Organisation

Katholische Aktion

Weihnachten ist in Wirklichkeit weit draußen

Pressemitteilung der Katholischen Aktion Österreich (KAÖ)

Mit zwei besonderen Zeichen vor der Krippe will die Katholische Aktion Österreich (KAÖ) die herausfordernden Situationen in das Weihnachtsfest bewusst hineinnehmen: mit einem „Stein des Hasses“ und einer „Blume der Bedrängten“.

Wir empfehlen allen Menschen, eine Krippe aufzustellen, in einfacher Weise, mit dem Kind in der Mitte, inmitten von liebenden Menschen wie Mutter und Vater, unter den Tieren, in die Schöpfung eingebunden. Dieses Aufstellen empfehlen wir im eigenen Zimmer, in der Wohnung, im Haus, in den Betrieben, in den Schulen, den Hotels und an frequentierten Plätzen. Für viele ist das zur Selbstverständlichkeit geworden und das finden wir fein.

Krippe “Fatima“ (erweitert durch Rose)
Krippe "Fatima" (erweitert durch Rose); Bildrechte: Rolanda Honsig-Erlenburg; Rose:Pixabay

Im heurigen Jahr empfehlen wir, vor der Krippe einen „Stein des Hasses“ dazuzulegen und einer „Blume der Bedrängten“ Platz zu geben. Die beiden Zeichen stehen dafür, dass wir in besonderer Weise den überall aufkeimenden Hass, die weitverbreitete Gier und alle menschenverachtenden Tendenzen bewusst bedenken und „bebeten“. Der Blick auf die Krippe, auf das Kind, auf Jesus kann uns in dieser Situation Orientierung und Heilung schenken. Wer Jesus schaut, sieht Gott. Das tiefe Geheimnis des Lebens sehnt sich nach Frieden, Versöhnung, Mitweltgerechtigkeit und Fairness. Dieser Lebenswunsch möge sich überall ausbreiten, in einem respektvollen Mit- und Nebeneinander auf dieser Erdkruste.

Als KAÖ verbinden wir mit diesen beiden Zeichen die Sehnsucht nach Frieden, und inständig bitten wir die politisch Verantwortlichen, dem Frieden uneingeschränkt zum Durchbruch zu verhelfen, jedwede Feindbilder und Sündenbockmechanismen außer Kraft zu setzen und diese nicht weiter als miserables Handwerkszeug zum Politisieren einzusetzen. In besonderer Weise denken wir auch an die Stärkung eines hellwachen Bewusstseins, das den subtilen Formen von Gewalt und Menschenverachtung in den neuen Populismen gewachsen ist und diesen kritisch gegenübersteht.

Immer mehr Menschen gehen am Heiligen Abend und zu Weihnachten in die Natur. Sie spüren die heilsame Wirkung und den tiefen Frieden in ihr. Sie schmücken auf einfache Weise einen Baum und spüren dabei, dass die Krippe in Erinnerung an die Geburt Jesu eigentlich draußen und Gott im Fremden, bei den Geringsten, den Hirten Platz gefunden hat und heute findet. Wir erinnern und ermutigen die Kirche selber als soziales Lebewesen und gleichzeitig als Institution, aufzubrechen in die Fremde nach draußen, Privilegien und anschmiegsame Gewohnheiten angesichts des Kindes draußen aufzubrechen. Das Kind kam nicht im Zentrum der Macht zur Welt, hat nicht in großen Häusern Platz gefunden. Die Kirche als ganze muss gerade zu Weihnachten draußen Platz nehmen, in der Kälte der Bedrängten, in der Unsicherheit der Flüchtenden, auf den Wegen der Heimatlosen.

Wir wissen uns in diesem Anspruch mit Papst Franziskus verbunden, der immer wieder die Selbstreferenzialität der Kirche und des Klerus geißelt. Dieses „Draußen“ durchbricht die Herzlosigkeit gegenüber allem Fremden und Ungewohnten. So wie eine Beheimatung und ein Wohlfühlen zum Leben und zu Weihnachten gehört, so muss die Sensibilität für die und das Interesse an den Notleidenden und den Bedrohungen unserer Zeit da sein. Es darf kein Weihnachten ohne das Aufreißen verhärteter Herzen geben, gerade auch in der Kirche selber. Erst das tiefe Eintauchen im Anderen, im Fremden, ja im „Feind“, wird Frieden und Versöhnung hervorbringen können.

Als KAÖ ist uns weiter ein besonderes Anliegen, dem „convivialen Leben“ wieder mehr Bedeutung zu geben, diese Lebensart zu pflegen und den „technogenen Habitus“ bewusst zurückstellen. Gastfreundschaft muss der Ausgangspunkt für alles sein, die Freude an Überraschungen und eine Art von glücklicher Genügsamkeit. Die Kraft des Singens und des gemeinsamen Betens wird so spürbar, die Meditation und die Stille vor der Krippe machen uns mittiger. Im Gegensatz dazu steht das technogene, algorithmusbasierte Lebensmodell mit der Selbstoptimierung aller Lebensbereiche. Das für die Erdkruste nicht mehr verträgliche Wachstumsdenken, die Beschleunigung aller Lebensbereiche und die innere und äußere Distanziertheit zu Notleidenden und Bedrängten müssen gerade in den Weihnachtstagen abnehmen.

Im Sternsingen der katholischen Jungschar sehen wir eine besondere Form des convivialen Lebensmodells. Die Dreikönigsaktion findet „draußen an den Türen“ statt. Mit Blick auf und den Glauben an eine mögliche globale Gerechtigkeit und Fairness gehen Kinder und Erwachsene von Tür zu Tür, für sie persönlich in die Fremde, und erzählen vom Segen durch dieses Kind Jesus in der Krippe. Friede und Segen breiten sich so in besonderer Weise aus. Gerade das Sternsingen zeigt uns: Weihnachten ist in Wirklichkeit immer wieder draußen.

Ferdinand Kaineder, Katharina Renner, Brigitte Knell

s. auch KAÖ-Dossier „Der Weg zum Frieden“

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Mag. Josef Pumberger

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