Pfarre

Völkermarkt

FERIENWOCHE auf der Flattnitz

Die Hütte erzählt….

Bildunterschrift (Bildrechte sind zwingend anzugeben!)
Ferienwoche auf der Flattnitz
Pfarre Völkermarkt

Es ist der 18. August um exakt 15 Uhr als meine angenehme Nachmittagsruhe jäh unterbrochen wird. Meine Dielenbretter beginnen zu knacksen und in den Zimmern hört man ein wildes Poltern: Das Jungscharlager hat begonnen und 29 Kinder mit ihren 9 Betreuern beziehen ihre Betten. Meine Speisekammer wird bis zum Rand hin mit Brot und Kuchen gefüllt. Der Speisesaal dagegen ist voll von Spielen und Bastelutensilien: Brot und Spiele können also beginnen. Den ganzen Tag über sausen fröhliche Kinder durch mein Inneres und beglücken mich mit etwas Waldboden, der sich im ganzen Haus verteilt. Die Küche wird zu einem Backofen, wo es kocht und dampft. Auf meiner Terrasse wird gehobelt, gesägt, geschliffen und gemalt- eine kurze Unterbrechung von all den Tätigkeiten gibt es nur, wenn tellerweise duftender Kuchen serviert wird. Gegen Abend wird es kurzfristig etwas ruhiger, wenn sich die ganze Meute bei „Spiel und Spaß mit Carina“ auf der großen Hüttenwiesen versammelt. Danach wird es noch einmal kritisch: Franz stimmt den „Lagerboogie“ an und es singen Bässe, Soprane und Zwischenstimmen lauthals miteinander. Beim letzten Lied „Es ist schön zu Bett zu gehen“ werden die Kinderaugen langsam schwer und der Sandmann verteilt sanft seinen Inhalt. Ein letztes Schlückchen warmen Tee und dann wird im Bett gekuschelt und getuschelt… Ruhe kehrt ein und wird nur selten durch „dezentes“ Lachen aus der Küche unterbrochen, wo die Betreu er ihre gewichtige Nachbesprechung ab-halten. Schließlich ist es so weit: Mein Inneres wird ganz ruhig und man hört nichts außer zufriedenem Geschnarche und zufriedenes Schnaufen. Es ist wirklich schön, die Fürstenhütte zu sein!

Der Brunnen erzählt…

Eigentlich führe ich ein ganz beschauliches Leben, ganz nach dem alten philosophischen Sprichwort: „Alles fließt“. Aber einmal im Jahr wird meine Wasserzirkulation in völlig neue Bahnen gelenkt. Eine Schar von Kindern und Erwachsenen bringen meinen Rhythmus gehörig durcheinander und mein Trog wird so richtig aufgewirbelt. Schon früh morgens wagen sich tollkühne Gestalten an den Brunnentrog und wecken mich mit ihrer Morgentoilette. Danach geht es Schlag auf Schlag: Man trinkt aus mir, kühlt sich die Füße, wäscht Steine oder benützt mich als Kühlschrank für bedeutsame Lebensmittel…Zwischendurch habe ich sogar die Ehre als Taufbecken zu dienen, wenn man in mir, mit viel Aufsehen, Kinder und Betreuer zur Flattnitz- Taufe versenkt.

Mein kostbares Brunnenwasser fließt in alle Poren der Getauften und als Dank dafür ernte ich nur lautes Geschrei und so manchen Schmutzfilm, der sich in mein sauberes Bergwasser mischt. Nachdem ich mich davon erholt habe und mein Gleichgewicht so einiger-maßen wieder hergestellt ist, folgt spät abends der Höhepunkt meiner neuen Aktivität: Dutzende von Kindern begeben sich mit Taschenlampen ausgerüstet zu mir und beginnen sich mehr oder weniger gründlich ihre Zähne zu putzen... Zum Glück entleeren sie ihren Mundinhalt nicht in meinen schmucken Trog, obwohl - den einen oder anderen Spritzer habe ich sicherlich abbekommen. Es wird wohl ein paar Wochen dauern, bis ich mich von diesem bunten Treiben wieder erholt habe.

Der Herd erzählt…

Was soll ich euch sagen: So sauber geputzt war ich sicher schon lange nicht mehr. Aber zuvor musste ich einen regelrechten Kochmarathon über mich ergehen lassen: 200 Palatschinken, 200 Kärntnernudeln, 100 Würstel, 150 Wienerschnitzel, Töpfe voll Schwammerlsauce, Suppen und anderen Köstlichkeiten wurden auf mir zubereitet. Es spritzte und zischte und duftete…. Schade, dass ich davon gar nichts kosten konnte. Trotzdem ist es für mich jedes Jahr ein Hochgenuss, die Speisen von Elisabeth wenigstens riechen zu dürfen.

Eva Hermann