Organisation

Referat für Tourismusseelsorge

Sehenswertes vor den Vorhang geholt

Eine feine, kleine Gruppe traf sich am vergangenen Freitag trotz Hitze und prognostizierter Gewitter zum GEH.rede in Friesach und wurde dafür reich belohnt. Nicht nur, dass das Wetter bis zum Nachmittag durchhielt, waren alle auch sichtlich überrascht, welche unbekannten „Ecken“ und „Geschichten“ die vermeintlich bestens bekannte Stadt Friesach ihren Besuchern zu bieten hat.

So war den Teilnehmern der Umstand, dass es in Friesach einen bis heute erhaltenen Hochofen gibt, ebenso wie die zugrunde liegende Geschichte unbekannt: 1619 suchte Frau Sabina Stettner, eine geborene von Magerl (eine St. Veiter Gewerkenfamilie), um die Erlaubnis zum Eisenerzabbau an, denn bereits ihr Vater Georg Magerl hatte am Gaisberg Bergbau betrieben und dabei reiche Eisenerzvorkommen entdeckt. Frau Stettner errichtete daraufhin noch vor 1633 in Olsa ein neues Hammerwerk. Erst 1762 konnte dann die Konzession zum Bau eines Hochofens erlangt werden, der vom Gewerken Johann Sigmund Jarnigg 1799 von Grund auf neu erbaut wurde. Ab 1898 befand sich Olsa im Besitz des Georg Schmalzl, der das Radwerk in ein Elektrizitätswerk umwandelte, welches später mit der ganzen Ortschaft Olsa in den Besitz der Stadt Friesach überging. Die stillgelegten Hüttengebäude bestehend aus Hochofen, Aufzugshaus, Werkshalle und Verwaltungstrakt blieben trotz unterschiedlicher Nutzung nahezu vollständig bis heute erhalten. Und schließlich gelang es eine Wohnbaugenossenschaft zu finden, welche unter Erhaltung der alten Bausubstanz im Gebäudekomplex zehn Wohnungen errichtete. Diese sind zum Teil über eine direkt im Hochofen eingebaute Wendeltreppe zugänglich. Das Wohnprojekt ist somit ein beeindruckendes Beispiel einer gelungenen Symbiose zwischen alt und neu.

Von Olsa führte das GEH.rede über Wald- und Wiesenwege nach St. Mauritzen mit seiner spätgotischen Filialkirche. Diese ist dem hl. Mauritius, also dem hl. Moritz, einem in unseren Breiten wenig bekannten Märtyrer geweiht, welcher Ende des 3. Jhs. n. Chr. lebte und Anführer der Thebäischen Legion war. Laut Legende erlitten er und seine Anhänger den Märtyrertod, da sie sich weigerten heidnische Opfer darzubringen und an der Christenverfolgung teilzunehmen. Der Heilige findet sich in dem kleinen, leicht erhöht über dem Talboden stehenden Kirchlein gleich zweimal. Eine barocke Statue des Kirchenpatrons steht am Altaraufsatz, während im Zentrum eine thronende Madonna mit Kind zu sehen ist. Ein zweites Mal befindet er sich als Konsolfigur an der rechten Chorschlusswand.

Anschließend im nur 500 m entfernten Pfarrhof von Grafendorf gastfreundlich aufgenommen und bewirtet, stand nach der kurzen Kaffeepause eine Besichtigung der dem hl. Jakobus geweihten Pfarrkirche am Programm. Das an einer ehemals bedeutenden Verkehrsverbindung gelegene Gotteshaus weist am Langhaus bis ins 11. Jh. zurückgehende Mauerstrukturen auf, also bis in jene Zeit, für die es eine dokumentierte Kirchenstiftung durch die Heilige Hemma von Gurk (1043) gibt.

Gleich beim Betreten der Kirche fällt auf, dass der Hochaltar neben der zentralen Gestalt des hl. Jakobus d. Ä. rechts außen ebenfalls eine Statue des hl. Mauritius besitzt, der dann nochmals, allerdings in gemalter Form, als Krieger am eckigen Korb der Kanzel in Erscheinung tritt. Bemerkenswert ist außerdem die äußerst qualitätsvoll ausgeführte spätgotische Skulptur der thronenden Madonna mit Kind am rechten Seitenaltar, deren Zwiebelkronen hingegen bereits eine barocke Formung erkennen lässt. Die Skulptur des Jesusknaben ist Kunsthistorikern zufolge hingegen eine barockisierende Restaurierungsergänzung des 20. Jhs.

Erwähnenswert ist außerdem das frühbarocke Ölbild „Christus im Blutbrunnen“ von 1689 an der rechten Chorwand, welches erst 1977 am Dachboden der Kirche wiederentdeckt worden ist und in dessen Mittelpunkt die Szene des in einem runden Brunnen Blut spendenden Christus als Schmerzensmann steht.

Von Grafendorf die Schnellstraße nach Westen querend, fand die Wanderung ihre Fortsetzung entlang eines schattigen Waldsteiges vorbei am Friesacher Burgenbau und der nahegelegenen Marienquelle bis zum Krankenhaus des Deutschen Ordens mit seiner bemerkenswerten, im Kern romanischen Kirche.

Neben den Fresken des 12. Jhs. prägt vor allem der mächtige spätgotische Flügelaltar den Kirchenraum. Der 1883 aus der Wallfahrtskirche Heiligengestade am Ossiacher See erworbene Altar ist eine um 1512 entstandene Arbeit der Werkstätte des Thomas von Villach. In der Mitte des Schreins steht Maria als Himmelskönigin. Unter den bildlichen Darstellungen der seitlichen Flügel ist der „Hortus conclusus“, also das Bildthema des geschlossenen Gartens mit Maria und dem Einhorn besonders bemerkenswert. Dem Hochaltar ist der sogenannte Frankfurter Altar, ein neugotischer Flügelaltar des 19. Jhs. mit Christus als Weltenrichter im Schrein, zur Seite gestellt. Angesichts der Fülle kunsthistorisch hochwertiger Arbeiten, ist die Statuette der hl. Hemma von Gurk, die an der Emporenbrüstung der Kirche steht, leicht zu übersehen.

Nachdem der Vormittag ganz im Zeichen der Kirchengeschichte und sakralen Kunst gestanden hatte, gab es am Nachmittag noch eine Führung durch das Haus Moravi in Friesach. In der Fürstenhofgasse in zentraler Lage der Altstadt gelegen, haben Miriam und Jürgen Moravi das Bürgerhaus, das im Kern auf das 13. Jh. zurück geht und bald darauf erheblich vergrößert wurde, vor dem Verfall gerettet und sind inzwischen seit 10 Jahren mit großem Fachwissen und persönlichem Engagement dabei, das Gebäude zu revitalisieren, wobei die große Herausforderung darin besteht, Aspekte des Denkmalschutzes mit den Ansprüchen zeitgemäßer Wohnqualität und Anforderungen der Energieeffizienz zu verbinden. Zu den „Entdeckungen“ bei der Sanierung zählt eine unter vielen Farbschichten zutage getretene Wandausmalung aus dem 18. Jh. in einem Raum im Obergeschoß des Hauses mit Ranken, Vögeln und Schmetterlingen.