Organisation

Internetredaktion der Diözese Gurk

Psalm 130: Hoffnung auf Vergebung

Psalm des Monats März

Matej Metlikovič: De profundis – Psalm 130, Ljubljana 1996. Foto: Karl-Heinz Kronawetter
Matej Metlikovič: De profundis – Psalm 130, Ljubljana 1996. Foto: Karl-Heinz Kronawetter

Der Monat März ist von der österlichen Bußzeit geprägt. Es ist eine Zeit der Umkehr und Bitte um Vergebung. Beides bringt auch der Psalm 130 zum Ausdruck. Insofern ist er ein guter Wegbegleiter durch die kommenden Wochen. Hier finden Sie den Text des Psalms in deutscher und slowenischer Sprache und daran anschließend eine kurze Auslegung. Zudem erwarten Sie hier eine detaillierte Auslegung als Videovortrag und Audioaufnahmen zum Anhören oder Mitsingen.

DER TEXT

Psalm 130: Hoffnung auf Vergebung

Aus den Tiefen rufe ich, HERR, zu dir: *
Mein Herr, höre doch meine Stimme!
Lass deine Ohren achten *
auf mein Flehen um Gnade.
Würdest du, HERR, die Sünden beachten, *
mein Herr, wer könnte bestehn?
Doch bei dir ist Vergebung, *
damit man in Ehrfurcht dir dient.
Ich hoffe auf den HERRN, es hofft meine Seele, *
ich warte auf sein Wort.
Meine Seele wartet auf meinen Herrn /
mehr als Wächter auf den Morgen, *
ja, mehr als Wächter auf den Morgen.
Israel, warte auf den HERRN, /
denn beim HERRN ist die Huld, *
bei ihm ist Erlösung in Fülle.
Ja, er wird Israel erlösen *
aus all seinen Sünden.

Psalm 130: Upati na odpuščanje

Iz globočine, o Gospod, kličem k tebi, *
Gospod, usliši moje klice.
Tvoja ušesa naj prisluhnejo *
glasu moje ponižne prošnje.
Če boš gledal, o Gospod, na krivdo, *
Gospod, kdo bo mogel obstati?
Toda pri tebi je odpuščanje, *
da bi ti v spoštovanju služili.
Upam v Gospoda, moja duša upa, *
čakam na njegovo besedo.
Moja duša čaka na Gospoda *
bolj kakor stražarji na jutro.
Bolj kakor stražarji na jutro, *
naj Izrael pričakuje Gospoda!
Zakaj pri Gospodu je dobrota, *
pri njem je obilje rešitve.
On bo rešil Izraela *
vse njegove krivde.

Hier finden Sie den Text des Psalms im Postkartenformat, damit Sie ihn mittels Smartphone immer bei sich haben und wenn Sie möchten auch gemeinsam beten können.

DIE AUSLEGUNG

Hier finden Sie einige Gedanken zum Psalm von Klaus Einspieler, Bibelreferent der Diözese Gurk.

Selbstverschuldetes Chaos

Ein Mensch ist in den Strudel seiner Schuld geraten. Es ist offenbar nicht beim einmaligen Fehverhalten geblieben. Vertrauen wurde zerstört, Beziehungen sind zerbrochen. Diese Ausweglosigkeit tut die Tiefen auf, aus denen der Beter ruft. So erging es einst auch dem Propheten Jona. Er lief vor seinem Gott davon und fand sich schließlich im Bauch eines Fisches wieder. Hier, in der Finsternis, versucht er nun, Gott auf sich aufmerksam zu machen. Die Tiefen, von denen der Psalm spricht, mögen wohl die Gottesferne andeuten, die sich aus der Schuld ergibt – Mensch und Gott sind einander fremd geworden. Die Tiefen stehen aber auch für das Chaos, das unser Fehlverhalten bewirkt: Spaltung, Gewalt, Verachtung … Der Beter ruft zu Gott wie ein Verirrter. Wird Gott ihn da oben im Himmel überhaupt hören, wenn er aus der düsteren Unterwelt schreit? Auf seine Ohren kommt es nun an. Zwar ist bekannt, dass Gott das Schreien der Bedrückten hört – gilt dies aber auch für jene, die selbst für ihr Elend verantwortlich sind?

Wer ist vor Gott gerecht?

Doch sind im Grunde genommen nicht alle Menschen in derselben Lage? So heißt es an anderer Stelle: „Keiner, der lebt, ist gerecht vor dir!“ (Ps 143,2). An der konkreten Schuld Einzelner wird also deutlich, welche Bürde sich die gesamte Menschheit aufgeladen hat. Wäre Gott nur ein gerechter Richter, der dem Gesetz folgt, um Ordnung zu schaffen, wer könnte vor seinem Strafgericht wohl bestehen? Die Antwort bleibt aus, weil sie auf der Hand liegt – nicht einmal die großen Heiligen. Schon zu Beginn, wenige Kapitel nach der Feststellung, Gott habe alles gut geschaffen, gibt die Bibel im Blick auf den Menschen zu verstehen, „dass alles Sinnen und Trachten seines Herzen immer nur böse war“ (Gen 6,5). Würde Gott all die Übertretungen seiner Gebote in einem großen Archiv lagern, gäbe es keine Hoffnung mehr. Auf diesem Hintergrund wendet der Psalm nun ein, dass Gott nicht nur jener ist, der die Sünden ahndet. Er ist von seinem innersten Wesen her auch der Gott der Vergebung. Weil alle Menschen schuldig werden, gibt es für sie nur einen, der wirklich vergeben kann. Dass die Beziehung des Menschen zu Gott nicht längst beendet wurde, ist allein sein Verdienst. Nur deshalb können wir neu beginnen.

Hoffnung für den Einzelnen …

Diese Erkenntnis verwandelt das hilflose Schreien zu Beginn unseres Psalms in Hoffnung. Der Beter hat in seiner Schuld zu Gott gerufen, nun wartet er auf Antwort. In der Morgenstunde, in der einst die Gerichtsurteile gefällt worden sind, erwartet er den Freispruch – nicht weil er unschuldig wäre, sondern weil der Richter zugleich auch der Retter ist. Wann er sich zeigt, liegt nicht in unserer Macht, oft braucht es Jahre, damit wir wirklich verstehen. So wartet der Beter ungeduldig auf den Morgen der Vergebung wie ein Wächter das Ende seines gefährlichen Dienstes herbeisehnt. Die aufgehende Sonne soll zu einem Zeichen für Gottes vergebende Gerechtigkeit werden und das Dunkel der Schuld vertreiben. Damit wäre der Weg aus der Gottesferne an sein Ziel gekommen. Freilich können wir uns die Vergebung nicht selbst zusprechen. Nun gilt es, zu hoffen und Gottes erlösendes Wort zu erwarten.

… und die Gemeinschaft der Glaubenden

Schuld ist etwas zutiefst Persönliches und trotzdem betrifft sie immer auch die Gemeinschaft. So weitet sich am Ende noch einmal der Blick: In der Herausführung des Einzelnen aus der Gottesferne ereignet sich die Erlösung des Volkes Gottes. Und umgekehrt: Weil Gott Israel, sein Volk, erlösen will, rettet er den Einzelnen. Daher muss auch die Gemeinschaft der Glaubenden immer wieder Gottes Vergebung erwarten. Er ist der barmherzige und gnädige Gott (Ex 34,6). Aus dieser Überzeugung wagt die Bibel den schonungslosen Blick in die Abgründe des Menschen. Der Glaube, dass Gott nicht den Stab über uns bricht, lädt ein, ehrlich auf unser Leben zu blicken, seine Vergebung zu erhoffen und nachsichtig mit unseren Mitmenschen zu sein.

DER VORTRAG AUF VIDEO

Hier finden Sie eine detaillierte Auslegung des Psalms in Gestalt einer Videodatei (Dauer eine knappe Stunde). Vortragender: Klaus Einspieler.

https://youtu.be/tHKOxfnDrEw

Onlinevortrag zum Psalm 130 mit Gesprächsmöglichkeit

Donnerstag, 3. März 2022, 18.30 Uhr (auf ZOOM)
Vortrag und Gespräch in deutscher Sprache

Zoom-Meeting beitreten: https://zoom.us/j/93341740219?pwd=YTJuVUpqaG9LRFg2a3pWVnVORkZ1dz09
Meeting-ID: 933 4174 0219
Kenncode: hg4Lf9

Četrtek, 3. marca 2022, ob 20.00 na ZOOMu
Pogovor in predavanje v slovenskem jeziku

Povezava: https://zoom.us/j/93341740219?pwd=YTJuVUpqaG9LRFg2a3pWVnVORkZ1dz09
Meeting-ID: 933 4174 0219
Code: hg4Lf9

PSALMEN BETEN (>> bitte klicken)

DER PSALM ZUM ANHÖREN ODER MITSINGEN

Statt selbst zu beten, können Sie sich den Psalm auch anhören oder ihn mitsingen. Die Aufnahmen entstanden unter der Leitung des diözesanen Kirchenmusikreferenten Christoph Mühlthaler.

Psalm 130 – Gurker Psalter, Kantor: Pavel Zablatnik, Orgel: Christoph Mühlthaler
Psalm 130 – Psalmton I, Kantor: Christoph Mühlthaler, Schola: Pavel Zablatnik, Lambert Jaschke, Peter Dolschak
Psalm 130 – Psalmton VII – slowenisch, Kantor: Martin Kuchling, Schola: Veronika Stern, Milena Kernjak, Christian Koren, Pavel Zablatnik
Psalm 130 – Gurker Psalter, Cello: Olivia Schöffmann, Orgel: Christoph Mühlthaler
Psalm 130 – Gurker Psalter, E-Piano: Christoph Mühlthaler

Schreiben auch Sie mit!

Ihre Gedanken zum Psalm veröffentlichen wir gerne auf der Homepage (mit oder ohne Angabe des Namens, Kürzungen vorbehalten). Versuchen Sie zum Beispiel, den Text so umzuschreiben, dass er zu Ihrem Gebet wird. Ihren Text senden Sie bitte an: klaus.einspieler@kath-kirche-kaernten.at.

Gott und Vater!
Aus einem verzagten Herzen schrei ich zu dir:
aus dem Abgrund von Scheitern, Schuld und Ohnmacht,
aus der Tiefe meiner Enttäuschung,
aus dem Kerker meines Misstrauens und Haderns,
aus Depression und Resignation.

Oft falle ich aus einem Loch ins andere.
Neige dein Ohr meinem Hilfeschrei zu!
Verstoß mich nicht!
Verlass mich nicht!

Du liebst es, gnädig zu sein, damit Umkehr gelingt.
Voll Sehnsucht harre ich auf das Licht deines Wortes,
seine Ermutigung und Kraft;
schaue aus nach der Morgenröte des Neubeginns.

Sag auch zu mir:
»Fürchte dich nicht, ich bin mit dir, ich helfe dir«,
dass ich wieder aufatmen und mich freuen kann in dir.

Du Freund des Lebens,
du willst Leben in Fülle und Freude für alle –
für deine gesamte Schöpfung –
in der Vollendung deines Reiches –
zum Lob deiner Herrlichkeit.

Katharina Kistenich

Iz globočine, o GOSPOD, kličem k tebi:
Kličem k tebi v veselju in hvaležnosti.

Kličem k tebi sredi sveta, ki je ranjen.
Kličem k tebi, ki si ljubezen.
Kličem k tebi, ki odpuščaš krivdo.
Kličem k tebi , ki ljubiš človeka.
Moja duša te čaka,
bolj kakor stražarji jutranjo zarjo.
Pri tebi je dobrota in ljubeča rešitev.

s. Magdalena Cimerlajt