Organisation

Katholisches Bildungswerk

Mit HIPPY gemeinsam Spaß am Lernen

Unterstützung für Mutter und Kind

Starke Emotionen bewältigen, sprachliche Kompetenzen erwerben und kognitive Fähigkeiten entwickeln – HIPPY ist ein weltweit anerkanntes und erfolgreiches Bildungs- und Integrationsprogramm, welches Eltern mit Migrationshintergrund beim Lernen mit ihren Kindern unterstützt. von Carina Müller

HIPPY steht für „Home Ins- truction for Parents of Preschool Youngsters“, was übersetzt so viel wie „Hausbesuchsprogramm für Eltern mit Kindern im Vorschulalter“ bedeutet. Dieses ist ein weltweit anerkanntes und erfolgreiches Bildungs- und Integrationsprogramm. Mit wöchentlichen Hausbesuchen unterstützt man so Eltern von drei bis achtjährigen Kindern mit Migrationserfahrung – im Regelfall nehmen vor allem Mütter daran teil. In Kärnten betreuen sechs Trainerinnen 120 Hausbesuchsplätze an drei Standorten in Kärnten – Klagenfurt/Klagenfurt Land, Villach und Umgebung, St. Veit und Umgebung. Die Eltern kommen aus den verschiedensten Ländern – so sind unter anderem Mütter und Väter aus Afghanistan, Syrien, Bosnien, Slowenien, Kroatien, Rumänien, Iran, Irak, Nigeria, Türkei, Tschetschenien und noch vielen anderen Ländern unter den Teilnehmern.

Von Trainerin zu Mutter zu Kind
Dragana Vojinovic ist nun seit 30 Jahren in Österreich. Sie floh Anfang der 90er-Jahre aus Bosnien zu ihrer Tante, die in Österreich eine Unterkunft für sie bereitstellen konnte. Viele Jahre lang arbeitete sie in der Gastronomie: „Damals gab es noch keine Integrationsmaßnahmen und keinen Kurs – überhaupt nichts. Ich habe auch keinen Deutschkurs gehabt. Anstatt dessen habe ich alles neben der Arbeit gelernt.“ Vojinovic wollte auch immer schon studieren gehen. Nach 15 Jahren der harten Arbeit und des stetigen Lernens ist ihr das gelungen: „Ich habe mit 36 angefangen zu studieren. 2011 habe ich den Bachelor abgeschlossen. Ein Jahr darauf fing ich an, bei HIPPY zu arbeiten.“ Von den zehn Jahren als HIPPY-Trainerin trifft sie sich seit zwei Jahren an jedem Donnerstag um 9.30 Uhr mit der sechsfachen Mutter Amnat Mezhidova. Die heute 26-jährige Mutter ist mit sechs Jahren nach Österreich gekommen und hat hier die Grundschule sowie die Hauptschule abgeschlossen. Über das Programm erfuhr sie am ersten Schultag ihres ersten Kindes. Einmal in der Woche treffen sich die Frauen nun, um deutschsprachige Übungs- und Lernmaterialien spielerisch kennenzulernen. In der Regel treffen sie sich bei Mezhidova zu Hause. Damit befindensich Mutter als auch Kind in einer vertrauten Umgebung. Bücher lesen und durchbesprechen, Bilder malen oder Lernspiele finden – die Trainerin bereitet die Mutter auf das Lernen mit den Kindern zu Hause vor. Mutter und Kind sollen das Erlernte täglich in etwa 20 Minuten lang üben. So erzählt Mezhidova: „Farben, Rechtecke, Tiere – meine Kinder und ich haben schon viel durch HIPPY gelernt. Ohne das Programm hätte ich nicht die Möglichkeit, mich in dieser Art und Weise mit meinen Kleinkindern zu beschäftigen. Die Kinder haben eine große Freude mit HIPPY.“

Ein Programm, das wirkt
Dass das Programm ein Erfolg ist, wird durch die Erfahrungen der Eltern immer wieder an Vojinovic bestätigt: „Eine Mama, die das Programm macht, hat mir letzte Woche über ihre Schwägerin erzählt. Sie hat ihrer Schwägerin auch geraten, dieses Programm in Anspruch zu nehmen, aber sie lehnte ab. Die Mutter erzählte mir, welch großer Unterschied zwischen ihren Kindern und den Kindern ihrer Schwägerin besteht, obwohl ihre Kinder später in den Kindergarten gekommen sind als die von ihrer Schwägerin. Die Kinder der Schwägerin können keine klaren Sätze sprechen und können auch nicht ausdrücken, was sie beispielsweise haben wollen. Ihre Kinder können das jedoch alles. Sie erklären und zeigen ihrem Papa, was sie alles gelernt haben, schauen weniger Fernsehen, und die Beziehung zwischen Eltern und Kindern ist eine ganz andere, da sich die Eltern mit den Kindern auch wirklich beschäftigen“, so die Trainerin. Doch auch internationale Studien belegen den Erfolg von HIPPY. Vor allem ragen hierbei die positiven Effekte, die sich nach einem Jahr der Teilnahme bereits feststellen lassen, und auch der positive Effekt auf die elterliche Kompetenz hervor. Aus der kanadischen HIPPY-Studie 2021 zur Schulreife geht hervor, dass über die Hälfte der teilnehmenden Kinder nach einem Jahr ihre Basiskompetenzen erhöht haben. Auch die australische HIPPY-Metaanalyse von 2017 konnte nachhaltige, positive Auswirkungen in den Kategorien Verhalten, Sprache und Mathematik feststellen. Der positive Effekt zeigt sich bei Verhalten und Sprache unmittelbar. Bei mathematischen Fähigkeiten lässt sich dazu eine extrem konsistente Wirkung im späteren Schulverlauf feststellen.

10 Jahre Hippy
Heuer feiert HIPPY sein 10-jähriges Bestehen. Unter dem Motto „10 Jahre HIPPY – Miteinander sein. Gemeinsam Spaß haben. Spielerisch lernen“ fand im Campus AdFontes, Eberndorf, am 21. Mai ein Fest statt, wo auch auf die Anfänge zurückgeblickt wurde. Begonnen hat alles mit drei Trainerinnen und 30 Familien in Klagenfurt und Villach. Insgesamt nahmen 945 Familien am Programm teil, bei denen 16.689 Hausbesuchen absolviert wurden (Stand Mai 2022). Ohne Unterstützung wäre das nicht möglich. So wird das Programm durch das Bundeskanzleramt (ko)finanziert und durch das Land Kärnten sowie die Stadt Klagenfurt und Villach unterstützt.

INFORMATIONEN
HIPPY – „Home Instruction for Parents of Preschool Youngsters“ ist ein weltweit anerkanntes und erfolgreiches Elternbildungs- und Integrationsprogramm. Das Hausbesuchsprogramm unterstützt Eltern von drei- bis acht jährigen Kindern mit Migrationserfahrung. Informationen zum Programm finden Sie unter: www.kath-kirche-kaernten.at/hippy, www. facebook.com/HippyKaernten, Tel.: 0676/8772 2428 oder Mail: daniela.miklautz@kath-kirche-kaernten.at