Organisation

Katholische Aktion

Rudolf Likar

Über Glaube und Werte

Foto: Privat
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Dr. Rudolf Likar ist Primar im Klinikum Klagenfurt und ehrenamtlich u.a. Vizepräsident der Katholischen Aktion Kärnten.

Glaube ist für mich: Wenn man es vom lateinischen hernimmt „fides“ Vertrauen, Glaube, zutrauen, ist Festhalten an moralisch ethischen Prinzipien. Glaube ist das Vertrauen an das Gute im Menschen, aber natürlich auch über die rationale Ebene hinweg vertrauen in eine höhere Ebene, in Gott.

Wenn ich an Kirche denke, denke ich an:
Nicht primär an den Ort Kirche im Sinne der Struktur, sondern weit darüber hinaus an Gemeinschaft, an Hilfsbereitschaft, soziale Vernetzungen, aber auch an Rituale, wenn man in die Kirche geht und z. B. eine Kerze anzündet.

Meinen persönlichen Wertekodex prägt vor allem:

  • Humanität
  • Toleranz
  • das Privileg Menschen zu helfen
  • mit offenen Armen aufeinander zugehen

Diese christlichen Werte haben heute besonders großen gesellschaftlichen Stellenwert:

  • Solidarität
  • Nächstenliebe und Hilfsbereitschaft
  • Nur eine funktionierende Gemeinschaft kann uns Stärke geben

Hilft Europas christliche Prägung in der Coronakrise?
Derzeit ist es fraglich, weil die Menschen in Gruppen gespalten sind: die, die egoistisch sind, keine Solidarität mehr haben, die Verschwörungstheoretiker und die andere Gruppe, die Angst hat. Wichtig wäre hier durch die christliche Prägung die Gemeinschaft zu stärken. Das Ganze auf eine rationale vernünftige Ebene zu bringen, um den Menschen zu helfen, die Menschen aus den Krisen zu bringen und aufeinander zuzugehen. Das hat nicht allein mit finanzieller Hilfe zu tun, sondern es geht hier um ein menschliches Miteinander.

Was könnte/sollte der Anteil von Kirche sein, um die Folgen der Pandemie zu meistern?

  • Mit offenen Armen auf die Menschen zugehen
  • christliches Gedankengut in alle Gesellschaftsschichten infiltrieren
  • Menschen abholen, auf sie zugehen, ihnen eine Lebensperspektive geben
  • Das Miteinander und den Sinn des Lebens stärken

Bei welchen Bruchstellen unserer Gesellschaft sehen Sie den dringendsten Handlungsbedarf?
Den dringenden Handlungsbedarf sehe ich derzeit durch die Pandemie in der uns drohenden Armut für eine gewisse Schicht, da die Mittelschicht wegradiert wird. Es wird nur mehr die sozial Schwachen geben und die Schicht mit den hohen Einkommen. Es braucht hier Solidarität, um den sozial Schwachen auf gleicher Höhe zu begegnen und ihnen ein Gefühl der Integration in die Gesellschaft zu geben. Es sollen die verschiedenen Religionsgemeinschaften dahingehend miteinander verschmelzen, dass sie füreinander da sind und nicht die Unterschiede ins Licht rücken.