen, wie eine von ihnen Mäuse aus einem Sack zieht. Die von „Go Go´s, Slow Go´s und No Go´s” sprechen. Die Fische mit unterschiedlichsten Gefühlen bestaunen, bei denen Dracula zum Leben erweckt wird, sich Bären und Riesen auf einer Brücke umarmen und Wörter als etwas ganz Kostbares und Teures gesehen werden.

Oh ja, diese neugierige Person hätte sich wohl früher als später vom Fenster entfernt, um seiner Familie, seinen Freunden und Bekannten von seinen Entdeckungen zu erzählen und um es dann doch sein zu lassen, da es wohl doch keiner geglaubt hätte.

Nun, hätte dieser Mensch gewusst, dass in den Räumlichkeiten der Bibliothek gerade eine Ausbildung zum_zur VorlesepatIn stattfindet – er hätte sich wohl nicht weniger gewundert, sich aber vielleicht getraut zu fragen, für was das Ganze denn gut sei.

So hätte er von den Referent_innen Markus Achatz, Katharina Wagner, Barbara Mödritscher und Cindy Sablatnig erfahren, dass gelungenes Vorlesen so allerhand abverlangt. Wir benötigen dazu unsere vollste Konzentration und Präsenz, einen bewussten, abwechslungsreichen und adäquaten Einsatz unserer Stimme und unseres Körpers. Wir müssen wissen, welche Literatur sich für welche Zielgruppe eignet und welche Hilfsmittel verwendet werden können, um eine Vorlesesituation gut zu gestalten und die Zuhörer_innen in meinen Bann zu ziehen. Vor allem hätte dieser neugierige Mensch erfahren, dass alle dieser Gruppe freiwillig zusammengekommen sind. Weil sie Bücher lieben und ihre Freude am Lesen mit anderen teilen, in Form des Vorlesens weitergeben möchten. Weil sie Kindern, Erwachsenen und Senior_innen in den unterschiedlichsten Institutionen ein Stück ihrer Zeit und ihrer Aufmerksamkeit schenken und „GanzOhr!“ für sie und sich selbst sein möchten.

Ob der Fensterspäher dann verstanden hätte, wozu all diese seltsamen Übungen und vorgetragenen Inhalte gut sind, bleibt wohl der eigenen Vorstellung und der Frage überlassen, wie sehr man selbst Bücher liebt und sich vorstellen könnte an einer solchen Ausbildung teilzunehmen.