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Pilgertag am Cammino delle Pievi
Nachdem der als Rundweg geplante Pilgertag am Cammino delle Pievi von Zuglio über die Taufkirche San Pietro und die Ortschaft Sezza zurück zum Ausgangspunkt im Vorjahr gleich zweimal wegen Schlechtwetters abgesagt werden musste, war die Schönwetterprognose im Vorfeld der Veranstaltung für alle eine große Erleichterung und Freude.
Als sich am Pilgertag selbst dann die ersten Sonnenstrahlen ihren Weg durch den dichten Morgennebel bahnten, war gewiss: Es wird ein herrlicher Herbsttag. Und tatsächlich – das Wetter hielt, was es versprochen hatte.
Warm angezogen und mit Wanderstöcken ausgerüstet, nahm die Pilgerwanderung, begleitet von Pfarrer Josef Allmaier, ihren Ausgang beim Parkplatz im Ortszentrum von Zuglio, das auf den Fundamenten der einstigen vermutlich im Jahr 52 v. Chr. gegründeten römischen Stadt Iulium Carnicum erbaut worden ist. Das römische Stadtbild war vormals von einem Forum mit Basilika, Tempel und Säulenhalle, einer Thermenanlage, einem Aquädukt und einer frühchristlichen Kirche geprägt, wie Ausgrabungen in den Jahren 1937/1938 zutage brachten, deren Funde im örtlichen Museum zu bestaunen sind.
In der Spätantike zogen sich die Bewohner von Iulium Carnicum auf den Hügel rund um die Kirche San Pietro zurück, wobei diese Siedlungsverlagerung vermutlich zum Schutz gegen die durchziehenden Westgoten unter Alarich I. (370- 410 n. Chr.) erfolgt war.
Und genau dieser aus der Ebene ragende Hügel mit gleich zwei Kirchen, der am steilen Hang auf einer künstlichen Terrasse angelegten „Chiesa Santa Maria in Monte“ und der darüber am Gipfel erbauten „Chiesa di San Pietro apostolo in Carnia“, waren Ziel unseres Pilgertages. Letztere gilt als eine der ältesten Kirchen im Friaul und war Bischofssitz, wobei die heutige Kirche, erbaut 1312, über einer frühchristlichen Basilika des ausgehenden des 5. Jhs. errichtet worden ist. Im Laufe der Jahrhunderte erfolgten mehrere Umbauten, so dass ein architektonisch bemerkenswerter asymmetrischer Kirchenbau entstand. Dieser birgt bedeutende Kunstwerke, darunter einen Holzaltar von Domenico da Tolmezzo (1481-1483) – ein Meisterwerk der Renaissancekunst -, Fresken von Giulio Urbanis aus San Daniele del Friuli (1582) in der oberen Sakristei und ein Gemälde mit der Bekehrung des Paulus (16.-17. Jh.). Interessant ist auch das Gemälde mit der Übergabe der Schlüssel an Petrus von Francesco Pellizzotti (1791). Der Altar der Madonna del Rosario ist ein Werk des Malers und Holzschnitzers Gian Antonio De Agostini (1590).
Doch noch bevor wir uns in diesem geschichtsträchtigen Gotteshaus, das hoch über dem Tal des But thront, mit Pfarrer Josef Allmaier zu einer Messfeier zusammenfanden, gab es nach dem erfolgreichen Aufstieg auf den Kirchhügel im nahegelegenen ökumenischen Pilgerzentrum „La Polse di Côugnes“ bzw. auch „La Polse di San Pieri“ genannt, eine Jausenpause mit Prosciutto, Salami, Käse und diversen Kuchen. Auch der örtliche Pfarrer Don Giordano hatte sich eingefunden, um unsere Gruppe zu begrüßen und am Gottesdienst teilzunehmen. Er freute sich sichtlich über den Besuch einer so großen Pilgergruppe in seiner Kirche.
Von San Pietro führte uns der Weg dann in den Nachbarort Sezza, von dem uns ein tiefer Graben trennte. Dieser musste entlang eines schmalen Waldweges durchquert werden, ehe es am Gegenhang wieder bergwärts ging. Am Kirchplatz von Sezza angekommen, bot sich uns in der Rückschau ein wunderbarer Blick auf den in warmes Licht getauchten Kirchturm von San Pietro, dessen Anblick uns bis ins Tal begleitete und uns zum Abschied nochmals majestätisch grüßte.
Mit einer Einkehr im Ristorante La Torate in Paluzza fand die letzte Pilgerwanderung dieses Jahres bei Pizza, Wein und Espresso einen gemütlichen Ausklang.
Und so grüßen wir alle bis zu unserem Wiedersehen 2026 ganz herzlich mit
„Mandi“ - „Ich empfehle dich Gott“
(Monika Gschwandner)