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Katholischer Akademikerverband

Depression – (k)eine Krankheit wie jede andere

Primaria Dr. Christa Rados, Psychiaterin am LKH Villach, referierte im Rahmen der ViDeo-Veranstaltungsreihe

vlnr.: Dr. Sieghard Wilhelmer (ViDeo), Prim. Dr. Christa Rados, Dipl-Ing. Martin Sattlegger (KAV) (© Foto: ZS)
vlnr.: Dr. Sieghard Wilhelmer (ViDeo), Prim. Dr. Christa Rados, Dipl-Ing. Martin Sattlegger (KAV) (© Foto: ZS)

Die psychischen Krankheiten werden oft ausgeblendet, obwohl sie sehr häufig vorkommen. Es werde wenig über sie gesprochen. Sie seien mit den Vorurteilen und Missverständnissen belastet. Unsicherheit und Ängste seien wiederum häufig die Ursache für Stigmatisierung und Ausgrenzung auch der Menschen, die unter der Depression leiden. Mit diesen Worten begann Prim. Dr. Christa Rados am 7. April im Pfarrzentrum St. Martin ihre Ausführungen zum Thema Depression.

Am Anfang widmete sie sich zuerst der Entstehung der psychischen Krankheiten allgemein. Sie sprach auch über die Häufigkeit der psychischen Störungen. Anschließend schilderte die Referentin ausführlich die Depression, ihre Symptome und die typischen Verhaltensweisen während der Erkrankung. Danach redete sie über die Art und Weise der Behandlung und Therapie der depressiven Krankheit. Am Ende wurden die zahlreichen Anwesenden über die Folgen der depressiven Erkrankung für den Einzelnen informiert und auf die Möglichkeiten der Angehörigen hingewiesen, mit der Erkrankung ihrer Familienmitglieder umzugehen.

Entstehung: Nach dem Vulnerabilitätsmodel entstehen die psychische Erkrankungen im Zusammenspiel von der Anfälligkeit (in den Bereichen der Epigenetik, Biografie, Erziehung, Trauma, Genetik) und Stressfaktoren. Je anfälliger, empfindlicher und verletzlicher ein Mensch in den Stresssituationen ist, desto wahrscheinlicher ist es, dass er die psychischen Schwierigkeiten bekommen wird.

Häufigkeit: Jedes Jahr sind 33% der Bevölkerung von mindestens einer Störung betroffen. Davon sind die drei häufigsten: die Angststörungen, Alkoholsucht und unipolare Depression. Bei den Frauen sind die Angststörungen und Depression führend, während bei den Männern die Alkoholstörung am meisten vorkommt. Von den psychischen Störungen sind alle Altersgruppen gleichermaßen betroffen.

Unipolare Depression: 54% der Depressionen verlaufen unerkannt und daher unbehandelt! Im Rahmen einer internationalen Studie konnte gezeigt werden, dass die Patienten, die an unipolaren Depressionen leiden, zuerst ausschließlich aufgrund von körperlichen Beschwerden (z.B. Kopfschmerzen, Rückenschmerzen, Erschöpfung, Herzklopfen, Muskelschmerzen usw.) ihren Hausarzt aufsuchten. Möglicherweise wird das Thema “Depression” von den Patienten selbst am Anfang häufig negiert. Da die Krankheit nicht rechtzeitig erkannt wird, werden die depressiven Patienten nicht oder nur unzureichend behandelt.

Leitsymptome: Antriebsstörung, Stimmungsverschlechterung und Freud- und Interessenlosigkeit sind die ersten Vorboten der depressiven Erkrankung. Mit der Zeit werden die Konzentrationsstörungen, Unruhe und Getriebenheit immer ausgeprägter.  Mit ihnen gehen die Angst, Verunsicherung, Schuldgefühle und Selbstwertverschlechterung einher. Biorhythmus- und Schlafstörungen sind auch zu erwähnen. Hinzu kommen noch die körperlichen Symptome (z.B. Schmerzen, Magen Darm Trakt, Herzklopfen usw.)

Typische Verhaltensweisen: Bei den Frauen und Männern können die typischen Verhaltensweisen bei der depressiven Erkrankung beobachtet werden. Bei den Frauen wird es „tend and befriend“ (Besänftigen und Beschwichtigen) genannt. Die Antriebslosigkeit, das Grübeln, die depressive Verstimmung, Ängstlichkeit oder die Selbstvorwürfe sind einige Teile davon. Die typische Verhaltensweisen der Männer bei der Depression können in der Aggressivität, Ärgerattacken, Feindseligkeit, Irritabilität, Aktivismus oder Alkoholmissbrauch erkannt werden. Sie werden als „fight or flight“-Strategie  (Kämpfen oder Flüchten) beschrieben werden.

Behandlung: Die Depression wird auf zweifache Weise behandelt. Nichtmedikamentöse (z.B. Psychotherapie, Psychoedukation, Soziotherapie, Entspannungstherapien, Physiotherapie, Tanztherapie, Ergotherapie, Wahrnehmungstraining, Musiktherapie usw.) und medikamentöse Therapie. Dabei werden mit sog. Antidepressiva die Angststörungen, Depressionen und Zwangstörungen behandelt. Meistens tritt die Wirkung erst nach ca 2 Wochen ein. Sie machen NICHT abhängig. Sie sind gut verträglich. Sie wirken stimmungsaufhellend, angstlösend, antriebsverbessernd, manchmal schmerzlindernd und eventuell schlafanstoßend. Die Kombination der beiden Therapien wird als am sinnvollsten angesehen.

Betroffene: Viele der Erkrankten müssen von der Auswirkung ihrer Krankheit fürchten. Angst vor sozialen Folgen in Beziehungen, im Job, das Unverständnis und die Stigmatisierung seitens der Gesellschaft sind eine reale Gefahr. Angst vor finanziellen Konsequenzen, von dem Jobverlust, den massiven finanziellen Einbußen und vor den existentiellen Folgen ist immer präsent. Die Angehörigen, die auch von der depressiven Erkrankung ihrer Familienmitglider betroffen sind, müssen lernen, sinnvoll mit der Krankheit umzugehen. Es hilft am Anfang das Problem zu erkennen und anzusprechen. Das krankheitsspezifische Verhalten muss akzeptiert werden. Es hilft auch die Schonungsbedingungen herzustellen und professionelle Hilfe zu organisieren. Man soll keine großen Sprünge in der Bewältigung der Krankheit erwarten, sondern sich auf die kleinen Veränderungen fokussieren und vor allem das Geduld haben!