Organisation

Katholischer Akademikerverband

Genesis 1 bis 11

Der Vatikan präsentiert zeitgenössische Kunst auf der Biennale in Venedig

Eine Gruppe des KAV-Kärnten besuchte auch den Vatikan-Pavillon auf der 55. Kunstbiennale in Venedig (© Foto: KH Kronawetter)
Eine Gruppe des KAV-Kärnten besuchte auch den Vatikan-Pavillon auf der 55. Kunstbiennale in Venedig (© Foto: KH Kronawetter)

Vor 110 Jahren hätte man noch mit einer Kirchenstrafe rechnen müssen, aber die Zeiten haben sich geändert. So machte sich eine Gruppe des Katholischen Akademikerverbandes Kärntens am 18. Oktober 2013 auf nach Venedig, um in die zeitgenössischen Kunstpräsentationen der 55. Kunstbiennale, die auf 46.000 Quadratmeters dargeboten werden, einzutauchen. Die vom jungen italienischen Kurator Massimilano Gioni zusammengestellte Hauptausstellung steht unter dem Motto: „Der enzyklopädische Palast“. In der Mitte der Ausstellung steht daher auch ein 1955 von Marino Auriti entworfenes Modell für einen universalen Wissensturm, der in Zeiten von NSA und Google an die großen Server-Farmen des Internetzeitalters denken lässt. Auffallend ist die große Sammelleidenschaft vieler Künstler (von Familienfotos bis hin zu kultischen Gegenständen), überraschend wirkt auch die breite Darstellung (esoterischer) Seelenlandschaften, wie z. B. in den bildnerischen Werken des Anthroposophen Rudolf Steiner oder in einem vom Autor selbst illustrierten Buch von C. G. Jung. Der Amerikaner Robert Crumb transformiert das Buch Genesis ins Comics-Format. Und mittendrin ist auch österreichische Meisterkunst von Maria Lassnig und Walter Pichler zu sehen.

Radikaler und dadurch spannender gestalteten sich die Präsentationen in den einzelnen Länderpavillons in den Giardini und in den erweiterten Ausstellungsräumen im Arsenale. Dort ist in diesem Jahr erstmals auch der Vatikan, „Santa Sede“, mit einem eigenen Pavillon vertreten. Insgesamt werden drei Räume zum Thema Schöpfung bespielt: Die Mailänder Künstlergruppe „Studio Azzurro“ fordert den Betrachter auf, mit den an Wände projizierten Menschen zu interagieren. In den Videos selbst wird der Sprachakt der Schöpfung imitiert. Der renommierte tschechische Fotograf Josef Koudelka zeigte in seinen Werken die Gebrochenheit der Schöpfung und der US-amerikanische Maler Lawrence Carroll versucht mit vier in Arte-Povera-Manier gestalteten Arbeiten das Thema Neuschöpfung umzusetzen. Insgesamt eine beeindruckende Präsentation, die zum Nachdenken anregt.

Weitere Höhepunkte dieser „Länderreise“ sind u. a. der finnische Beitrag des einsamen „Inselbauers“ Antii Laitinen und der „Room with Broken Sentence“ des Niederländers Mark Manders. Mit feiner Ironie wird im russischen Pavillion die Verherrlichung des Geldes gezeigt, auch die Engländer sparen nicht mit Gesellschaftskritik. Der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt, dass im Österreichpavillion ein in Hollywoodmanier produzierter Trickfilm von Mathias Poledna ("Imitation of Life") zu sehen ist.

Die 55. Biennale in Venedig hat ihre Tore noch bis 24. November geöffnet.