Organisation

Referat für Spiritualität

Ehrfurcht und Respekt - Teil 7 der Reihe Benediktinische Lebensimpulse

Eine Serie von P. Maximilian Krenn OSB, Administrator des Stiftes St. Paul

Im 31. Kapitel über den Cellerar des Klosters (der Wirtschafter) entwirft Benedikt ein erstaunliches Anforderungsprofil. Von einer Art Manager verlangt er nämlich, dass er reifen Charakters, weise und nüchtern ist. Um dann noch einiges mehr an Attributen anzuhängen, die mehr an einen Heiligen als an einen Verwalter zeitlicher Güter denken lässt. Benedikt weiß eben um den Zusammenhang von Geist und Materie, um die Unzertrennlichkeit von Leib und Seele und um deren gegenseitige Wirkung.

Blick auf die Erhardikirche in St. Paul (Foto: Stift St. Paul im Lavanttal)
Blick auf die Erhardikirche in St. Paul (Foto: Stift St. Paul im Lavanttal)


Es geht beim Verwalter also gar nicht in erster Linie darum, dass er nur ein guter Rechner ist. Zu allererst muss er lernen, sich selbst im Griff zu haben, mit sich im Reinen und redlich zu sein. Er benötigt deshalb einen reifen Charakter, damit er auch mit den anderen in der Verteilung der Güter nicht ungerecht und von Eigeninteressen geleitet agiert. Sein Dienst ist enorm wichtig. Die Güter dieser Erde sollen uns nämlich in rechter Weise dienen, damit der Mensch daran reifen und wachsen kann und nicht unter deren Ausbeutung leidet. Ein „Zuviel“ wie ein „Zuwenig“, Habgier oder permanenter Mangel ist schädlich. Das „rechte Maß“, von dem sich Benedikt in allen Dingen leiten lassen, will gerade hier eingeübt werden und dazu leistet der Cellarar seinen unverzichtbaren Beitrag.
Wie wir mit den Gütern umgehen, zeigt den Zustand unserer Seele, unseres Innenlebens an. Dass der Mensch von heute oft nur noch als Konsument bezeichnet wird, spricht da Bände. Sein Beitrag zum Wirtschaftswachstum ist für viele wichtiger geworden als sein seelischer Zustand.
Benedikt sieht die Welt allerdings unter einem anderen Blickwinkel, wenn er schreibt: „Alle Geräte und den ganzen Besitz des Klosters betrachte er als heiliges Altargerät“. Damit wird der Mensch in der Ausübung der einfachsten Arbeiten gewürdigt und zum Mitarbeiter einer großen Sache bestellt, nämlich zur Mitarbeit an der Schöpfung. Wenn der Rechen wie ein Kelch gehalten werden soll, der die Liebes-Hingabe Jesu am Kreuz für die Welt symbolisiert, dann will er uns sagen: Dein Tun ist unverzichtbar für diese Welt und kostbar. Auf diese Weise fällt ein Licht auf unsere Existenz, das uns - bei aller äußerer Tätigkeit - von Innen her Würde und Schönheit vermittelt.

Fragen:

  1. Wie beginne ich mein Tageswerk?
  2. Wo ist es Zeit, mein „Konsumverhalten“ zu ändern?
  3. Mit welchem Blick betrachte ich meinen Nächsten?

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Regeltext

Kapitel 31: Der Cellerar des Klosters

Als Cellerar des Klosters werde aus der Gemeinschaft ein Bruder ausgewählt, der weise ist, reifen Charakters und nüchtern. Er sei nicht maßlos im essen, nicht überheblich, nicht stürmisch, nicht verletzend, nicht umständlich und nicht verschwenderisch. Vielmehr sei er gottesfürchtig und der ganzen Gemeinschaft wie ein Vater. Er trage Sorge für alles.
Ohne Weisung des Abtes tue er nichts; an seine Aufträge halte er sich. Er mache die Brüder nicht traurig. Falls ein Bruder unvernünftig etwas fordert, kränke er ihn nicht durch Verachtung, sondern schlage ihm die unangemessene Bitte vernünftig und mit Demut ab. Er wache über seine Seele und denke immer an das Apostelwort: "Wer seinen Dienst gut versieht, erlangt einen hohen Rang." Um Kranke, Kinder, Gäste und Arme soll er sich mit großer Sorgfalt kümmern; er sei fest davon überzeugt: Für sie alle muss er am Tag des Gerichtes Rechenschaft ablegen.
Alle Geräte und den ganzen Besitz des Klosters betrachte er als heiliges Altargerät. Nichts darf er vernachlässigen. Er sei weder der Habgier noch der Verschwendung ergeben. Er vergeude nicht das Vermögen des Klosters, sondern tue alles mit Maß und nach Weisung des Abtes.
Vor allem habe er Demut. Kann er einem Bruder nichts geben, dann schenke er ihm wenigstens ein gutes Wort. Es steht ja geschrieben: "Ein gutes Wort geht über die beste Gabe."
Alles, was der Abt ihm zuweist, übernehme er in seiner Verantwortung; was er ihm aber verwehrt, maße er sich nicht an. Den Brüdern gebe er das festgesetzte Maß an Speise und Trank ohne jede Überheblichkeit oder Verzögerung, damit sie nicht Anstoß nehmen. Er denke daran, was nach Gottes Wort der verdient, der einem von den Kleinen Ärgernis gibt.
In größeren Gemeinschaften gebe man ihm Helfer. Mit ihrer Unterstützung kann er das ihm anvertraute Amt mit innerer Ruhe verwalten. Zur bestimmten Stunde werde gegeben, was zu geben ist, und erbeten, was zu erbitten ist; denn niemand soll verwirrt und traurig werden im Hause Gottes.