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Katholische Aktion

Interviews mit KAÖ-Präsident Ferdinand Kaineder im “Kurier” und in den “Salzburger Nachrichten”

Präsident der Katholischen Aktion Österreich fordert mehr Einbindung von Laien, das könnte auch dem Glaubwürdigkeitsverlust der Kirche etwas entgegensetzen

Für mehr Vertrauen in die kirchliche Basis und eine stärkere Beauftragung von Laien in den Pfarren, hat sich der Präsident der Katholischen Aktion Österreich (KAÖ), Ferdinand Kaineder, ausgesprochen. "Zu Ostern sehen wir immer, welch Ritualbedürfnis die Menschen haben". Diese Rituale seien für die Menschen "ein unglaublicher Schatz", sagte Kaineder in der Tageszeitung "Kurier" am Karsamstag. Der stärkere Gottesdienstbesuch zu den Hochfesten dürfe aber nicht über die Probleme hinwegtäuschen: "An den Sonntagen tun wir uns da schon schwerer, da erodiert das Ganze schon gewaltig".

Der Laienvertreter gab zu bedenken, dass sich viele Menschen von der amtskirchlichen Darstellung verabschiedet hätten. Die erleide gerade einen "massiven Relevanz- und Glaubwürdigkeitsverlust", so Kaineder. "Viele Menschen, nicht nur junge, gehen emotional auf Distanz." Die Ursachen dafür würden vom Missbrauch in der Kirche bis hin zur Geschlechtergerechtigkeit reichen. "Da ist momentan fast nichts zu gewinnen", sagte der KAÖ-Präsident.

Umso wichtiger wäre es, die Basis besser einzubinden, "ohne die ein lebendiges kirchliches Leben nicht möglich wäre". So wäre es etwa erleichternd, wenn die Bischöfe die Laien auch beauftragen würden, Taufen, Begräbnisse und andere Wortgottesdienste zu übernehmen, so Kaineder. Hier wolle die KA versuchen, den Blick der Bischöfe verstärkt in diese Richtung zu lenken. Eine weitere Hilfe könnten Gemeinschaftsgebäude wie Pfarrzentren sein, die für viele Menschen zugänglich sind. Dort passiere "alltägliche Lebendigkeit".

Den von Papst Franziskus initiierten weltweiten Synodalen Prozess sieht Kaineder als "große Chance", wenn er in ein neues Kirchenrecht und eine neue Kirchenverfassung münde. Andernfalls könnten sich noch mehr Menschen frustriert abwenden. Die Bischöfe sollten sich daher entsprechend für die Anliegen, die in diesen Beratungen zutage getreten sind, von mehr Beteiligung und Mitverantwortung bis zur Geschlechtergerechtigkeit, einsetzen, so der KAÖ-Präsident.

Gut, dass viel diskutiert wird

In den "Salzburger Nachrichten" (8. April) sagte Kaineder, die institutionelle Verfasstheit der Kirche bleibe hinter dem zurück, was der Anspruch Jesu war. "Das zeigt sich zum Beispiel daran, dass Frauen nicht die gleichen Zugangsmöglichkeiten zu liturgischen und anderen Leitungsaufgaben haben wie Männer. Oder am Umgang mit Menschen mit anderer sexueller Orientierung. Darüber sollten wir sprechen", so der Laienvertreter. Gleichzeitig werde in der Kirche viel diskutiert, was positiv sei, "und es sollte sogar mehr und vor allem öffentlich diskutiert werden".

Die Kirche müsse sinnbildlich "ins Gehen kommen". Jesus habe gehend Probleme gesehen, die Leute getroffen und geheilt, so Kaineder, für den Papst Franziskus eine treibende Kraft dafür sei, "dass nicht in den Palästen regiert wird, sondern dass wir als Kirche herumgehen". Das mache ihm das Leben im Vatikan "nicht gerade leicht", so der KA-Präsident, "denn dort ist mehr die Sesshaftigkeit daheim". Franziskus greife hingegen die Grundidee des Zweiten Vaticanums - das Volk Gottes unterwegs - "sehr schön und glaubhaft auf".