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Referat für Schöpfungsverantwortung

Klimakrise gerade in Coronazeiten im Fokus behalten

Appell der katholischen und evangelischen Umweltbeauftragten

Appell der katholischen und evangelischen Umweltbeauftragten

Klimakrise - jetzt handeln! Nicht nur die VertreterInnen der Wissenschaft, Wirtschaft und Kultur sowie diverser NGOs rufen dazu auf, sondern auch die katholischen und evangelischen Umweltbeauftragten fordern Mut und Weitblick für den anstehenden Neustart in gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Hinsicht. Mutige und weitblickende Maßnahmen können in dieser Zeit des Aufbruchs unser gutes Leben auf einem ökologisch gesunden Planeten sichern, betont Markus Gerhartinger, Umweltbeauftragter der Erzdiözese Wien und stellvertretender Sprecher der Konferenz der Kirchlichen Umweltbeauftragten Österreichs. „Diese Chance sollten wir nicht vergeben!“

Zweifel am Wandel für eine nachhaltige Wirtschafts- und Umweltpolitik

Ein Virus erobert die Welt. Gesetzliche Regelungen werden erlassen, die bisher unvorstellbar waren. Grundrechte und Freiheiten werden zumindest vorübergehend mehr oder weniger außer Kraft gesetzt. Diese Maßnahmen brachten eine große Einschränkung der Mobilität mit sich und verminderten daher auch das Verkehrsaufkommen wesentlich. Produktionsbetriebe wurden heruntergefahren, sodass sich in manchen Gegenden die Luftqualität merklich verbesserte. Von einem Aufatmen der Natur wurde gesprochen. Unsere Abhängigkeit von Lieferketten wurde uns vor Augen geführt. Aber auch wie wichtig gelungene soziale Beziehungen, Begegnungen von Angesicht zu Angesicht, für ein lebenswertes Dasein sind.

Die Pandemie (ist) verlangsamt, unsere Lebensrhythmen sind aus dem Takt. Wir stehen vor einem Neustart, zweifelhaft ist aber, ob die Chance des Neubeginns und Wandels für eine nachhaltige Wirtschafts- und Umweltpolitik ergriffen wird.

Der Innsbrucker Diözesanbischof Hermann Glettler brachte es bei seiner Predigt anlässlich der Georgimesse in der Kapelle des Tiroler Landhauses auf den Punkt: „Was wird sich durch die Krise verändern?

… Die entscheidende Frage lautet, was wir denn wirklich verändert haben WOLLEN. Was soll neu werden?“ Was wird von den ökologisch sinnvollen Umstellungen der Lebensweise bleiben und Eingang in unseren Alltag finden?

Ökologische Nachhaltigkeit zum unumgänglichen Maßstab machen

Die Umweltbeauftragten fordern, die ökologische Nachhaltigkeit bei den anstehenden wirtschafts- und umweltpolitischen Entscheidungen und den Fördermaßnahmen zum unumgänglichen Maßstab zu machen. Sie verweisen außerdem auf das päpstliche Rundschreiben Laudato si‘ (2015), in dem Papst Franziskus betont, dass die Umweltkrise und die soziale Krise miteinander gelöst werden müssen.

Lucia Göbesberger, Umweltbeauftragte der Diözese Linz, führt besorgt an: „Dass er damit Recht hat, zeigt die momentane Situation. So wie es derzeit aussieht, wird sich die soziale Krise sogar verschärfen.“ Länder, die bisher schon auf Zuwendungen aus anderen Ländern angewiesen sind, kommen durch die Pandemie noch mehr unter Druck. Es ist zu befürchten, dass Unterstützungszahlungen ausbleiben werden, wodurch das marode Gesundheitssystem vieler Schwellenländer noch mehr unter Druck gerät und viele Menschen sterben müssen, weil keine angemessene Versorgung gegeben ist. Wirtschaftlich bedeutet der Shutdown für die TagelöhnerInnen und alle Menschen, die von der Hand in den Mund leben, eine existentielle Katastrophe. Sie können sich ihren täglichen Lebensunterhalt nicht verdienen und Hilfsleistungen aus der Entwicklungszusammenarbeit bleiben aus. Aber auch in den reichen Ländern wird die Krise nicht spurlos vorübergehen. In Österreich sind die Arbeitslosenzahlen bereits gestiegen, die Kluft zwischen den SchülerInnen mit schlechten familiären Voraussetzungen und jenen, die von ihrem Umfeld ausreichend gut unterstützt werden können, wird, so scheint es, weiter aufgehen. Zwar wird derzeit viel Geld in unser Wirtschaftssystem gepumpt, aber es ist zu befürchten, dass es – wenn es kurzfristig eng ist – doch nicht oder zumindest kaum an ökologisch nachhaltige Bedingungen geknüpft wird. Es wurde sogar die Forderung laut, dass die Klimamaßnahmen nach hinten verschoben werden und der Koalitionsvertrag aufgeschnürt wird, um der Wirtschaft wieder auf die Beine zu helfen.

Mutige ökologische Maßnahmen gefragt

Wann aber stellen wir die Weichen für eine Wirtschaft, die unser Überleben langfristig sichert? Die kirchlichen Umweltbeauftragten fragen gemeinsam mit den vielen VertreterInnen der Wissenschaft, Wirtschaft und Kultur sowie diverser NGOs: „Wann, wenn nicht jetzt, handeln wir in der Klimakrise?“ Daniela Soier, Umweltbeauftragte der Diözese Innsbruck bekräftigt: „Der Zeitpunkt eines ökologischen und sozialen Wandels sollte genau jetzt mitvollzogen werden.“

Die katholischen und evangelischen Umweltbeauftragten fordern, dass die Hilfsgelder an ökologische Verbesserungen geknüpft werden. Damit bleiben das Aufatmen, das durch die Natur und durch die Menschen ging, im Hinblick auf Luft- und Lärmverschmutzung langfristig erhalten, denn einer Klimakrise mit Hitze-; Überschwemmungs- und Hungertoten kann nicht mit einem vorübergehenden Shutdown beigekommen werden. Es braucht jetzt mutige ökologische Maßnahmen, wenn uns unser Leben lieb ist und dass Politik handlungsfähig ist, hat sie ja aktuell bewiesen.

Jetzt mit Bedacht die NOTwendigen Maßnahmen zu setzen, wird langfristig unsere Zukunft sichern. Die Umweltbeauftragten appellieren an die PolitikerInnen:

„Haben Sie Mut und Weitblick!“