Wo Himmel und Erde sich berühren
Pilgertage in Südtirol 23. – 26. September 2025
Es gibt Orte und Plätze auf Gottes Erdboden, wo man das Gefühl hat, dem Himmel noch ein kleines Stückchen näher zu sein. Dabei spielt das Wetter eine ziemlich untergeordnete Rolle – nicht strahlender Sonnenschein erweckt diesen Eindruck, sondern eine innere Regung des Herzens. Knapp 40 Teilnehmerinnen und Teilnehmer unter der seelsorgerischen Begleitung von Pfarrer Josef Allmaier verbrachten vier Pilgertage im Südtiroler Gadertal. Nicht ungetrübtes Kaiserwetter ließ die gemeinsamen Tage zu unvergessenen Glücksmomenten werden, sondern die harmonische Gemeinschaft, in der sich jeder aufgehoben und zufrieden fühlen durfte.
Die Pilgertage starteten am Dienstag mit einer hl. Messe in der Filialkirche hll. Petrus und Paulus auf dem geschichtsträchtigen Kirchbichl von Lavant in Osttirol. Gestärkt durch frisches Obst und Süßes, welches „unser Pilgerpfarrer“ Josef großzügig verteilte, machte sich die Gruppe unter der bewährten Leitung von Bergwanderführerin Jutta Jester auf den Weg zum Tristacher See. Fröhliches Geplauder und Wiedersehensfreude und der spirituelle Impuls von Pfarrer Allmaier über den heiligen Leonhard ließen den Weg sehr kurzweilig erscheinen und bald war der kleine Naturbadesee am Fuße des Rauchkofels erreicht. Nach einer ausgiebigen Jausen- und Kaffeepause (das kleine Beisl am See hatte zu unserer Überraschung noch geöffnet) setzten wir unsere Fahrt durch das Pustertal fort und erreichten am frühen Abend das Hotel Jägerhof in Kolfuschg im Gadertal, wo wir vom Chef Hans-Peter und seiner Mutter Mathilde sehr herzlich willkommen geheißen wurden. Nach einem vorzüglichen Abendessen ließen wir den Abend in gemütlicher Atmosphäre und geselliger Runde ausklingen.
Aufgrund einer sehr unsicheren Wetterprognose wurde der Mittwoch kurzerhand zu einem Kulturtag umgeplant. Das idyllische Städtchen Bruneck am Fluß Rienz bot genug Anreize, um ein paar Stunden Stadtluft zu schnuppern. Sei es bei einem Spaziergang durch die Altstadt oder einer Einkehr in den zahlreichen Geschäften oder Lokalen. Das Gros der Gruppe nutzte die Gelegenheit, um das MMMRipa im Schloss Buneck zu besichtigen. Das Messner Mountain Museum Ripa zeigt die Lebens-, Glaubens- und Alltagswelt von 25 Bergvölkern rund um den Globus und fasziniert nicht nur durch seine Ausstellungsstücke, sondern auch als Ort der Begegnung und Reflexion.
Nach der Rückkehr in Kolfuschg feierten wir in der Pfarrkirche hl. Vigil die hl. Messe und wanderten anschließend bergwärts zur Edelweißhütte, wo wir ein frühes Abendessen zu uns nahmen und die meisten der Gruppe erreichten auch trockenen Fußes wieder das Hotel Jägerhof.
Am nächsten Morgen blinzelte bereits die Sonne durch die Wolken und so konnte wie geplant eine Wanderung zur Wallfahrtskirche Heiligkreuz stattfinden. Um zum Ausgangspunkt der Wanderung in Furnacia zu gelangen, brachten fünf kleine Shuttlebusse die Teilnehmer auf über 1.700 m Seehöhe. Die Wanderung über die bewirtschafteten Armentarawiesen mit Blick auf die angezuckerten Berggipfel des imposanten Sassongher, des Sellastockes und der sich zeitweise schamhaft in Wolken verhüllten Marmolata hätte beeindruckender nicht sein können. Am Kreuzweg, der den letzten Abschnitt zur Wallfahrtskirche Heiligkreuz/La Cruisc, hielten wir bei vielen Stationen inne, um Pfarrer Josefs Gedanken zu Leid und Tod Christi zu lauschen, stets verbunden mit geistlichen Gedanken des in Oies geborenen Josef Freinademetz, der in das Ordenshaus der Steyler Missionare eingetreten und als Missionar in China tätig war. Freinademetz wurde 2003 von Papst Johannes Paul II. heiliggesprochen und gehört zweifellos zu den in Südtirol am meisten verehrten Heiligen. Glockengeläut hieß uns willkommen, als wir uns der Wallfahrtskirche Heiligkreuz näherten. Unverhofft tauchte die Kirche vor uns auf - ein heiliger Ort und ein altes Wallfahrerziel, dem die unzähligen Gebete der Bittenden mit Kraft erfüllt hatten. In diesem Kleinod feierten wir nach einer wärmenden Stärkung im alten Pilgerhospiz die hl. Messe, für Pfarrer Josef Allmaier eine Premiere - ungeplant aber welch glückliche Fügung! Ja, an solchen Orten scheinen sich wahrlich Himmel und Erde zu berühren.
Nach der hl. Messe wanderte die Gruppe ein Stück talwärts bis zur Mittelstation und fuhr mit der neu erbauten Gondelbahn ins Tal. Zudem freuten wir uns an diesem Tag besonders, dass Mathilde, die Senior-Chefin des Jägerhofes uns den ganzen Tag begleitete und bei einer Pause selbst gebackene Kuchen kredenzte. Nach dem Abendessen war bereits die Zeit gekommen, um uns bei der liebenswerten Crew des Jägerhofes mit einem kräftigen Applaus und einem kleinen Körberlgeld auf das Herzlichste zu bedanken.
Am Freitag, unserem letzten Pilgertag, statteten wir dem Pragser Wildsee einen Besuch ab und wanderten bis zur Grünwaldhütte, wo wir nach einem Mittagsmahl „wohlbeschirmt“ den plötzlich einsetzenden Regen abwarteten und anschließend trockenen Fußes wieder zurück zum Bus gelangten. Der Pragser Wildsee zeigte sich von seiner fast mystischen Seite, eingebettet in eine bizarre Bergwelt, welche Nebelschwaden durchzogen.
Nach einer kurzen Pause bei der Käserei in Toblach erreichten wir bald wieder das Osttiroler Pustertal und es war an der Zeit, die vier gemeinsamen Tage revuepassieren zu lassen. Jutta Jester nahm uns mit auf eine gedankliche Reise und erzählte uns die Geschichte vom Bauer und den Glücksbohnen, welche jeder Teilnehmer in einem individuellen kleinen Säckchen mit nach Hause nehmen durfte. Denn jede kleine Bohne soll uns an einen Glücksmoment erinnern, den wir in unseren vier gemeinsamen Tagen erleben durften – und es waren wahrlich viele solcher Momente, die uns glücklich und zufrieden machen.
Auch Pfarrer Josef bekam als Erinnerung und Auszeichnung für einen „sub auspiziis“ bestandenen Test eine blaue Südtiroler Schürze mit einer individuellen Aufschrift geschenkt. Und er versprach mit übergroßer Freude, die Schürze beim Pilgertreffen in Berg im nächsten Jahr zu tragen!
So bleibt nun Dank zu sagen – bei Pfarrer Josef Allmaier für die wunderbare geistliche Begleitung, bei Jutta Jester für ihre umsichtige Wegführung und die Säckchen mit den Glücksmomenten, bei Monika Suntinger für ihre sorgfältige Organisation, bei Manuela Maier für die historischen und literarischen Informationen sowie bei unserem Busteam Roman und Simone für die ruhige und sichere Fahrt. Mögen wir alle die vielen bereichernden Glücksmomente lange in unserer Erinnerung behalten!
(Manuela Maier)