Improvisation und Lebenskunst
SCHEITER HEITER

Wie die Fähigkeit zur Improvisation den Umgang mit sich selbst und anderen im Alltag befruchten kann, durften die TeilnehmerInnen des Seminars Improvisation und Lebenskunst dank Hubert Klingenberger und Alexander Veit* auf spannende Weise erleben. Vom 3. bis 5. September 2015 trafen die spielerische Komponente des Improtheaters auf das eigene, mehr oder weniger verkopfte Sein. Bühne frei für Selbsterfahrung und Reflexion.
Es wurde viel gelacht und viel gelernt. Eine intensive Auseinandersetzung mit Bausteinen der Improvisation fand statt. Im sicheren Rahmen, motivierend und achtsam begleitet, konnten sich Verhalten und Haltungen im Spiel schonungslos und lustvoll begegnen. Der eigene Umgang mit sogenannten Angeboten – Irritationen, die außerhalb des eigenen Einflussbereiches und der Kontrolle liegen - konnte erprobt werden. Dem Motto „scheiter heiter“ treu bleibend, bereicherte der spielerische Blick auf die eigene Un-Fähigkeit des Einlassens und Blockierens ebenso wie die Erfahrungen von Momenten der Transformation und Resonanz. Veit:
Produziere viel, dann verlierst du die Scham. Scheitere und steh wieder auf.“
Askese (Übung) lautete ein Schlüsselwort, sich Biotope des Spielens im Alltag zu schaffen, die „Aber-Geister“ (Fridolin Stier) auszutreiben. Darüber hinaus freut sich das Kind in uns, oder wie Klingenberger es mit Nietzsches Worten formulierte:
Man muss noch Chaos in sich haben, um einen tanzenden Stern gebären zu können.“
Das Fazit: Improvisation zwischen unschuldigem, kindlichem Spiel und animierendem Lernangebot. Die gepflegte Begegnung mit inneren Zensoren und Mustern vermag einen belebenden Ausgangspunkt für Neues, für eigene Entwicklung zu öffnen. Ein „Ja genau“ und ein „Warum eigentlich nicht“ erweitern den Rahmen. Ein Zugewinn an Selbstironie und Humor, Spiel- und innerem Freiraum, Achtsamkeit und Handlungsfähigkeit, an individueller Lebenskunst...
Ein herzliches Dankeschön der TeilnehmerInnen erging an beide Referenten, die im Zusammen- und im Wechselspiel eine besonders dichte und intensive Qualität boten und das Seminar zu dem machten, was es war. Der allgemeine Wunsch nach einer Vertiefung im nächsten Jahr spricht für sich.
Das Bildungshaus Stift St.Georgen am Längsee bietet für so intensive Bildungsarbeit ein ansprechendes Ambiente und ist daher immer wieder beliebter Veranstaltungsort für Weiterbildungen des KBW.
* Klingenberger: Autor, Coach und freiberuflicher Erwachsenenbildner; Veit: Pantomime, Regisseur und Dozent für nonverbale Kommunikation