Organisation

Referat für Schöpfungsverantwortung

Trauer um Norman Tendis

Seine Familie hat den Vater und Ehemann verloren, die evangelische Kirche einen begabten und engagierten Gemeindepfarrer und wir kirchliche Umweltbeauftragte einen liebenswerten Freund und Kollegen. Norman, der am 10. März 2019 bei einem Flugzeugunglück in Äthiopien ums Leben gekommen ist, war vielen von uns seit über 20 Jahren als unkonventioneller Aktivist für eine gerechtere Wirtschaftsordnung und für das kirchliche Engagement zur Bewahrung der Schöpfung bekannt.

Er führte in der evangelischen Kirche Österreichs die Energiebuchhaltung ein, sanierte seine Pfarrgemeinde St. Ruprecht mustergültig nach dem klimaaktiv-Standard und pflanzte mit dem „Regenbogenland“ ein Biotop der Toleranz, des Miteinander und unzähliger schmackhafter Gemüsesorten.

Wenn es darum ging, die ökumenische kirchliche Umweltarbeit in Europa zu präsentieren, war Norman zur Stelle. Bei Kirchentagen und Ökumenischen Versammlungen war er gefragter Redner für Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung. Er betonte immer, dass eine gesunde Umwelt nur möglich ist, wenn die Strukturen der Wirtschaft es ebenso sind. Er wollte eine Wirtschaft, die sich in den „Dienst des Lebens“ stellt und war damit auch Vorläufer für die  Wirtschaftskritik von Papst Franziskus. Weil er global dachte, gab es keine konfessionellen Grenzen für ihn. Konsequent aber nie lieblos verfolgte er seine Ziele und wenn er auch aus Zeitmangel oft Sitzungen ausfallen lassen musste, war er immer da um unsere Anliegen in Europa zu vertreten.

Verdient gewann er mit seinen Projekten viele Umweltpreise. Und wenn wir abends nach langen Sitzungen müde waren, hatte er immer noch Luft, um mit seiner Gitarre zu singen. Dass der Weg zur Umweltkonferenz nach Nairobi sein letzter war, können wir nicht verstehen und schweigen angesichts dieser Tragödie.

Mit Dorothee Sölle können wir jenes Gebet zu sprechen, dass Norman mit uns bei der Tagung „Energie von oben“ gebetet hat:

Credo für die Erde

Ich glaube an Gottes gute Schöpfung, die Erde.

Sie ist heilig, gestern, heute und morgen.

Taste sie nicht an, sie gehört nicht dir

und keinem Konzern.

Wir besitzen sie nicht wie ein Ding,

das man kauft, benutzt und wegwirft,

sie gehört einem andern.

 

Was könnten wir von Gott wissen

ohne sie, unsere Mutter,

wie könnten wir von Gott reden

ohne die Blumen, die Gott loben,

ohne den Wind und das Wasser,

die im Rauschen von ihm erzählen.

Wie könnten wir Gott lieben,

ohne von unserer Mutter das Hüten zu lernen und das Bewahren.

 

Ich glaube an Gottes gute Schöpfung, die Erde.

Sie ist für alle da, nicht nur für die Reichen.

Sie ist heilig.

Jedes einzelne Blatt,

das Meer und das Land,

das Licht und die Finsternis,

das Geborenwerden und das Sterben,

alle singen das Lied der Erde.

 

Lasst uns nicht einen Tag leben und sie vergessen.

Wir wollen ihren Rhythmus bewahren

und ihr Glück leuchten lassen,

sie beschützen vor Habsucht und Herrschsucht.

Weil sie heilig ist,

können wir suchtfrei werden.

Weil sie heilig ist, lernen wir das Heilen.

Ich glaube an Gottes gute Schöpfung, die Erde,

Sie ist heilig,

gestern, heute und morgen.