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Internetredaktion der Diözese Gurk

Wie Gott sich leise bei uns einnistet

Geistlicher Impuls von Stadtpfarrer Ernst Windbichler zum 4. Advent

„Verkündigungsszene“ aus dem Mariale von Jacobus de Voragine, Archiv der Diözese Gurk, Mensalbibliothek, Codex XXIX c12, Nr. 1 Folio 13 v, ausgehendes 14. Jahrhundert. (Foto: Peter G. Tropper)
„Verkündigungsszene“ aus dem Mariale von Jacobus de Voragine, Archiv der Diözese Gurk, Mensalbibliothek, Codex XXIX c12, Nr. 1 Folio 13 v, ausgehendes 14. Jahrhundert. (Foto: Peter G. Tropper)

Wie oft haben wir diese Szene denn schon gehört und betrachtet, es ist uns alles so bekannt. Ganz zu schweigen von Jungfrauengeburt und der Engelserscheinung. Aber wie sollte man den unsagbaren und unerklärlichen Eintritt Gottes in die Welt denn sonst beschreiben? In einer Reportage vielleicht, versehen mit Videoaufzeichnungen, der Eintritt des Engels in Zeitlupe, oder vielleicht in Form einer Doktorarbeit über atmosphärische Schwingungen von unbekannten Himmelskörpern? Trotz aller Bekanntheit und Widersprüche dürfen wir uns einlassen und Neues entdecken.

„Ich bin die Magd des Herrn“

Schon einmal, dass Maria überhaupt Ja sagt, ist großartig genug. Viele Frauen erzählen, dass die erste Frage des Arztes nach festgestellter Schwangerschaft gelautet hätte: „Wollen Sie es überhaupt haben?“ Und das bei gesunden Kindern. Über möglicherweise behindertes Leben wollen wir erst gar nicht sprechen. Maria wird schon vorher gefragt, bevor es überhaupt so weit ist. Trotz aller Unsicherheiten, trotz des vorhersehbaren ungläubigen Kopfschüttelns ihrer und aller späteren Zeitgenossen stimmt sie ein. Aber so, dass es auch wieder bedenkenswert ist: „Ich bin die Magd des Herrn“. Auf den ersten Blick die Haltung der Unterwürfigkeit, des klein Beigebens. Aber nicht die Sklavin eines Mannes, nicht der Gesellschaft, der neuesten Mode will sie sein, auch nicht der römischen Götter. Nein, sie will einzig die Dienerin des Herrn sein, ihres Gottes, von keinem sonst will sie abhängig sein. Ein befreiendes Wort, voller Gottvertrauen, ein stolzes Wort, bei aller Demut. Denn es steht nicht geschrieben, dass Maria jetzt eingebildet war, dass sie auf alle anderen Frauen herabgeschaut hätte, die eben nicht so eine große Sendung haben wie sie. Sie ist weiterhin die stille und unauffällige, aber doch auch die starke und selbstbewusste Frau. Trotz allem bleibt sie offen für Gott und seine oft unverständlichen Wege.

"Fürchte dich nicht ..."

Diese Wege beginnen ja schon damit, dass er Mensch wird. Es ist seine Initiative. Vielleicht ist es deshalb gar nicht so schlecht, wenn wir so kurz vor dem Heiligen Abend noch einmal neun Monate zurückgeblendet haben: denn jetzt wissen wir: Das Fest der Geburt des Herrn ist eigentlich göttliches Geschenk an die Menschheit, das können wir nicht selber machen, da können wir noch so viel planen. Und knapp vor diesen heuer so außergewöhnlichen Weihnachtstagen können wir uns auch die Worte des Engels tröstlich unter die Haut gehen lassen: „Fürchte dich nicht...der Herr ist mit dir...du hast bei Gott Gnade gefunden...für Gott ist nichts unmöglich“. Das gilt für Maria, das gilt aber in einem weiteren Sinn auch für uns alle.

Bildunterschrift (Bildrechte sind zwingend anzugeben!)
Foto: Pressestelle / Eggenberger

Mag. Ernst Windbichler, der Autor dieses Adventimpulses, ist Stadtpfarrer und Dechant in Spittal an der Drau.