Organisation

Referat für Tourismusseelsorge

Die stillen Winkel des Glantales durchwandern

Ein GEH.rede mit Historikerin Manuela Maier durch eine sehenswerte Kulturlandschaft in Kärnten

„Es gibt Landschaften, die wie vom Stil einer besonderen Zeit gezeichnet erscheinen (…) In Kärnten beschwört manche Landschaft Erinnerungen an die künstlerischen Formprägungen des Mittelalters. Das obere Glantal (…) tut das“,
so der Schriftsteller Herbert Strutz.

43 natur- und kulturinteressierte Teilnehmer und Teilnehmerinnen machten sich bei frühsommerlichen Temperaturen auf, um diese Landschaft mit all ihren Schönheiten zu erkunden. Spirituell stellten wir diesen Tag gemäß dem Marienmonat Mai unter den Schutz der Gottesmutter und ehrten sie mit Liedern, Gedichten und einer Marienlitanei, vorgetragen und ausgewählt von Monika Suntinger.

Ausgehend von Klein St. Veit, einer bereits 1136 erstmals urkundlich erwähnten Kirche, führte der Weg Richtung Witsch und Krainig, begleitet von Ausblicken auf den Strußnigteich und Tigring, bevor wir in ein schattiges Wäldchen eintauchten. Von Krainig stand ein schweißtreibender Anstieg auf den Freudenberg bevor, dessen „Gipfel“ die Filial- und Wallfahrtskirche „Maria Sieben Schmerzen“ ziert.
Ihre Entstehung fällt in das Jahr 1722, als dem Knecht Lucas Machtig im Traum die seligste Jungfrau Maria auf dem „Freudenhigl“ erschien. Öfters verrichtete er nun an dem Platz sein Gebet, bis sich schließlich immer mehr Menschen einfanden und eine hölzerne Kapelle erbaut wurde. Die neue Kapelle war nicht unumstritten. Doch trotz Josephinischer Reformen und jahrelangen Auseinandersetzungen fand die kleine Kapelle in Leopold A. Praskowitz, u.a. Propst am Virgilienberg zu Friesach, einen begeisterten Fürsprecher, der schließlich 1843 ihren Neubau in Stein durchsetzte. In Sophie von Moro fand die Kirche auch eine besondere Verehrerin, welche 1901 einen Kreuzweg spendete.

Eine besondere Überraschung bescherte uns Frau Ingeborg Egger-Rohrer, die mit ihrem wundervollen Orgelspiel unser angestimmtes Marienlied begleitete! Nochmals ein herzliches Vergelt’s Gott!

Unsere Wanderung führte uns sodann vom Freudenberg hinab nach Nussberg, wo wir den Weg nach Maria Feicht einschlugen und an einer Wegkapelle kurz Halt machten, die der Überlieferung nach der Ursprungsort für die Kirche Maria Feicht sein soll. Hier gab der Waldweg erstmals den Blick auf das Gotteshaus frei und zügig leiteten uns unsere Schritte hinab, wartete doch im Pfarrhof das Mittagsmahl auf uns. Bei Ritschert, Erdäpfelgulasch, selbstgebackenem Brot sowie Kaffee, Reindling und Joghurttorte wurden alle kulinarischen Wünsche erfüllt.
Frau Helga Petautschnig hatte mit ihren Helfern den kleinen Platz vor dem neu erbauten Pfarrhof liebevoll gestaltet und so fühlten wir uns auf Anhieb herzlichst aufgenommen. Auch ihr und allen Helfern ein von Herzen kommendes DANKESCHÖN!

Die Kirche wurde erstmals als „ecclesia in Fuihta“ zwischen 1060 und 1076 als Eigenkirche der Eppensteiner erwähnt. Der Name leitet sich von einem sehr waldreichen Gebiet mit Fichten ab, welches im Mittelalter gerodet und urbar gemacht wurde. Der Kirchenbau selbst, ein äußerst gelungenes Beispiel der Spätgotik in Kärnten, erlitt durch Blitzschlag 1897 starke Beschädigungen, wie der Originalbericht aus der „Kärntner Zeitung“ erzählt. Doch glücklicherweise blieb dadurch ihre einheitliche, großartige Architektur im Kircheninneren unbeschädigt. Neben dem Hochaltar aus dem späten 17. Jh. ist der Kreuzaltar mit einer figürlichen Kreuzigungsgruppe und die steinerne Kanzel mit ihrem gewundenen Kanzelfuß hervorzuheben.

Über das Pfarrleben gab uns die seit 30 Jahren als Mesnerin in der Kirche tätigte Frau Annemarie Kramer bereitwillig Auskunft und so erfuhren wir allerlei Interessantes und auch manches Anekdötchen.

Nach etwa einer halbstündigen Wanderung am nordseitigen Fuße des Freudenberges gelangten wir nach St. Gandolf. Dem burgundischen Adeligen Gangolf, aus welchem Gandolf wurde, sind in Kärnten nur zwei Kirchen geweiht. Der außen unscheinbare Kirchenbau weist ihn seinem Inneren einige Besonderheiten auf. So stieß etwa der Klagenfurter Historiker Ao. Univ-Prof. Dr. Markus Wenninger durch Zufall bei Vermessungen auf einen Kamin samt Abzugshaube. Der Turm der Kirche soll demnach als mittelalterlicher Wehr- bzw. Wohnturm eines Gefolgsmannes der Eppensteiner gedient haben. Eine weitere Eigenheit der Kirche stellt ihr zweischiffiges Langhaus dar.

Das wertvollste Element bildet jedoch ein zweiteiliger Freskenzyklus an der Langhausnordwand bzw. an der nördlichen und südlichen Triumphbogenwand. Den oberen Teil bilden Fresken mit der Darstellung des Dreikönigszuges, die Anbetung des Kindes und der Kampf des hl. Georg mit dem Drachen. Das untere, schmälere Freskenband beginnt mit einer Darstellung des Bethlehemitischen Kindermordes, der Flucht nach Ägypten, die Geburt Jesu mit darauffolgenden Passionsszenen. Die Fresken, welche auf das Jahr 1440 und die Werkstatt Meister Friedrichs in Villach zurückgehen, faszinieren noch heute durch ihre Lebendigkeit und ihren ungeheuren Reichtum an Details.
Das Fresko an der Südseite des Triumphbogens ist mit 1499 datiert und wurde quasi erst 1999 „wiederentdeckt“, da es ein Seitenaltar verdeckte.

Etwas müde geworden ob der drückenden Schwüle sowie den vielen neuen Eindrücken und umfangreichen Ausführungen wanderten wir durch Wald, Wiesen und am Ackersaum entlang zurück nach Krainig. Sommerlich warme Sonnenstrahlen begleiteten uns bis zum Gasthof Kramerwirt in Klein St. Veit, wo unser GEH.rede einen gemütlichen Ausklang fand. Einsetzender Regen und Donnergrollen mahnte jedoch so manchen Teilnehmer zu einem baldigen Aufbruch.

(Maier Manuela)