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Referat für Spiritualität

Die Arten der Mönche - Teil 1 der Reihe “Benediktinische Lebensimpulse”

Eine wöchentlich ergänzte Serie von P. Maximilian Krenn OSB

Codex Sangallensis, Regula S. Benedicti. Reichenau, 800-833. Marginalia: 16th century. Stiftsbibliothek St. Gallen, Cod. 914th - (Foto: commons.wikimedia.org/wiki/File:Codex_Sangallensis,_Regula_S_Benedicti,_exh._Benedictines_NG_Prague,_150730.jpg - Zde / CC BY-SA (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0)
Codex Sangallensis, Regula S. Benedicti. Reichenau, 800-833. Marginalia: 16th century. Stiftsbibliothek St. Gallen, Cod. 914th - (Foto: commons.wikimedia.org/wiki/File:Codex_Sangallensis,_Regula_S_Benedicti,_exh._Benedictines_NG_Prague,_150730.jpg - Zde / CC BY-SA (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0)

Kapitel 1: Die Arten der Mönche

Wir kennen vier Arten von Mönchen, schreibt der Hl. Benedikt in seiner Ordensregel:

Die erste Art sind die Koinobiten: Sie leben in einer klösterlichen Gemeinschaft und dienen unter Regel und Abt.

Die zweite Art sind die Anachoreten, das heißt Einsiedler. Nicht in der ersten Begeisterung für das Mönchsleben, sondern durch Bewährung im klösterlichen Alltag und durch die Hilfe vieler hinreichend geschult, haben sie gelernt, gegen den Teufel zu kämpfen. In der Reihe der Brüder wurden sie gut vorbereitet für den Einzelkampf in der Wüste. Ohne den Beistand eines anderen können sie jetzt zuversichtlich mit eigener Hand und eigenem Arm gegen die Sünden des Fleisches und der Gedanken kämpfen, weil Gott ihnen hilft.

Die dritte Art sind die Sarabaiten, eine ganz widerliche Art von Mönchen. Weder durch eine Regel noch in der Schule der Erfahrung wie Gold im Schmelzofen erprobt, sind sie weich wie Blei. 
In ihren Werken halten sie der Welt immer noch die Treue. Man sieht, dass sie durch ihre Tonsur Gott belügen. Zu zweit oder zu dritt oder auch einzeln, ohne Hirten, sind sie nicht in den Hürden des Herrn, sondern in ihren eigenen eingeschlossen: Gesetz ist ihnen, was ihnen behagt und wonach sie verlangen. Was sie meinen und wünschen, das nennen sie heilig, was sie nicht wollen, das halten sie für unerlaubt.

Die vierte Art der Mönche sind die sogenannten Gyrovagen. Ihr Leben lang ziehen sie landauf landab und lassen sich für drei oder vier Tage in verschiedenen Klöstern beherbergen. Immer unterwegs, nie beständig, sind sie Sklaven der Launen ihres Eigenwillens und der Gelüste ihres Gaumens. In allem sind sie noch schlimmer als die Sarabaiten.
Besser ist es, über den erbärmlichen Lebenswandel all dieser zu schweigen als zu reden. 
Lassen wir sie also beiseite, und gehen wir mit Gottes Hilfe daran, der stärksten Art, den Koinobiten, eine Ordnung zu geben. 



Impuls:

Die altgriechische Weisheit „erkenne dich selbst“ leitet uns an, in der Selbsterkenntnis einen Fortschritt zu sehen. Dieses Wissen war schon dem antiken Menschen zutiefst vertraut. Dazu gehört zuweilen auch das schmerzvolle Erkennen der eigenen Schwächen und Begrenztheit.

Der Hl. Benedikt führt in den vier „Arten der Mönche“ seinen Mönchen kurz und prägnant vor Augen, wie die Karikatur eines Menschen aussehen kann, der den monastischen Weg gewählt hat. In gewisser Weise können wir dieses Kapitel aber einfach auch als eine benediktinische Charakter-Typologie verstehen, die sich grundsätzlich auf jedes Menschenleben anwenden lässt. Es lohnt sich, diese 4 Charaktere in Ruhe zu meditieren. Die Stärke dieser Beschreibung liegt in Benedikts Prägnanz, die wenig Ausrede zulässt. Freilich sind wir dabei nicht nur in einer Beschreibung zuhause, sondern pendeln auch immer wieder hin und her.

In der „Zeit von Corona“ wird uns wahrscheinlich die Beschreibung des Gyrovagen besonders ins Auge stechen. Das Leben, das die meisten von uns zur Zeit führen ist von stabilitas (einer der 3 benediktinischen Gelübde) - dem Zuhause-Bleiben - gekennzeichnet, die uns hilft, wie aus der Ferne auf unser „voriges Leben“ einen Blick zuwerfen. Diese Distanz ist ein Segen für einen klareren Blick, den uns der Abstand ermöglicht.

Umso dissonanter erscheint uns im Blick auf unser „vorheriges Leben“ möglicherweise die Rastlosigkeit, mit der wir unseren Alltag bestritten haben. Wie gerne haben wir dafür die Umstände, in die wir hineingeboren sind, verantwortlich gemacht. Und das kann man ja auch nicht gänzlich leugnen. Aber es gilt da noch das Quäntchen Freiheit zu bedenken, die sich ausgerechnet in unserer Schwäche zeigt: oft unbewusst haben wir uns am Nasenring unserer Unbeständigkeiten und dem Drang, der Gaumenlust zu folgen, durch den Tag führen lassen.

Fragen:

  • Was braucht es, damit ich mich innerlich frei weiß?
  • Nach welcher Lebensform sehnt sich mein Herz?


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