Bolivien: Covid-19 als Brennglas

Unterstützung in der Krise und darüber hinaus

Seit vielen Jahren arbeitet Bruder und Schwester in Not Kärnten mit Fundación Pueblo in Bolivien zusammen: „Schülerpension in Gastfamilien“ ist ein besonders erfolgreiches Projekt. Dabei werden Kinder aus entlegenen Dörfern unter der Woche bei Gastmüttern in Tentaguazu untergebracht. Das erspart ihnen den täglichen, oft weiten und mühsamen Schulweg, der ein häufiger Grund für Schulabbrüche ist. Um die Qualität der Unterbringung wie auch die schulischen Leistungen der Kinder zu kontrollieren, begleitet und unterstützt eine Lokalkoordinatorin die Gastmütter.

Krisen wirken wie ein Brennglas auf problematische Situationen.

So hat die Corona-Pandemie den Zugang zu Bildung zusätzlich erschwert, zum Teil ganz verunmöglicht. Auch die dauerhaft latenten Versorgungsengpässe mit Nahrungsmitteln haben sich dramatisch verschärft. Nach dem Ende der Fischfangsaison ist das Dorf Tentaguazu weitgehend auf externe Lebensmittelversorgung angewiesen, die durch die drastischen Ausgangsbeschränkungen extrem angespannt war. Besonders Obst und Gemüse muss in der nächstgelegenen Stadt teuer gekauft werden. Dabei ist nicht nur der Preis ein Problem, sondern schlicht die Erreichbarkeit des Marktes.

Freude über die dringend notwendigen Lebensmittel (Bildrechte: Fundacion Pueblo)
Freude über die dringend notwendigen Lebensmittel (Bildrechte: Fundacion Pueblo)

Fundacion Puoblo hilft umfassend

Nach zahlreichen und zunächst erfolglosen Versuchen haben MitarbeiterInnen der Fundacion Pueblo in der Krise eine Ausnahmegenehmigung erhalten, um die abgelegene Gemeinde zu besuchen und die 59 Familien mit den dringend benötigten Lebensmitteln zu versorgen. Das Lebensnotwendige hatte vorerst Priorität gegenüber der Aufrechterhaltung des Unterrichts.

Der gewohnte Schulunterricht in den Klassen musste einem “schulischen Notdienst“ weichen (Bildrechte: Fundacion Pueblo)
Der gewohnte Schulunterricht in den Klassen musste einem "schulischen Notdienst" weichen (Bildrechte: Fundacion Pueblo)

Dennoch haben schockierte Eltern, engagierte Lehrer und unser Projektpartner nach kurzer Zeit einen „schulischen Notdienst“ eingerichtet. Vorerst wurden Kinder in Tentaguazu von drei LehrerInnen betreut, die ebenfalls dort zu Hause sind. Ihr „Ersatzunterricht“ fand in den Elternhäusern der Schüler statt.

In einer zweiten Phase wurden jene Kinder in den verstreut liegenden Bauernschaften, die normalerweise bei Gastmüttern untergebracht sind, alle zwei Wochen von Lehrer*innen besucht. Neue Unterrichtsmaterialien wurden übergeben und die bearbeiteten Aufgaben vom vorausgegangenen Besuch eingesammelt. Dabei konnten Fragen der Kinder beantwortet und der Unterrichtsstoff erklärt werden.