Von Bergknappen, einer fürstlichen Familie und den „Schöderervögeln“
Kulturfahrt in die Obersteiermark am 30. Mai 2025
Die Obersteiermark, in direkter Nachbarschaft zu Kärnten, bietet eine Fülle von sehenswerten und eindrucksvollen kulturhistorischen Reisezielen. Eine kleine Auswahl davon besuchten 40 Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Referats für Tourismusseelsorge bei der ersten Kulturfahrt dieses Jahres.
Die Fahrt wurde von Historikerin Manuela Maier begleitet, welche immer wieder lebendig und anschaulich den Tag mit ihren Berichten füllte. Die gewählte Route verlief von Villach kommend durch das Gegendtal nach Bad Kleinkirchheim und weiter auf die Turracher Höhe. Obwohl laut Wetterbericht frühsommerliche Temperaturen angekündigt waren, grüßte uns auf über 1.700 Metern Seehöhe auf der Turrach noch der Winter, sodass wir rasch in den geheizten und heimeligen Turracherhof huschten, um ein ausgiebiges Frühstück zu genießen.
Von historischer Bedeutung waren in diesem Gebiet die ausgedehnten Brauneisenerzvorkommen. Bereits im 17. Jahrhundert erbat sich Johann Adolf Graf zu Schwarzenberg, Besitzer der Herrschaft Murau, von Kaiser Leopold I. eine Konzession zu deren Abbau und Verhüttung. Im Laufe der Zeit gewann der Bergbau immer mehr an Bedeutung, nicht zuletzt durch die beiden Bergbaupioniere Peter Tunner der Ältere und dessen gleichnamigen Sohn, welcher die Montanuniversität Leoben gründete. Dank ihrer technischen Innovationen wurde 1863 die erste „Bessemer-Birne“ auf dem europäischen Kontinent in Betrieb genommen, was zu einer effizienten und modernen Stahlherstellung führte. Bei einer spannenden Führung im Montanmuseum Turrach „Holz & Eisen“ durch Sonja und Leopold Glintschnig erfuhren wir nicht nur Wissenswertes rund um die Eisenverarbeitung, sondern begaben uns auch auf die Spuren des Alltagslebens der Knappen und der Turracher Bevölkerung.
Im Anschluss spazierte unsere Gruppe vom Montanmuseum zur Kirche hl. Joseph, wo zwei Bergknappen am Hochaltar noch heute an die Hochblüte des Bergbaus in dieser Region erinnern. Auch das Fresko „Glorifikation des hl. Clemens“ an der Decke des Langhauses mit zwei Holzknechten aus dem Jahr 1957 ist noch eine Reminiszenz an diese Zeit der wirtschaftlichen Hochblüte.
Vom Ort Turrach begaben wir uns durch den Turrachgraben nach Predlitz und weiter durch das Murtal bis Murau. Auf dem fürstlich schwarzenbergischen Schloss Murau wurden wir sehr herzlich von Frau Veronika Gassner begrüßt, welche unserer Gruppe in kompetenter und humorvoller Art und Weise die Geschichte des Schlosses und der Familie Schwarzenberg näherbrachte. Das Schloss, einst im Besitz einer der wohl interessantesten Frauengestalten des 16./17. Jahrhunderts – Anna Neumann von Wasserleonburg - befindet sich seit 1623 im Besitz der Familie Schwarzenberg, als Anna Neumann in sechster Ehe mit über 80 Jahren den 31jährigen Georg Ludwig Graf zu Schwarzenberg ehelichte.
Das späte Mittagessen genossen wir in der Brauerei Murau bei einem kräftigenden Mahl und dem standesgemäßen Krügerl Murauer Bier. Da die Zeit bereits etwas fortgeschritten war, verschoben wir einen Besuch der Annakirche in Murau auf einen späteren Termin.
Letzter Programmpunkt des Tages war die Wallfahrtskirche Maria Schöder, wo wir bereits von Pfarrer Mag. Thomas Mörtl erwartet wurden. Nach den vielfältigen Eindrücken des Tages kam unsere Gruppe in der bemerkenswert ausgestatteten Kirche mit dem Patrozinium Mariä Geburt zu Ruhe und innerer Besinnung. Pfarrer Mörtl gestaltete gemäß dem Marienmonat Mai eine zu Herzen gehende Andacht zu Ehren unserer Gottesmutter.
In Maria Schöder wird auch ein alter Wallfahrtsbrauch am Leben erhalten. Jährlich am 1. Mai – und dies seit der Pestepidemie im Jahre 1715 - findet eine Wallfahrt von Oberzeiring nach Schöder statt. In Pestzeiten sollen alle Vögel in Zeiring und Umgebung verstummt sein und erst als die Wallfahrer nach Maria Schöder kamen, stimmten sie wieder ein munteres Gezwitscher an. Dies wurde als Zeichen der Gottesmutter gedeutet, dass die Notzeit ein Ende hatte. In Gedenken an diese fromme Legende wird noch heute das Wallfahrergebäck, genannt „Schöderervögel“ gerne gekauft.
Nach dem Entzünden von Kerzen und abschließenden kunsthistorischen Erläuterungen machten wir uns – begleitet von wärmenden Sonnenstrahlen und sicher geleitet von unserem netten und sehr bemühten Fahrer Antonio - über Murau und Scheifling auf den Heimweg.
Ein aufrichtiges Vergelt’s Gott an alle, die dazu beitrugen, diesen Tag für lange in unseren Herzen zu bewahren!
Manuela Maier