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Referat für Spiritualität

Entspannung - Teil 10 der Reihe Benediktinische Lebensimpulse

Eine Serie von P. Maximilian Krenn OSB, Administrator des Stiftes St. Paul im Lavanttal

Blick auf das Stift St.Paul in Richtung Granitztal (Foto: Stift St. Paul im Lavanttal)
Blick auf das Stift St.Paul in Richtung Granitztal (Foto: Stift St. Paul im Lavanttal)

Die Urlaubszeit steht vor der Tür und mit ihr der Anspruch, dass wir danach wieder erholt und voll Tatendrang an unseren Arbeitsplatz zurückkehren. Aber immer mehr Menschen wissen nicht mehr so recht, wie sie sich entspannen können, was mit Erholung eigentlich gemeint ist. Nicht wenige Therapeuten verdienen gutes Geld mit Schlaflosigkeit und Burnout ihrer Klienten.

Erholung ist ja eigentlich nichts Außergewöhnliches, sondern ein fester Bestandteil unseres täglichen Lebens. Ein Blick in den Rhythmus der Schöpfung macht das deutlich: die Natur macht mit dem Untergang der Sonne Pause, auch wenn die nachtaktive Fauna ihr eigenes Süppchen kocht. Der Mensch, der wie kein anderes Geschöpf die Nacht zum Tag machen kann, ist besonders gefordert, die Gesetzmäßigkeiten der Natur anzuerkennen und für sich anzuwenden. Denn auch er hat wie alle Mit-Geschöpfe Entspannung notwendig. Allerdings kann er im Gegensatz zur Tierwelt die Dinge leichter verlernen.

Benedikt weiß natürlich auch darum. Mitten am Tag baut er deshalb eine gemeinsame Zeit der Entspannung ein, wenn er schreibt: „Nach der Sext und der Mahlzeit sollen sie unter völligem Schweigen auf ihren Betten ruhen“. Dort, wo andere sich abstrudeln, um ja nichts zu versäumen, lässt unser Ordensvater seine Söhne ruhen. - Was für ein Gegensatz zu unserer leistungsorientierten Welt!

Sich entspannen, ruhen, ist vor allem eine Sache für all jene, die darauf vertrauen können, dass nicht alles von ihnen abhängt, dass es jemand gibt, der die Geschicke meines Lebens und der Welt in seinen Händen hält. Der Hl. Augustinus ist in seinen Bekenntnissen davon überzeugt, dass unser Herz nur wahre Ruhe in Gott findet. Wenn Gott das Geheimnis von An- und Entspannung schon so tief in seine Schöpfung hineingelegt hat, dann können wir darauf vertrauen, dass Er sich dabei etwas gedacht hat. Dann ist es ein wesentlicher Auftrag des Menschen, Ihm zu vertrauen und Erholung vor allem als diese Übung anzusehen. Ein Kind, das um die Nähe seiner Eltern weiß, wird viel leichter einschlafen können. Uns geht es nicht anders.

Fragen

  • Kenne ich Zeiten des Zur-Ruhe-Kommens untertags?
  • Habe ich das Vertrauen in Gott, dass er sich um meine Angelegenheiten kümmert?

Geben Sie ein Feedback, schreiben Sie bitte per E-Mail an P. Maximilian Krenn OSB

Regeltext

Kapitel 48: Die Ordnung für Handarbeit und Lesung

  1. Müßiggang ist der Seele Feind. Deshalb sollen die Brüder zu bestimmten Zeiten mit Handarbeit, zu bestimmten Stunden mit heiliger Lesung beschäftigt sein.
  2. Und so meinen wir, durch folgende Verfügung die Zeit für beides ordnen zu können:
  3. Von Ostern bis zum 1.Oktober verrichten sie morgens nach der Prim bis ungefähr zur vierten Stunde die notwendigen Arbeiten.
  4. Von der vierten Stunde aber bis zur Sext sollen sie frei sein für die Lesung.
  5. Nach der Sext und der Mahlzeit sollen sie unter völligem Schweigen auf ihren Betten ruhen. Will aber einer für sich lesen, dann lese er so, dass er keinen anderen stört.
  6. Die Non werde früher gehalten, zur Mitte der achten Stunde; dann gehen sie bis zur Vesper wieder an die Arbeit.
  7. Wenn es die Ortsverhältnisse oder die Armut fordern, dass sie die Ernte selber einbringen, sollen sie nicht traurig sein.
  8. Sie sind dann wirklich Mönche, wenn sie wie unsere Väter und die Apostel von ihrer Hände Arbeit leben.
  9. Alles aber geschehe der Kleinmütigen wegen maßvoll.