Organisation

Referat für Tourismusseelsorge

Der Magdalensberg lässt grüßen

Schon im Morgengrauen brachen die Hemmapilger aus Krain prozessionsartig unter Glockengeläut von Maria Saal Richtung Arndorf auf, um dann über St. Donat querfeldein nach St. Georgen am Längsee zu gehen, wo sie bereits um 10.00 Uhr eintrafen. Weiter ging es zur Kirche Maria Wolschart. Hier verweilten die Pilger, feierten eine hl. Messe, hielten Mittagsrast und setzten nach einer anschließenden Kreuzwegandacht ihren Weg über Wiesen und Felder nach Silberegg fort, von wo sie nach einer weiteren Pause noch das letzte Stück bis zur Wallfahrtskirche Mariahilf, dem Ende der Tagesetappe, zu bewältigen hatten. Der Blick auf die Wanderkarte zeigt, dass die zurückgelegte Strecke an diesem Tag für die Krainer Wallfahrer immerhin auch noch um die 35 km betrug.

Einen ganz anderen Verlauf nimmt der Hemmapilgerweg ab Maria Saal heute. Verbunden mit dem Ansinnen, den Pilgern die kulturellen Sehenswürdigkeiten des Landes näher zu bringen, führt der Weg von Maria Saal über das sogenannte Zeller Kreuz, von alters her ein Sammelpunkt der Wallfahrer aus Tainach und dem südlichen Kärnten, durch den Wald am Stuttener Moos vorbei nach Ottmanach. Hier trifft man vor der Pfarrkirche auf das Dorfkreuz. Es handelt sich dabei um einen elegant gegliederten Pfeilerbildstock mit 4 Rundbogennischen, in welchen die Patrone der umliegenden Kirchen dargestellt sind. Die hl. Helena zeigt nach Norden Richtung Magdalensberg, der hl. Christophorus weist im Osten auf den Christofberg und der hl. Georg im Süden nach Timenitz. Die hl. Margaretha findet sich in der westseitigen Nische, was nicht ganz der Wegweiserfunktion des Bildstockes entspricht, da sich die Pfarrkirche hl. Margaretha direkt östlich des Dorfkreuzes befindet. Aber aus Platzgründen hat man hier wohl einen Kompromiss geschlossen. An der Stelle des Bildstockes wird bereits im Jahre 1759 ein steinernes Kreuz erwähnt, welches man 1888 durch einen gemauerten Pfeilerbildstock ersetzte. Dieser musste allerdings bereits im darauffolgenden Jahr wegen seiner schlechten Fundamentierung erneuert werden.

Vorbei an Schloss Ottmanach führt der Hemmapilgerweg dann über Göriach bergwärts auf den Magdalensberg. Unterwegs trifft man auf das Alexiuskreuz, bei welchen die Vierbergler am Dreinagelfreitag kurz nach Mitternacht talwärts ziehend, vorbeikommen. Gegenüber vom Bildstock steht hangseitig eine mächtige alte Linde, über die in der Ottmanacher Schulchronik folgende Geschichte nachzulesen ist: "Zu Göriach gehört noch der kleine, mit drei alten Linden bewachsene Hügel, an dessen Fuß das sogenannte Wagritschkreuz (heute Alexiuskreuz) steht. Ein gemauerter Bildstock, der von dem von Untergöriach hinauf zum Marx, Gradischnig und dem Magdalensberg führenden Weg umschlossen wird. Er heißt im Volksmund die Moja, auch Masoja; das Volk sagte heute Mäa. Es heißt, dass auf der Mäa in alter Zeit Beratungen stattgefunden hätten. Man wird mit großer Sicherheit annehmen dürfen, dass dieser Platz in keltischer Zeit als Kultplatz diente. Heute (gemeint ist das Jahr 1932) steht nur mehr eine Linde dort." Der imposante Baum wurde 1955 von der Gemeinde unter Schutz gestellt.

Von hier ist es nicht mehr weit auf den Gipfel des Magdalensberges (1.058 m), der, früher Helenenberg genannt, zu den geschichtsträchtigsten Stätten Kärntens zählt. Er ist nicht nur der erste der vier Berge beim alljährlichen „Vierbergelauf“, sondern mit seinem über 3 ha großen Freilichtmuseum auch die bedeutendste archäologische Ausgrabungsstätte Kärntens. Untersuchungen des Fundmaterials ergaben, dass die hier vorhandene spätkeltisch-frührömische Siedlungsanlage des Königreiches Noricum gut 100 Jahre vor der am Zollfeld liegenden Stadt Virunum entstanden ist. Die vom Gipfel aus weit ins Land hinausblickende Filialkirche der hll. Helena und Maria Magdalena soll über einem römisch-keltischen Tempel erbaut worden sein. 1262 erstmals urkundlich erwähnt, wurde die ursprüngliche Kapelle 1462 in einen Kirchenneubau eingebunden, welchen man erst Ende des 15. Jhs. endgültig fertig stellte. Der spätgotische Hochaltar (1502) im Kircheninneren zählt zu einem der schönsten Flügelaltäre Kärntens. Er besitzt im Schrein eine vorzügliche Schnitzfigur der hl. Helena und im Gesprenge eine sitzende Muttergottes mit Kind. Die beiden Seitenaltäre entstanden um 1700. Der Altar in der Magdalenenkapelle zeigt eine interessante Verschmelzung gotischer und barocker Elemente. Im Schrein befindet sich eine spätgotische Magdalenenfigur (Anfang 16. Jh.).

In den vergangenen Monaten hat der Ausbau des Magdalensberger Gipfelhauses das Plateau neben der Wallfahrtskirche in eine Großbaustelle verwandelt und man darf neugierig sein, wie sich das „Gipfelhaus neu“ mit seinen Zubauten in die Landschaft einfügen wird. Den Hausberg der Klagenfurter, der vor allem an nebeligen Wintertagen viele Städter hier herauflockt, erreicht man von Maria Saal kommend um die Mittagszeit, also genau richtig, um eine Pause einzulegen, sich kulinarisch verwöhnen zu lassen und die zu jeder Jahreszeit beeindruckend schöne Aussicht zu genießen.

An der Nordseite des Berges dem Tal zustrebend, gibt der Wald nach wenigen Minuten den Blick auf die etwas tiefer liegende Burg Hochosterwitz frei. Man erreicht schließlich die idyllisch gelegene Kirche von St. Sebastian, quert den Talboden nach Norden und strebt über den Otwinunskogel auf das ebenfalls sehr geschichtsträchtige Stift St. Georgen am Längsee zu. Das Kloster wurde zwischen 1002 und 1008 von der Gräfin Wichburg, der Gattin des Grafen Ottwin von Sonnenburg (Pustertal), als Benediktinerinnenkloster gegründet, an der Stelle einer Georgskirche errichtet und 1023 von Erzbischof Hartwig von Salzburg geweiht. Ein Blick auf die überlieferten Lebensdaten von Gräfin Wichburg (* um 960; † um 1030) zeigt, dass sie eine Zeitgenossin Hemmas von Gurk war (* zwischen 995 und 1000; † 29. Juni, wahrscheinlich 1045 in Gurk). In der Hauskapelle von Stift St. Georgen befindet sich übrigens eine holzgeschnitzte Hemmastatue und am nordöstlichen Eck der Stiftsanlage steht straßenseitig ein Bildstock, der eine Darstellung der Kärntner Landesheiligen Hemma besitzt. Ob die beiden Frauen sich jemals begegnet sind, ist nicht bekannt.