Organisation

Referat für Tourismusseelsorge

Von Nothelfern, einer rätselhaften Bibel und einem Fuchsbründl

GEH.rede im westlichen Gegendtal - Freitag, 25. August 2023

Ein heißer Spätsommertag kündigte sich bereits am Morgen an, als die Sonnenstrahlen sich ihren Weg durch die Fenster der St. Nikolauskirche von Radenthein bahnten. Der Diakon i. R. der Stadtgemeinde, Herr Gerald Wildbahner gestaltete für unsere Pilgergruppe eine Morgenandacht in der Pfarrkirche. Radenthein wurde erstmals 1177 als „villa Ratentim cum capella“ genannt, wohl übersetzbar mit Dorf bzw. Gehöft mit Kapelle – vom Sprachforscher Kranzmayer als „Gegend des Radeta“ bezeichnet. Von besonderer Bedeutung für den Ort wurde der Magnesitbergbau auf der Millstätter Alpe und die Gründung des „Werks“ (wie es von den Einheimischen kurz genannt wird) im Jahre 1908. Auch der Radentheiner Granat funkelte weit über die Grenzen des Ortes und wurde bald überregional als Schmuckstein begehrt. Er brachte der 1995 zur Stadt erhobenen Marktgemeinde auch den Beinamen „Granatstadt“ ein.

Eine überlieferte Sage erzählt von einer rätselhaften Bibel, welche allerlei schreckliche Weissagungen über Radenthein und Umgebung enthielt. Die Sage berichtet, dass die alte Bibel wegen ihrer Größe mit einem Ochsengespann nach Millstatt geführt werden musste und im dortigen Klosterhof verbrannt wurde – soweit die Aufzeichnungen des Sagenforschers Georg Graber.

Auf der heimeligen Terrasse des Pfarrhofes genossen wir eine regionale Spezialität – die Mirnocktorte. Die Tische waren nett gedeckt, der frische Kaffee duftete und so nahmen Plauderei und Austausch rasch Fahrt auf. Auch Herr Wildbahner gesellte sich zu uns. Ein herzliches Dankeschön an die guten Seelen des Pfarrhauses – Frau Maria Kofler und Frau Elisabeth Wiltschnig sowie an Frau Ingrid Maier, welche als Kaffeeköchin und Tortenlieferantin fungierte. Ein Dankeschön auch an Herrn Pfarrer Krzysztof Jan Miera, welcher Andacht und Beisammensein im Pfarrhof in seiner Abwesenheit verlässlich organisiert hatte.

Per Postbus ging es anschließend nach Döbriach, wo wir die 1448 erstmals erwähnte Pfarrkirche hl. Ägydius besuchten. Ein kleines geschnitztes gotisches Holzrelief am rechten Seitenaltar mit den 14 Nothelfern leitete auf den Kirchenheiligen über. Der heilige Ägydius mit seinem Attribut – der Hirschkuh - zählte zu den populärsten Heiligen des Mittelalters und auch in Kärnten ist der Benediktinermönch und Gründer der Abtei Saint Gilles an vielen Orten und Kirchen gegenwärtig.

Die Wanderung verlief entlang der Talsohle des Mirnock großteils durch schattige Wäldchen bis Radenthein, wo wir eine Führung in der „Kaslab’n“ erlebten. Die junge und sehr engagierte Bio-Bäuerin Marlies Pötscher aus der Ortschaft Glanz ob Döbriach erzählte Interessantes und Wissenswertes über diesen regionalen Vorzeigebetrieb, welcher Kuh- und Ziegenmilch von mittlerweile 20 Heumilchbauern zu Käsespezialitäten verarbeitet. Zudem gab es eine Verkostung der produzierten Käsesorten.

Solcherart gestärkt führte uns der Weg weiter Richtung Feld am See, wo wir beim „Fuchsbründl“ eine kleine Rast einlegten. Einst als Rastplatz des ersten Wanderweges von Feld am See nach Radenthein im Jahr 1909 angelegt, stellt er ein Relikt des beginnenden Tourismus in der Region dar.

Am Herz im Seepark von Feld am See gab es den spirituellen Abschluss des GEH.redes, denn die hohen Temperaturen verleideten uns ein Weitergehen nach Untertweng und so flitzten wir förmlich zur Bushaltestelle, um die letzten Meter wieder mit dem Postbus zurückzulegen. Im Gasthof Wacker fand das hochsommerliche GEH.rede seinen gemütlichen Abschluss, bevor sich die Teilnehmer und Teilnehmerinnen wieder in alle Gegenden Kärntens nach Hause begaben.

(Manuela Maier)