Organisation

Referat für Tourismusseelsorge

GEH.rede rund um Bad Kleinkirchheim und St. Oswald

Man nehme: Einen strahlend schönen Spätsommertag, eine bestens gelaunte 30köpfige Pilgergruppe, zwei kunstvoll ausgestattete Kirchen und eine Wanderung im Herzen der Nockberge – und fertig ist das Rezept für einen Pilgertag voller Ein- und Ausblicke mit bleibenden Erinnerungen!

Vom Parkplatz am Fuße der Maibrunnbahn führte der erste Weg unsere Pilgergruppe zur Filialkirche hl. Katharina im Bade, wo sie von der Organisatorin des Pilgertages, Frau Monika Suntinger, herzlich begrüßt wurde. Es folgten historische und kunsthistorische Erläuterungen zur Geschichte des Ortes und der Kirche durch die Historikerin Manuela Maier. Ein paar historische Eckdaten - wie etwa, dass Kleinkirchheim der geistlichen Herrschaft Millstatt zugeeignet war, während das Gebiet von St. Oswald ursprünglich der Pfarre Mariapfarr im Lungau gehörte, und erst durch ein Tauschgeschäft 1197 an das Benediktinerkonvent in Millstatt kam, oder, dass ein Urbar von 1470 für Kleinkirchheim bereits 73 Besitzungen auswies – wurden mit großem Interesse aufgenommen. Nicht weniger bemerkenswert ist der gotische Flügelaltar mit den Figuren der Heiligen Katharina, Barbara und des Erzmärtyrers Vinzenz im Schrein.

Anschließend fanden wir uns im Unterbau der Kirche zur Morgenandacht ein, in welcher eine etwa 19° C warme Quelle, der früh Heilwirkung, insbesondere bei Augenleiden nachgesagt wurde, fließt. Der sprudelnde Quell bot einen passenden Rahmen für die von Frau Suntinger darauf abgestimmten Texte zum Thema „Wasser und Brunnen“ und ihre allegorische Bedeutung.

Geistig gestärkt und voll der Erwartung neuer Eindrücke ging des am alten Kulturwanderweg Richtung St. Oswald. Vorbei am „Trattler Kalkofen“, wo bis nach dem 2. Weltkrieg noch gewerbsmäßig Kalk gebrannt wurde, hinauf nach Obertschern zur Bartl Sepp – Keusche, einem noch in alter Form existierenden bäuerlichen Ensemble mit Wohnhaus, Stall, Auszugsstube und Getreide- bzw. Vorratskasten („Troadkastn“). Hier blieben auch noch eine Säge und die „Sagler-Keusche“ erhalten. Nach kurzer Rast beim sogenannten „Pestkreuz“ führte der Weg in Serpentinen aufwärts und am „Hohen Steig“ nach St. Oswald. Stets begleitet von botanischen Herbstboten – wie den herrlich blau blühenden Schwalbenwurz-Enzian (Gentiana asclepiadea), oder Ausblicken in das Hochtal von St. Oswald.

Bei der „Alten Schmiede“ wurde unsere Pilgergruppe sehr herzlich von Herrn Johann Pertl begrüßt, dessen Familie über 450 Jahre (!) das Schmiedehandwerk in St. Oswald ausübte. Herr Pertl selbst war Schmied in 14. (!) Generation und machte sich vor allem durch Kunstschmiedearbeiten sowie durch Projekte im Kunstbereich einen Namen. Nach Besichtigung des kleinen aber feinen Schmiedemuseums mit angefügter Säge wanderten wir weiter zum Wegerstadel, einer architektonischen Besonderheit in den Nockbergen. Als sogenannter „Blochstadel“ bildete er einen Teil der im Nockgebiet einst beheimateten „Ringhöfe“.

Der Weg führte die Gruppe durch den Ort St. Oswald, wo wir nach kurzem Steilanstieg ein schattiges Wäldchen erreichten und uns ein Steig hinter zur Alten Schule und zur Kirche St. Oswald führte. Groß war die Überraschung! Frau Eveline Hofer, Mesnerin der Kirche, hatte den kleinen Garten beim Mesnerhaus sehr einladend mit ihren verlässlichen Helfern mit Sitzgelegenheiten für unsere große Gruppe ausgestattet und kredenzte den z.T. schon müden Wanderern kalte Erfrischungen, wie ein eigens gebrautes „Doaswalder Bier“ sowie Kaffee und Kuchen. Die üppige und das Auge erfreuende Blumenpracht des Mesnerhauses taten ihr übrigens, damit uns diese Einkehr lange in Erinnerung bleibt.

Natürlich durfte auch eine kurze Kirchenführung durch Manuela Maier nicht fehlen, gibt es doch auch hier kunsthistorische Besonderheiten, wie eine geschnitzte Kreuzigungsgruppe am Triumphbogen aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts. In der Sakristei befindet sich ein äußerst interessantes Bildnis eines so genannten „Sonntags- bzw. Feiertagschristus“ aus dem 14. Jahrhundert, welches bei Renovierungsarbeiten 1979 entdeckt wurde. Das Bildnis sollte die Menschen eindringlich an die Sonntagsruhe und an den Besuch der hl. Messe mahnen.

An dieser Stelle sei Frau Hofer sowie dem Pfarrgemeinderat von St. Oswald unser allerherzlichster Dank ausgesprochen!

Lange hätte man an diesem lieblichen Platz verweilen können, doch die Uhr mahnte zum Aufbruch und weiter ging es, abwärts zum Bichlbauerkreuz, den Bachweg entlang zum sagenumwobenen Oswaldikreuz (mit Malereien des gebürtigen Eisentrattner Malers und Bildhauers Hans Gasser), am Dolomit-Steinbruch vorbei und wieder zurück nach Bad Kleinkirchheim.

Ein langer und mit vielen neuen Eindrücken und Begegnungen ausgefüllter Tag ging bei einem gemütlichen Beisammensein in „Trattlers Einkehr“ zu Ende.

Historikerin Dr. Manuela Maier