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„Geist kann nicht aufgehalten werden“ – Katholische Frauenbewegung setzt sich für die Zulassung von Frauen zu Weiheämtern ein. Ein aktueller Blick auf das marianisch-petrinische Argument
Wien, 26. Juni 2025 – Zum Hochfest Peter und Paul, dem traditionellen Termin für Priesterweihen, bekräftigt die Katholische Frauenbewegung Österreichs (kfbö) ihren Einsatz für die Öffnung der kirchlichen Weiheämter für Frauen. „Gerade an einem Tag, der wie kein anderer für die priesterliche Berufung und Sendung steht, muss die Frage gestellt werden, wer diese Berufung heute lebt und wer sie leben darf“, erklärt Angelika Ritter-Grepl, Vorsitzende der kfbÖ. „Wenn Frauen Berufung zum priesterlichen Dienst erfahren, dann soll diese Berufung auch kirchlich anerkannt und ermöglicht werden.“
Nach dem Abschluss der Weltsynode 2023 hat die kfbö mit Zustimmung und Hoffnung zur Kenntnis genommen, dass im veröffentlichten Abschlussdokument, das zum kirchlichen Lehramt gehört, das Verhältnis von Mann und Frau als reziprok beschrieben wird. Zudem wird in Paragraph 60 eine stärkere Einbindung von Frauen in Leitung, Entscheidung und Lehre gefordert. Die Berufung des Heiligen Geistes kennt kein Geschlecht. Oder, wie es das Dokument formuliert: „Der Geist kann nicht aufgehalten werden.“
„Wir sehen in dieser Aussage einen Auftrag“, so Ritter-Grepl. „Der Heilige Geist wirkt in Frauen wie in Männern. Kirche soll Berufungen nicht selektiv zulassen – sie muss sie im Vertrauen auf den Geist prüfen und bejahen.“
Vor diesem Hintergrund ist es an der Zeit, ein theologisches Argument neu zu lesen, das in der Vergangenheit zur Begründung des Ausschlusses von Frauen aus dem Weiheamt herangezogen wurde: das sogenannte„petrinische“ und „marianische“ Prinzip, formuliert vom Theologen Hans Urs von Balthasar. In dieser Denkfigur steht das petrinische Prinzip für Hierarchie, Leitung und sakramentale Macht, während das marianische Prinzip auf Gehorsam, Hingabe und Empfangsbereitschaft verweist. Frauen, so heißt es dann, verkörperten Letzteres und seien damit sakramental „repräsentationsunfähig“.
Ein solches Verständnis ist nicht nur theologisch einseitig – es ist historisch jung, kulturell bedingt und zutiefst patriarchal geprägt. Wie aktuelle Analysen aus der Schweiz zeigen, ist die Vorstellung von der „Machtlosigkeit der Frauen“ kein urkirchliches Erbe, sondern eine Entwicklung der Neuzeit. Die frühen Gemeinden des Christentums kannten eine vielfältige Teilhabe, auch von Frauen. Die Diakonin Phöbe und die Apostelin Junia seien hier in Erinnerung gerufen.
In einem im Vatikan abgehaltenen Symposium konzipiert für Papst Franziskus und seinen Kardinalsberaterkreis mit dem Titel „Die Kirche entmaskulinisieren“ legt die Veroneser Theologin Lucia Vantini dar, dass der marianisch-petrinische Ansatz Hierarchien zwischen Männern und Frauen festigt und dies, in den biblischen Texten grundgelegten gleichen Würde aller Menschen, widerspricht.
Die kfbö mahnt daher mit Nachdruck: Die mystische Idealisierung des Weiblichen muss beendet werden. Frauen sind aktive, freie und glaubende Mitgestalterinnen der Kirche. Diese Auffassung steht im Einklang mit der Synode, die in Paragraph 66 ausdrücklich regionale Lösungen für die Stärkung der Rolle von Frauen in der Kirche vorsieht. Synodalität bedeutet: aufeinander hören, diskutieren, entscheiden und im Konsens handeln.
„Wir stehen an einem Wendepunkt“, so Ritter-Grepl. „Die Kirche kann nur dann glaubwürdig sein, wenn sie allen Getauften gleiche Teilhabe ermöglicht. Alles andere ist nicht legitimierbar und ungerecht, es widerspricht vor allem auch dem Evangelium.“
Die Katholische Frauenbewegung Österreichs ruft daher den Rat der europäischen Bischofskonferenzen und die Österreichische Bischofskonferenz auf, diesen Geist der Synode konkret werden zu lassen. Es gilt nun mit den Worten Kardinals Hollerichs die aktuellen Entwicklungen zu respektieren, sowie: „alle Frauen, die sich zum Priestertum berufen fühlen.“ Dazu gehört auch, sich aktiv für die Öffnung des sakramentalen Amtes für Frauen einzusetzen, nicht als Bruch mit der Tradition, sondern als deren geistgewirkte Weiterentwicklung. Denn, der Geist kann nicht aufgehalten werden.
Rückfragehinweis:
Mag.a Sonja Schromm
Generalsekretärin
Katholische Frauenbewegung Österreichs
Spiegelgasse 3/2/7, 1010 Wien
Tel.Nr.: +43 1 51611-1631
E-Mail: sonja.schromm@kfb.at