Organisation

Referat für Tourismusseelsorge

Unterwegs nach Maria Saal

„Die erste feierliche Andacht mit einer hl. Messe hielten die Krainer Pilger in der Stadtpfarre St. Egid in Klagenfurt vormittags um 11 Uhr, wo vor allem das dornengekrönte Haupt verehrt wurde. Der Stadtpfarrer zog den Pilgern, die sich zu einer Prozession formierten und in die Kirche eintraten, entgegen. Die Krainer Pilger verließen schließlich nach einem kurzen Sightseeing, einer Ruhepause und einem kräftigenden Mittagsmahl um drei Uhr nachmittgas Klagenfurt in Richtung Maria Saal. Mit sich trugen sie eine zusammengelegte Fahne, die auf der einen Seite das Bild des hl. Jakobus und auf der anderen Seite das Bild der seligen Hemma zeigte. Gegen Abend erreichten die Wallfahrer die ehemalige Kathedralkirche Kärntens, die Modestusgründung Maria Saal, wo der Priester mit den Ministranten der Pilger harrte. Bei der Begegnung pflegte man einen altehrwürdigen Brauch. Die Kreuze an den beiden Fahnen wurden als Zeichen der Verbeugung und der Reverenz vor dem anderen nach unten gehalten. Danach führte die Prozession unter feierlichem Geläute in den Dom, wo die Litanei gesungen und der Predigt andächtig gelauscht wurde. Die Pilger unterzogen sich noch dem Ritus der Beichte und suchten ihre Quartiere auf, wo sie die Nacht verbrachten.“ So beschreibt Josef Till in seinem Buch „Auf Hemmas Spuren“ im Kapitel „Krainer Wallfahrt“ die Ankunft der Hemma-Pilger in Klagenfurt und Maria Saal.

Welchen Weg die Pilger genau nahmen, wird nicht beschrieben, doch ist davon auszugehen, dass auch hier wieder die kürzeste Verbindung zwischen den Orten gewählt wurde und man ausgehend von der Stadthauptpfarrkirche St. Egid in Klagenfurt direkt über die St. Veiter Straße nach Maria Saal hinaus zog. Die St. Veiter Straße säumen bis heute zahlreiche Breitpfeilerstöcke, welche ursprünglich am 15. August, dem großen Frauentag, als Prozessionskreuze am Weg nach Maria Saal dienten. Einige Wallfahrer gingen noch bis in die Mitte des 20. Jhs. diese Strecke. Der Legende zufolge waren alle Breitpfeilerstöcke zwischen Klagenfurt und Maria Saal genau an jenen Stellen errichtet worden, wo die Fuhrwerke, welche die Glocken zum Maria Saaler Dom transportierten, stehen geblieben waren.

Aufgrund des großen Verkehrsaufkommens wurde bei der Neugestaltung des Hemmapilgerwegs zu Beginn der 2000-er Jahre die Wegführung durch Klagenfurt den aktuellen Gegebenheiten angepasst, so dass die Ausschilderung von Viktring kommend zum Lendkanal, diesem entlang bis zur evangelischen Johanneskirche und dann Richtung Norden über die Lerchenfeld-, Aichelburg-Labia- und die Feldkirchner vorbei an der Hemmakirche bis zum Schloss Mageregg führt und ab dort entlang des Glan-Radweges seine Fortsetzung bis nach Maria Saal findet. Schon von weitem grüßen den Pilger die Doppeltürme des Domes, Kärntens wohl bedeutendstem Sakralbau der Gotik.

Die Propstei- und Wallfahrtskirche Mariae Himmelfahrt in Maria Saal, die sich auf einem Hügel des Zollfeldes, wehrhaft umgeben von Mauern, Türmen und Gräben erhebt, dürfte seit jeher die Gläubigen beeindruckt haben. Sie wurde im Zuge der 2. Christianisierung Kärntens durch Bischof Modestus im 8. Jh. gegründet und im 13. Jh. durch eine romanische Steinkirche ersetzt. Heute zeigt sie sich als ein einheitlich spätgotischer Kirchenbau des 15. Jhs. (1430 – 1460 errichtet). Bei einem Großbrand 1669 nahezu eingeäschert, wurde die Kirche danach unter großen Opfern der Bevölkerung wieder aufgebaut. Wie mag es den Pilgern aus Slowenien wohl ergangen sein, als Sie bei Ihrer jährlichen Wallfahrt plötzlich vor dem schwer in Mitleidenschaft gezogenen Kirchengebäude standen? Die Nachricht vom Dombrand wird sich sicherlich bis in das Herzogtum Krain herumgesprochen haben. Doch die Fotografie war noch nicht erfunden und die bange Frage, die viele am Weg nach Kärnten beschäftigt haben dürfte war wohl, wie schlimm hat der Brand in Maria Saal tatsächlich gewütet?

Überliefert ist, dass am 4. November 1669 ein Großbrand vom Ort auf das Gotteshaus übergriff und dessen Dach, sämtliche Glocken und den Hochaltar zerstörte. Die Mauern und das Gewölbe des Kirchenschiffs konnten vor dem Einsturz bewahrt werden, so dass die Inneneinrichtung großteils gerettet werden konnte. Bereits fünf Jahre später war der Wiederaufbau weitgehend vollendet, das mächtige Steinplattldach neu gedeckt und die komplett neu aufgebauten Türme erhielten anstelle der alten Spitzdächer barocke Zwiebelhauben. Erst 1714 war im Inneren der neue Hochaltar fertiggestellt, an dem – nach der Abtragung des Gnadenaltars – 1787 die gotische Gnadenstatue ihren Platz fand.

Vieles ließe sich noch über den Dom und seine Kunstschätze berichten, doch lässt sich die Stimmung des Kirchenraumes, diese einzigartige Komposition aus Farben und Bildern in Verbindung mit dem leichten Hauch von Kerzenduft, der meist das Kirchenschiff durchzieht, nur schwer in Worte fassen. All das muss man persönlich auf sich wirken lassen. Und gerade in Zeiten wie diesen lädt der Maria Saaler Dom zu Einkehr, Gebet und Verweilen ein. Auch wenn man sich nicht zu Fuß hierher auf den Weg gemacht hat.