Pfarre

Völkermarkt

Kapitel- und Stadtpfarrkirche St. Maria Magdalena

© Pfarre St. Magdalena / Sofie Oberortner / Blick von Stausee aus
Blick auf Völkermarkt und die Pfarrkirche vom Stausee aus / © Foto: Sofie Oberortner

Geschichte

Völkermarkt liegt am Nordrand des Jaunfeldes, auf dem Sporn einer steil abfallenden Terrasse hoch über der Drau, die hier zum See aufgestaut wurde. Im Mittelalter war die Brücke über die Drau eine der Lebensadern der Stadt. Hier kreuzten sich zwei alte Eisenstraßen. Diesen regen Handelsverkehr nutzte Graf Engelbert I. von Spanheim, indem er um das Jahr 1090 in der Siedlung am Kreuzungspunkt der beiden Straßen einen Markt errichtete.

In den Urkunden des frühen 12. Jahrhunderts wurde diese Siedlung als "Volchimercatus", Markt des Volko bezeichnet. Später finden sich die Namen "Volchenmarkt" oder "Volckelmarckt". Man erklärt sich dies damit, dass möglicherweise ein Händler names Volko, maßgeblich zur Errichtung des Marktes beigetragen hat. Die von der später auftretenden lateinischen Bezeichnung "gentiforum" - "Markt der Völker" abgeleitete Namensform "Völkermarkt" kam erst ab 1770 in Gebrauch. In frühen Urkunden findet sich aber auch die Bezeichnung "Forum Judeorum" - "Judenmarkt". Völkermarkt war demnach offensichtlich bereits damals ein bedeutender Warenumschlagplatz, so dass hier eine der ältesten Judengemeinden Kärntens entstand. Schon vor 1043 ist eine Urpfarre, St.Ruprecht, als "ecclesia matrix" als "Mutterkirche" belegt.

Stiftungsbild des Kollegiatskapitels mit Erzbischof Eberhard II. von Salzburg sowie Probst Ulrich und seinen Kanonikern<br />
Foto: Pfarre Völkermarkt
Stiftungsbild des Kollegiatskapitels mit Erzbischof Eberhard II. von Salzburg sowie Probst Ulrich und seinen Kanonikern
Foto: Pfarre Völkermarkt

Nachdem der kinderlos gebliebene Graf Bernhard I. von Spanheim sein Vermögen dem Stift St.Paul im Lavanttal vermacht hatte, ging auch Völkermarkt im Jahre 1161 an St. Paul, das 1177 die Rechte an der Pfarre St. Ruprecht erwarb. Im gleichen Jahr wurde St. Ruprecht Sitz eines Archidiakons und Völkermarkt somit Zentrum der kirchlichen Verwaltung Kärntens. Die erste urkundliche Nennung Völkermarkts als "civitas" (Stadt) datiert aus dem Jahre 1254. Erzbischof Eberhard II. von Salzburg errichtete an der Pfarrkirche St. Ruprecht ein Kollegiat-Kapitel. Bereits in den Jahren 1240 bis 1247 wurde in der befestigten Stadt eine eigene Kollegiatkirche zu Ehren der hl Maria Magdalena erbaut, der dann auch die Pfarrrechte von St. Ruprecht übertragen wurden.1463 wird Völkermarkt erstmals als Pfarre erwähnt. Die Kirche wurde 1308, 1637, 1665 und 1830 durch Brand, 1690 durch Erdbeben beschädigt.

Baugeschichte

Vom 12.Oktober 1240 datiert die Urkunde, die den Ankauf der zum Neubau einer Kirche erforderlichen Grundstücke aus dem Besitz des Stiftes St. Paul bestätigt. Als Käufer traten Bürger aus Völkermarkt auf.

Der romanische Ursprungsbau der ehemaligen Kollegiatkirche ist aufgrund mehrerer durchgreifender Umbauten in späterer Zeit nur mehr in wenigen Teilen fassbar. Errichtet wurde eine dreischiffige Pfeilerbasilika mit vorgestelltem Westbau - einer monumentalen Doppelturmfassade mit zweigeschossigem Zwischenbau. Dem Mittelschiff folgte ein auf mächtigen Pfeilern ruhender Triumphbogen, der das Langhaus vom Chor abtrennte. Das Chorjoch, in dem sich die Kanoniker zum gemeinsamen Chorgebet einfanden, wurde flankiert von zwei Nebenchören. Ein bedeutender Überrest der romanischen Bauzier ist das gestufte Säulenportal an der Westfassade, das zu den bedeutendsten romanischen Portalen Kärntens zählt.

Romanisches Säulenportal, Überrest der romanischen Bauzier / Foto: Pfarre VK/JN
Romanisches Säulenportal, Überrest der romanischen Bauzier / Foto: Pfarre VK/JN

Im 14. Jahrhundert wurde anstelle des südlichen Nebenchores die gotische Marienkapelle angebaut. Im letzten Viertel des 15. Jahrhunderts wurde dann mit dem spätgotischen Umbau der Kirche begonnen. Beim Umbau erhielt die Westfassade mit zwei großen Nischen ihre bis heute charakteristische Gestalt. Als der Südturm während des Erdbebens von 1690 einstürzte, wurde er nur noch bis zur Höhe des Kirchenschiffes wiederhergestellt und schließt mit einem Pyramidenhelm ab. Anfang des 18. Jahrhunderts wurde ein Kapellenanbau errichtet. Im späten 19. Jahrhundert wurde der Hochaltar durch ein neugotischen Altaraufbau ersetzt. Während einer Gesamtrenovierung des Kirchengebäudes in den Jahren 1949/50 wurde dieser Altar jedoch beseitigt und an seiner Stelle der umgebaute Dreifaltigkeitsaltar von 1735 aufgestellt. Im Jahre 1962 begann man die Außensanierung mit dem romanischen Portal und der Neueindeckung des Kirchendaches. Im Jahre 1984 wurde der Südturm neu eingedeckt. Im Jahre 2005 wurde eine Innenrestaurierung durchgeführt, in deren Verlauf die spätgotische Farbfassung der Architektur erneuert und eine liturgische Neuordnung der Kirche vorgenommen wurde.

Gotische Lichtsäule vor dem Westportal
Gotische Lichtsäule vor dem Westportal

Östlich vom Hauptplatz öffnet sich nach einer Biegung der Kirchgasse der Blick auf den kleinen Vorplatz und die Stadtpfarrkirche St. Maria Magdalena.

Vor der Kirche, auf dem Gelände des einstigen Friedhofes, ließ im Jahre 1477 die Zunft der Schuster und Lederer zum Gedenken an die Verstorbenen eine spätgotische Lichtsäule in Form eine achteckigen Tabernakelpfeilers errichten. Die Portalanlage besteht aus der mittigen Portalnische und zwei großen segmentbogigen Nischchen mit farbig gefassten szenischen Darstellungen, links das Gebet Christi am Ölberg, rechts der Kalvarienbeg, wobei die trauernde Maria Magdalena dargestellt ist.

Innenraum

Durch den Portaltrichter des Westportals gelangt man in den gewölbten Vorraum. Das nördliche Turmerdgeschoß dient als Sakristei, vom südlichen Turmerdgeschoss aus führt eine Treppe auf die Orgelempore. In der Mitte des Raumes unter der Empore wurde der spätgotische Taufstein aufgestellt. Den festlichen Höhepunkt der Ausstattung des Gotteshauses bildet der barocke Hochaltar an der Ostwand des Chores, welcher um 1730 in die spätgotische Architekturumgebung eingepasst wurde.

Blick in die Kirche (Foto: Pfarre VK / JN)
Blick in die Kirche (Foto: Pfarre VK / JN)

Das Altarblatt mit Maria Magdalena unter dem Kreuz wurde 1950 vom steirischen Maler Toni Hafner gemalt. Die barocken Schnitzstatuen stellen die Apostel Johannes, Petrus, Paulus und Jakobus den Älteren dar. Den Altaraufsatz bildet eine Monstranz, die Altarbekrönung mit Baldachinabschluss blieb von Veränderungen verschont. Der Marien- bzw. Rosenkranzaltar im nördlichen Nebenchor wurde 1735 von Anton Josef Schludermann und seiner Gattin Eva Barbara gestiftet. Im Zentrum des Altares, einer von Medaillongemälden umrahmten Nische, befindet sich die plastische Figurengruppe der Maria mit dem Kind, ergänzt wird diese Darstellung zu einem Altar der heiligen Sippe mit den Seitenfiguren der Heiligen Joachim und Anna bzw. Elisabeth und Zacharias. Die Kreuzkapelle wird durch ein kunstvoll geschmiedetes barockes Eisengitter vom Kirchenraum abgetrennt. An ihrer Südseite steht der älteste Altar der Kirche im frühbarocken Akanthus-Stil. An stelle eines Altargemäldes birgt dieser Altar eine plastische Kreuzigungsgruppe, wobei der Kruzifixus in die Zeit der Spätgotik zu datieren ist. An der Westseite des nordöstlichen Langhauspfeilers fand der Apostelaltar Aufsstellung. Das Altargemälde zeigt die Aussendung der Apostel in die Welt mit der Aufforderung Jesu "ITE" (Gehet hin!) An der Westwand des südlichen Seitenschiffes wurde der Vierzehn-Nothelfer-Altar von 1714 aufgestellt. Am südöstlichen Langhauspfeiler befindet sich die Kanzel, die 1769 von Michael Zill errichtet und von Peter Marx farbig gefasst wurde. Am Kanzelchorb sitzen die bewegten und gestikulierenden Figuren der vier Evangelisten mit ihren Symbolwesen.

Ober dem Chorgestühl sind die Konsolstatuen der Maria Immakulata, des hl. Johannes Nepomuk und ein Schmerzensmann aus der ersten Hälte des 18. Jahrhunderts aufgestellt. Im südlichen Nebenchor steht eine um 1420 in weichem Stil geschaffene spätgotische Pietà aus Stein. Die Konsolfiguren der Heiligen Maria und Josef an der Westseite der Kreuzkapelle stammen aus der ersten Hälfte des 18.Jahrhunderts, die Statue des Antonius von Padua ist mit 1628 bezeichnet. Aus dem 1808 aufgelösten Augustinerkloster stammt eine bemerkenswerte, gotische Sandsteinmadonna im südlichen Seitenschiff neben dem Eingang zur Kreuzkapelle. Leider ist das großartige Bildwerk nicht mehr vollständig erhalten, die Köpfe der Gottesmutter und des Kindes waren abgeschlagen worden. Nur der Kopf der Gottesmutter wurde ergänzt.

An der Chorsüdwand hängt ein großes Leinwandbild von 1796 mit dem heiligen Florian, der Madonna und der Heiligen Dreifaltigkeit als Beschützer der Stadt Völkemarkt vor Feuer. An der Wand des nördlichen Nebenchores hängt ein Ölgemälde des heiligen Johannes Nepomuk aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Im südlichen Nebenchor ist das Ölgemälde mit dem Tod des heiligen Franz Xaver zu sehen. Ein weiteres Leinwandbild zeigt den heiligen Ignatius von Loyola.

Die Orgel wurde 1998 von Francesco Zanin aus Udine gebaut. Die beiden größten Glocken des Geläutes stammen aus dem Jahre 1930. Als "Abstimmungs- und als Kriegerglocke" erinnern sie beide an die historischen Ereignisse der ersten beiden Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts.

Würdigung

Die Kapitel- und Stadtpfarrkirche St. Maria Magdalena zeugt mit ihrer qualitätvollen Architektur und mit ihrer prachtvollen Ausstattung von der wirtschaftlichen Bedeutung Völkermarkts in Mittelalter und früher Neuzeit. Es waren die Bürger dieser Stadt, die zu Ehren Gottes viel zur Verschönerung der Kirche beitrugen. Dieser Tradition folgten die Gemeindemitglieder, die durch großzügige Spenden die Restaurierung dieses Gotteshauses auf sich nahmen.

Quellen:

Verena Friedrich, Völkermarkt, Kapitel- und Stadtpfarrkirche St. Magdalena und die Kirchen des Pfarrverbandes, Kunstverlag Peda - Passau, 2008.

750 Jahre Kapitel- und Stadtpfarrkirche St. Maria Magdalena, (Hsg.) Günther Körner, Klagenfurt 1998.

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