Pfarre

Klagenfurt-St. Josef-Siebenhügel

Christen in Quarantäne

Gedanken zum Beginn der Fastenzeit 2020

Pfarrkirche Klagenfurt St. Josef mit Fastentuch (phs)
Pfarrkirche Klagenfurt St. Josef mit Fastentuch (phs)

Die Angst geht um! Ganze Dörfer werden abgeriegelt, Reisen storniert, Züge an den Grenzen angehalten, Apotheken und Supermärkte leer-gekauft, Schulen, Kindergärten und UNIS geschlossen, Festveranstaltungen abgesagt…

Das VIRUS geht um und viele sind in Sorge. Noch vor wenigen Tagen hätten das viele nicht für möglich gehalten: Ja, am anderen Ende der Welt, da gibt es das – aber bei uns?

Die Welt ist ein Dorf und keiner kann mehr so tun, als beträfe ihn das nicht. Die Maßnahmen sind drastisch – manchmal hilflos… ganze Dörfer, Städte und Regionen werden unter Quarantäne gestellt.

Quarantäne“: befristete Isolation. Geschichtlich kommt der Begriff in Italien im 14. Jahrhundert auf und bezeichnet „quaranta giorni“ (vierzig Tage), eine Reisesperre für seuchenverdächtige Ankömmlinge. Venedig verbot bereits 1374 die Hafeneinfahrt für pestverdächtige Schiffe. Vierzig Tage Abgeschiedenheit werden im 3. Buch Mose (Lev 12,1–8) bezeugt, wo allgemein von Reinheits- und Reinigungsvorschriften für Mütter nach der Geburt die Rede ist. Im Bereich der Seeschifffahrt ist Quarantäne die Wartezeit von Schiffen bevor Lebewesen, Waren und sonstige Güter eingeführt werden dürfen.

Auch wir haben jetzt 40 besondere Tage vor uns – die heute beginnen. Es geht dabei nicht darum, die Welt vor der Ausbreitung des Christentums zu schützen wie vor einem Virus. Ganz im Gegenteil: sich sammeln und sein Leben, seinen Alltag bedenken… neu ausrichten, falsche und ungesunde Haltungen ablegen und sich neu anerziehen, was gesund und heil macht… - das ist angesagt.

„Quarantäne“ = negativ besetzt, hat mit Angst und Gefahr zu tun. Was haben die Leute getan, die auf Kreuzfahrtschiffen in Quarantäne waren und nicht mal ihre Kabine verlassen durften? Damit ihnen nicht die Decke auf den Kopf fällt… - was tun die Leute in den abgeriegelten Dörfern Oberitaliens jetzt?

Fastenzeit - klingt für manche ähnlich negativ wie Quarantäne: 40 Tage, an denen Verzicht und Zurückhaltung geübt werden sollen, wo nicht die Lebensfreude der erste Ausdruck unseres Glaubens ist, sondern wo wir Leid und Tod Jesu, das Elend der Welt und unser persönliches Leid betrachten sollen… - eine Zumutung. Ganz sicher. Eine Herausforderung, ja. Aber anders als in der von den Gesundheitsämtern verordneten Quarantäne wählen wir Christen diese Zeit bewusst und mit Absicht: Vierzig Tage als eine geschenkte Zeit für einen inneren Rückzug, um sich dann wieder neu dem LEBEN zuzuwenden.

Womit füllen wir unsere „christliche Quarantäne“? Prägen uns dabei auch Angst, Unsicherheit, Verzweiflung? Hoffentlich nicht. Es ist eine Zeit der Gnade – so lesen wir es in der heiligen Schrift im zweiten Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Korínth (2 Kor 5, 20 – 6, 2):

Schwestern und Brüder!
Wir sind also Gesandte an Christi statt und Gott ist es, der durch uns mahnt. Wir bitten an Christi statt: Lasst euch mit Gott versöhnen! Er hat den, der keine Sünde kannte, für uns zur Sünde gemacht, damit wir in ihm Gerechtigkeit Gottes würden.
Als Mitarbeiter Gottes ermahnen wir euch, dass ihr seine Gnade nicht vergebens empfangt.
Denn es heißt: Zur Zeit der Gnade habe ich dich erhört, am Tag der Rettung habe ich dir geholfen. Siehe, jetzt ist sie da, die Zeit der Gnade; siehe, jetzt ist er da, der Tag der Rettung.

Uns will in dieser Zeit nichts aufgezwungen werden, sondern es geht um etwas ganz anderes: „Lasst euch mit Gott versöhnen!“ ruft Paulus uns zu. Nicht irgendwann, sondern jetzt… - in dieser Fastenzeit.

Gott schenkt dir das „Jetzt“, diese Fastenzeit, damit ER wichtig sein oder werden kann in deinem Leben! Nehmen wir dieses Geschenk der Fastenzeit als Einladung. 40 Tage als Chance – nicht als Abschreckung: als POSITIV-Quarantäne, dem Leben entgegen.

Eine gute Fastenzeit wünscht Pfarrer P. Herbert Salzl SDB