Organisation

Katholisches Bildungswerk

Willkommenskultur

 (© Foto: Daniela Miklautz)
(© Foto: Daniela Miklautz)

Das zweite Modul des Basis-Lehrgangs Integration und Dialog beschäftigte sich am 2. Februar 2016 mit dem Thema „Willkommenskultur und der Alltag von Geflüchteten“. Diesmal im Diözesanhaus, begrüßte Mag. Ernst Sandriesser, Diözesanreferent des Katholischen Bildungswerkes Kärnten die Anwesenden. Nach einer kurzen Vorstellung des Universitätslehrganges „Inklusionsbegleiter*in“ durch MMag. Daniel Wutti und Mag. Veronika Oelkrug thematisierte Mag.a Nadine Ruthardt, Flüchtlingswesen Land Kärnten, unter anderem das Asylverfahren, die 15a Vereinbarung, die Unterbringung von Asylwerber/innen und die Zielrichtungen des Landes Kärnten. Die Tendenz ginge klar in Richtung solidarische Verteilung und kleinere Quartiereinheiten.

„Je kleiner die Einheiten, desto selbstständiger können Geflüchtete leben und desto leichter ist Integration. Auch die Ängste werden kleiner.“ so Ruthardt.

Als Novum gilt auch der erleichterte Privatverzug in der Grundversorgung. Ruthardt präsentierte aktuelle Zahlen und Fakten: 4223 Asylwerber/innen in Kärnten, das heißt ein Anteil von 0,76% der Gesamtbevölkerung. Rund 70 (von 132) Kärntner Gemeinden stellen Quartiere bereit. Transitquartiere sind derzeit keine belegt. (Stand 1.2.2016).

Für Ruthardt und Anton Stefitz, seit über 3 Jahren Männerquartiergeber in Bleiburg, liegt die Hoffnung in einem Umdenken der Deutschkurse. Ruthardt spricht sich für die Bereitstellung von Deutschkursen vor dem positiven Bescheid in Quartieren sowie eine realistische Mindestanzahl an Deutschstunden aus. Stefitz geht es vor allem darum, dass sie künftig außerhalb der Quartiere stattfinden um Integration leichter zu ermöglichen, indem der Pensionsalltag aktiv verlassen wird um den Kontakt im Außen zu finden. Das Gleiche gelte für Beschäftigung und Freizeitgestaltung. Wie auch Ruthardt betont Stefitz die Wichtigkeit von Begegnungsräumen:

„Die Leute müssen unters Volk. Kennenlernen und Begegnung muss stattfinden können. Sie sind Menschen wie du und ich.“

Er berichtet über die Strukturierung des Alltags, den Aufwand der damit verbunden ist und die positiven Erfahrungen, die er mit Quartiernehmern gemacht hat. Er wünscht sich ein offenes Zugehen, Menschen, die die Freizeit mitgestalten wollen.

Mit Eva Daisenberger, MA, Freiwilligenarbeit Caritas Kärnten und Ursula Madritsch, Flüchtlingsbeauftrage Samariterbund Kärnten, reflektierten die Teilnehmenden den Begriff Willkommenskultur und erfuhren mehr über die Arbeit der Caritas bzw. des Samariterbundes. Daisenberger machte auf die Schnelllebigkeit in der Arbeit mit Geflüchteten aufmerksam. Von der Mithilfe von Freiwilligen bei akutem Bedarf in Transitlagern angefangen bis hin zu den neuem Phänomen der Obdachlosigkeit: Speziell allein Geflüchtete, die sich bei Erstaufnahmestellen einfinden und aufgrund von mangelnden Quartieren keinen Platz finden, sich bereit halten müssen, fallen aus der Grundversorgung. Ebenso wie jene, die nur die Duldung erhalten. Niemand fühle sich zuständig: „Die Herausforderung sei es, mit dem Bedarf mitzugehen, der von den Menschen an uns herangetragen werden.“ So Daisenberger.

Auch Mag. Karl Stauder Quartierbetreuung Caritas Kärnten drückt seine Betroffenheit aus. Willkommenskultur hat für ihn vor allem mit Menschlichkeit zu tun, auch dem Perspektivenwechsel: dem Blick auf das Heimweh, der Sprachlosigkeit, den Erwartungen der österreichischen Gesellschaft an Geflüchtete. Nicht allen kann geholfen werden, aber den Nächsten: „Mitmenschlichkeit strahlt aus, steckt an und nimmt die Angst“

Mit dem Statement von Ursula Madritsch endete der Abend: „Vernetzen, vernetzen, vernetzen. Willkommenskultur ist, wenn viele an einer Sache positiv zusammenarbeiten.“