Organisation

Referat für Tourismusseelsorge

Ein geschichtsträchtiger Wallfahrtsort

Zur Ruhe kommen und entschleunigen will, wer sich auf eine mehrtägige Pilgerwanderung begibt. Nirgends lässt sich dieses Bedürfnis nach einer Auszeit, nach Stille und dem berühmten „die Seele baumeln lassen“ besser stillen, als abseits touristischer Hotspots. Der Abschnitt des Hemmapilgerweges von Guttaring bis nach Friesach erfüllt diese Anforderungen bestens, denn das Guttaringer „Hinterland“ rund um den Urtl- und Ratteingraben sowie den Baierberg und Pabenberg bietet Landschaft pur soweit das Auge reicht. Wer hier keine gute Wanderkarte und Orientierungssinn mitbringt, läuft allerdings durchaus Gefahr große Umwege in Kauf zu nehmen.

Von Guttaring geht man entlang der Straße nach Deinsberg. Das kleine Haufendorf knapp 2 km östlich von Guttaring verdankt seine Entstehung dem Bergbau. 1121 wurde „Tunsperg“ erstmals erwähnt. Offensichtlich stand hier schon früh eine Eigenkirche der Bergwerksherren. Die Filialkirche hl. Jakobus der Ältere und hl. Anna, von einer ehemals wehrhaften Mauer umgeben, ist ein gotischer Bau des 14. Jhs. In der Vorhalle befinden sich vier römerzeitliche Grabsteine. Im Inneren beherbergt die Kirche einen Hoch- (1699) und zwei Seitenaltäre sowie an den Wänden bemerkenswerte gotische Wandmalereien sowie Glasmalereien im Ostfenster des Chores. Nordöstlich der Kirche steht ein spätromanischer Karner. Ein ganz besonderer Kraftort, von welchem man auch eine wunderbare Aussicht auf die im Süden befindliche Wallfahrtskirche Maria Hilf hat. Die Kirche ist stets verschlossen. Wer diese besichtigen will, muss sich daher bereits im Vorfeld in Guttaring um den Kirchenschlüssel kümmern.

Hinter der Kirche biegt man in den „Norischen Panoramaweg“ ein und gelangt über diesen nach rund 7 km direkt zur Wallfahrtskirche „Unsere liebe Frau“ zu Waitschach in 1.154 m Seehöhe. Eine befestigte, rund 3,5 m hohe Kirchhofmauer umgab bis in die zweite Hälfte des 19. Jhs. den Sakralbau. Einzelne Reste der ehemaligen Wehrmauer sind noch zu erkennen. Erstmals wird eine Kirche in „Weytschach“ am 2. November 1390 als Filiale von Guttaring erwähnt. Der Baubeginn der heutigen Kirche fällt laut Inschrift am Chor in das Jahr 1447, ihre Vollendung der Überlieferung nach in das erste Viertel des 16. Jhs., in die Zeit Erzbischofs Leonhard von Keutschach. Die 38 m lange und knapp 16 m breite Hallenkirche ist der Anlage von Hochfeistritz verwandt. Auffallend ist ihr achtseitiger dachreiterartige Turm.

Die Einrichtung der bedeutenden spätgotischen Kirche besitzt eine hohe künstlerische Qualität: An der Nordwand befindet sich der sogenannte Kärntner Landschaftsaltar. Er stammt aus dem Jahr 1626 und ist eine Stiftung der Kärntner Landstände. Dieser frühbarocke Altar zeigt noch sehr starke gotische Elemente. Der Schrein birgt Schnitzwerke mit folgenden Szenen: Verkündigung an Maria, Heimsuchung und Maria im Strahlenkranz. Seitlich dazu sind die Figuren König Davids, des Propheten Jesaias sowie die Heiligen Petrus und Paulus zu sehen.

Der prunkvolle Hochaltar stammt aus der Zeit um 1670. Er beherbergt im Schrein ein altes Gnadenbild, eine Schnitzfigur aus dem zweiten Viertel des 15. Jahrhunderts, die eine Thronende Gottesmutter mit Kind darstellt, begleitet von barocken Figuren der Heiligen Joachim und Anna, Petrus und Paulus sowie Engeln. Das Aufsatzbild bringt eine Marienkrönung, an den Seitenteilen sind Joseph und Johannes zu finden.

Der nördlich der Kirche gelegene Karner, ein achtseitiger gotischer Bau mit kleinem östlichen Chor mit Strebepfeilern und 5/8--Schluss, beherbergt im Untergeschoss eine Beinkammer, deren Gewölbe auf einer Mittelstütze ruht. Eine heute verlorene Inschrift berichtete, dass der Bau im Jahr 1535 vom Vikar Gregor Rohrer errichtet worden ist. 1616 wird im Karner eine Kapelle des hl. Leonhard erwähnt. Innen finden sich umfangreiche Fresken--Reste einer Dekoration mit Evangelisten und Ranken aus dem Jahr 1626.

Erwähnenswert ist auch das zur Gänze freigelegte Weltgerichtsfresko über dem Triumphbogen zum Langhaus an. Es zeigt die übliche Ikonografie mit Christus als Weltenrichter, rechts die Verdammten, die vom Erzengel Michael in den Höllenrachen getrieben werden, links die Seligen am Portal zum Himmlischen Jerusalem. An den anschließenden Gewölbeflächen folgen Maria und Johannes der Täufer als Fürbitter und darunter gemalte Stifterwappen. In den Jahren 2001 bis 2017 erfolgte eine schrittweise Gesamtrestaurierung der Kirche.

Die Pfarrchronik berichtet von fünf Prozessionen, die alle drei Jahre nach Waitschach kommen und von weiteren 17 Prozessionen, die alljährlich stattfinden. Die älteste Wallfahrt führte die Bürger von Judenburg nach Waitschach, erstmals im Jahr 1495. Seit 1583 findet diese Wallfahrt bis heute alle drei Jahre statt.

Eine weitere traditionelle Prozession bringt die Pilger der beiden Pfarren Steirisch - und Kärntnerisch - Laßnitz regelmäßig nach Maria Waitschach. Seit 1715, als die Pest auch in dieser Gegend ihre Opfer forderte, wird diese Dankprozession alljährlich bis in die Gegenwart durchgeführt: Etwa 50 km zu Fuß geht es von Kärntnerisch--Laßnitz über Ingolsthal, St. Salvator, Friesach und Dobritsch nach Maria Waitschach zur „Mutter der Gnade.“ Beim Einzug in die Waitschacher Kirche werden die Laßnitzer vom Geläute der zweitgrößten Glocke begrüßt, welche eine Stiftung der Laßnitzer nach dem Zweiten Weltkrieg war.

Von Maria Waitschach führt der Weg ohne nennenswerte Steigungen weiter nach Zeltschach, dem - neben der Burg Peilenstein in Slowenien - vermuteten Geburtsort der hl. Hemma von Gurk. Der kleine Ort beeindruckt mit einer großen Pfarrkirche, die in dem einstigen Reichtum der Bergbauregion begründet ist. Von hier ist es nicht mehr weit bis zur Mittelalterstadt Friesach, wobei man hier zwischen zwei Wegen wählen kann. Der erste führt anfänglich entlang der Straße talwärts Richtung Friesach, vorbei am sogenannten „Hemmaloch“. Nach etwas mehr als einem Kilometer biegt man dann rechts in einen Waldweg ein und folgt diesem bis zum Stadtteil Olsa am Ortsbeginn von Friesach. Der zweite Weg führt der Straße entlang nach Gaisberg und von dort weiter bergab bis zum Ortsteil Olsa, wo sich die beiden Wege wieder vereinigen.

Der Hemma-Stollen, im Volksmund auch „Hemma-Loch" genannt, befindet sich im Ortsteil Schwall, zwischen Friesach-Olsa und Zeltschach, und liegt unmittelbar an der Landstraße. Der Stollenzugang ist vergittert, der Stollen selbst teilweise verbrochen. Vor etlichen Jahren haben Kinder von Knochenfunden in einer Höhle oberhalb des „Hemma-Loches" erzählt. Im Zuge von Recherchen wurde etwa 20 bis 25 Meter oberhalb des eigentlichen Stollenmundes ein Schrägschacht entdeckt, der in den Hemma-Stollen führt.

Der Edelmetallbergbau in der Umgebung von Friesach lässt sich nachweislich bis ins 10. Jh. zurückverfolgen. In der Hemma-Legende werden auch die Silbergruben im Gebiet von Zeltschach erwähnt und die beiden Söhne Hemmas als Opfer der Rache aufständischer Bergknappen genannt.