Organisation

Referat für Schöpfungsverantwortung

Energie|Ethik –

Nehmen wir unsere gesellschaftliche Verantwortung wahr?

Mag. E. Sandriesser; Mag. M. Kircher-Kohl; Superintendent Mag. M. Sauer; LR Dr. E. Prettner; Prof. G. Altner (© Foto: sympos)
Mag. E. Sandriesser; Mag. M. Kircher-Kohl; Superintendent Mag. M. Sauer; LR Dr. E. Prettner; Prof. G. Altner (© Foto: sympos)

Im Rahmen der Energiekolloquien 2010 diskutierten am 26. November 2010 ExpertInnen aus Wissenschaft, Industrie und Kirche über die unterschiedlichen Spannungsfelder der Energieproblematik.
Energielandesrätin Evelyn Prettner stellte zu Beginn fest, dass wir gemessen an der Dimension des Klimaproblems unsere Verantwortung keineswegs angemessen wahrnehmen. Internationale Klimapolitik braucht Tatkraft und Dynamik, sie braucht vor allem Fortschritt ohne Rücksicht auf mögliche Profiteure des Untergangs. Das allerdings wird nur möglich sein, wenn alle Akteure - Regierungen, Unternehmen, Bürger - nicht nur den Klimawandel als Realität akzeptieren, sondern auch die Verantwortung dafür übernehmen.
Prof. Günter Altner stellte die menschliche Spezies in den großen kosmologischen Zusammenhang und betonte dessen Teilhabe am energetischen Weltwerdeprozess: Ausgehend von den ersten molekularen Ausfaltungen im Schöpfungsprozess bis zu Menschen als späten Zeugen und Mitspieler, in dem diese Teilhabe am energetischen Weltwerdeprozess zu Bewusstsein kommt und dem als bisher einzigem Geschöpf ein ungewöhnlich hohes Maß an Mitgestaltung zukommt.
Das Unternehmen Infineon lebt tagtäglich in der Herausforderung energieeffiziente Mikroelektronik zu erzeugen und dies zusätzlich auf möglichst ressourcenschonende Art und Weise. Laut Monika Kircher-Kohl, Vorstandsvorsitzende von Infineon Austria, werden am Standort Villach weltweit die effizientesten Mikrochips der Welt erzeugt. Das gelingt nur, wenn man nicht nur motivierte, sondern „leidenschaftliche“ Mitarbeiter hat. Mikroelektronik ist heute in der Lage, umweltschonenden Steuerungsprozesse in der Beleuchtung, der Unterhaltungsindustrie und in der Mobilität zu übernehmen.
„Dass sei auch der Grund, warum man Ethiker eher meidet und die Technik im allgemeinen verehrt, weil automatische Steuerungen die Menschen entlastet und der Chip für den Standby –Betrieb den Weg zum TV-Gerät erspart“, resümierte Ernst Sandriesser, Umweltbeauftragter der Diözese Gurk, seinen Ausführungen.
Doch trotz aller Effizienzsteigerungen, die wie am Beispiel der Mobilität zu sehen ist, durch größere Autos und weitere Wegstrecken wieder überkompensiert wird, braucht es auch das „Herz-Prinzip“ in gesellschaftspolitischen Entscheidungsprozeßen, denn die Zukunft wird stärker von unseren Leidenschaften bestimmt, als von unseren Berechungen.
An die Politik sei die Frage zu stellen, ob sie den Mut habe, das Ideal des zu freier Entscheidung und Verantwortung fähigen Menschen zu fördern? Oder kultiviere man aus wahltaktischen oder kommerziellen Gründen nicht eher die Idee vom Bürger, von dem nicht zu viel verlangt werden kann, oder vom Konsumenten, dem ein Verzicht nicht zumutbar ist? Am Beispiel der Aktion Autofasten lässt sich schön zeigen, wie Menschen wieder die Kontrolle über ihre Mobilität und Autonomie zurückgewinnen, in dem sie freiwillig auf das Auto verzichten.
Die Grundsätze für eine Energieethik, wie Anreizsystem vor Zwangsmaßnahmen, Partizipation der Bürger, Demokratisierung der Energieversorgung usw. sind ausformuliert, so Sandriesser. Auch die katholische Kirche hat im Ökumenischen Sozialwort von Grenzen gesprochen, die um der Menschenwürde und der Natur willen eingehalten werden müssen. Die Vision einer weltweiten Gerechtigkeit auf dem Niveau eines westlichen Lebensstandards ist nicht realistisch. Für die wohlhabenderen Menschen und Länder wird die Frage lauten müssen: Wie viel ist genug? Und auf welche Weise lassen sich eine ethische Vision und eine Politik der Energieeffizienz und der Förderung erneuerbarer Energien konkretisieren?
Alle Wahlen der Nachkriegszeit wurden mit dem Versprechen gewonnen, dass die Zukunft besser sein wird als die Gegenwart. Nun müssen wir erstmals zur Kenntnis nehmen, dass die Gegenwart besser ist als es die Zukunft sein wird und das nicht mehr materielles Wachstum allein die Messgröße für Wohlstand sein kann. Christen können enorm viel dazu beitragen, dass eine mit dem erreichten Lebensstandard zufriedene Gesellschaft von ihren Politikern uneigennützige Weitsicht und zukunftsfähige Entscheidungen abverlangt, so Sandriesser.

Superintendent Manfred Sauer erinnerte daran, dass menschliches Verhalten sich vielfach erst dann ändere, wenn die Krise bereits angekommen ist. Dann ist es oft zu spät. Deshalb braucht es neben den Alternativen auf dem Energiesektor auch eine Änderung in den Grundhaltungen. Als Glaubender stellt sich auch de Frage nach der ureigenen persönlichen Verantwortung und nach dem, was jeder selber zu einem ökologisch verantwortbaren Umgang mit Energie beitragen kann.