Organisation

Katholische Aktion

„Menschenrechte brauchen unsere Sorge und Aufmerksamkeit“

KAÖ-PräsidentInnen-Team zum 75. Jahrestag der Erklärung der Menschenrechte (Pressemitteilung der KAÖ)

Zum 75. Jahrestag der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte am 10. Dezember rufen wir als Katholische Aktion Österreich zu zweierlei auf: Dankbarkeit und Achtsamkeit. Als Österreicher und EU-Bürger leben wir in einem Land und einer Region, in der die Menschenrechte in vielen Bereichen und zu einem großen Teil gesichert sind. Dass dies so ist, haben wir jenen vielen zu verdanken, die – über Jahrhunderte - für diese Rechte gekämpft haben, oft unter Einsatz ihrer Freiheit und auch ihres Lebens. Wir verdanken es auch jenen, die sich heute in Politik, Gesellschaft und auch Kirche tagtäglich dafür einsetzen, dass diese Rechte gesichert, mit Leben erfüllt und weiterentwickelt werden. Diesen Menschen sind wir zutiefst dankbar.

Gleichzeitig wissen und sehen wir tagtäglich, dass diese Rechte Milliarden unserer Mitmenschen in vielen Teilen der Welt vorbehalten oder abgesprochen werden. Ihre individuellen, bürgerlichen, sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen Rechte werden mit Füßen getreten. Die Menschenrechte sind werden universal noch ungeteilt verwirklicht.

Als Katholische Aktion können wir den 75. Jahrestag der Erklärung der Menschenrechte nur als Anstoß betrachten, uns weiterhin und noch stärker für den umfassenden Schutz der Menschenwürde und der Menschenrechte einzusetzen; und wir können dies nur bewerkstelligen in Zusammenarbeit mit allen gesellschaftlichen Kräften, die dasselbe Ziel haben.

Viele aktuelle Entwicklungen fordern dabei unsere Aufmerksamkeit heraus. Global betrachtet sind es zuvorderst diktatorische Regime, die vielen Kriege, Verfolgung aufgrund von Nationalität oder Religion sowie wirtschaftliche Ausbeutung und Marginalisierung. Aber auch der Klimawandel und dessen Folgen lassen sich nicht mehr ohne Einbeziehung von Menschenrechtsfragen behandeln. Die Verletzung von Menschenrechten anderswo hat in einer globalisierten Welt immer auch mit uns zu tun.

Hellwache Achtsamkeit sehen wir allerdings auch im Blick auf Österreich und die EU geboten. Die UN-Menschenrechtscharta war eine Reaktion auf das unsägliche Leid, dass Faschismus, Nationalsozialismus und der Zweite Weltkrieg über die Menschheit gebracht haben. Wenn heute in europäischen Ländern wieder faschistisch orientierte Parteien an die Macht kommen und autoritäre und totalitäre Kräfte im Aufwind sind, können wir das nicht achselzuckend zur Kenntnis nehmen. Gleiches gilt, wenn Flüchtlingen und Asylwerbern Schutz und Rechte nicht nur vorenthalten werden, sondern dies von einem nicht kleinen, wachsenden Teil der Bevölkerung auch gutgeheißen und verteidigt wird.

Aufmerksam nehmen wir auch jene Stimmen wahr, die Kritik üben an einer individualistisch überzogenen Interpretation der Menschenrechte, in der der Mensch zu wenig als Gemeinschaftswesen wahrgenommen wird. Auf Basis der Erfahrung und unseres christlichen Menschenbildes sind wir überzeugt, dass für gelingendes Menschsein ein gemeinschaftlicher Bezug wesentlich ist. Dass Menschenrechte auch Pflichten gegenüber anderen und der Gesellschaft mit sich bringen, hat die Menschenrechtserklärung selbst niedergeschrieben. In Punkt 29 der Deklaration heißt es: „Jeder Mensch hat Pflichten gegenüber der Gemeinschaft, in der allein die freie und volle Entfaltung der eigenen Persönlichkeit möglich ist.“

Mag. Josef Pumberger / www.kaoe.at