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Psalm 67: Danken und Großes erbitten

Psalm des Monats September

Ein rechlich gefüllter Erntekorb lädt uns ein, auch die Ernte des eigenen Lebens und der Menschheit im Ganzen in den Blick zu nehmen. (Foto: Sophia Hdez auf Pixabay)
Ein reichlich gefüllter Erntekorb lädt uns ein, auch die Ernte des eigenen Lebens und der Menschheit im Ganzen in den Blick zu nehmen. (Foto: Sophia Hdez auf Pixabay)

Wie wird einst die Ernte der Weltgeschichte aussehen? Werden sich die Völker in einem globalen Zerwürfnis heillos entzweien? Auf den ersten Blick scheint manches dafür zu sprechen. Ein Blick auf den reichlich gefüllten Korb in der Erntezeit eröffnet jedoch eine andere Perspektive. Wenn Gott der Erde befiehlt, dass sie Gutes hervorbringt, um die Geschöpfe zu ernähren, warum sollte er dann nicht auch die Kraft haben, die Länder der Erde zu umfassendem Frieden zu führen und der Gerechtigkeit zum Durchbruch zu verhelfen? In diesem Sinne lädt uns der Psalm 67 angesichts des Erntedankes ein, unseren Glauben auf das Große auszurichten und das scheinbar Unmögliche zu erhoffen.

DER TEXT

Psalm 67: Gottes Segen über alle Welt

Gott sei uns gnädig und segne uns. *
Er lasse sein Angesicht über uns leuchten,
damit man auf Erden deinen Weg erkenne, *
deine Rettung unter allen Völkern.
Die Völker sollen dir danken, Gott, *
danken sollen dir die Völker alle.
Die Nationen sollen sich freuen und jubeln, /
denn du richtest die Völker nach Recht *
und leitest die Nationen auf Erden.
Die Völker sollen dir danken, Gott, *
danken sollen dir die Völker alle.
Die Erde gab ihren Ertrag. *
Gott, unser Gott, er segne uns!
Es segne uns Gott! *
Fürchten sollen ihn alle Enden der Erde.


Psalm 67: Naš Bog nas blagoslavlja

Bog naj nam izkaže milost in nas blagoslovi, *
naj razjasni svoje obličje med nami,
da na zemlji spoznajo tvojo pot, *
med vsemi narodi tvoje odrešenje.
Naj se ti ljudstva zahvaljujejo, o Bog, *
naj se ti zahvaljujejo vsa ljudstva.
Naj se veselijo in radujejo narodi, /
ker sodiš ljudstva pošteno, *
vodiš narode na zemlji.
Naj se ti ljudstva zahvaljujejo, o Bog, *
naj se ti zahvaljujejo vsa ljudstva.
Zemlja je dala svoj pridelek, *
Bog, naš Bog nas blagoslavlja.
Bog nas blagoslavlja, *
naj ga častijo vsi konci zemlje.


Hier finden Sie den Text des Psalms im Postkartenformat, damit Sie ihn mittels Smartphone immer bei sich haben und wenn Sie möchten auch gemeinsam beten können.

DIE AUSLEGUNG

Hier finden Sie einige Gedanken zum Psalm von Klaus Einspieler, Bibelreferent der Diözese Gurk.

Großes erhoffen

Zweimal im Jahr pilgerte das biblische Israel mit seinen Erntegaben nach Jerusalem. Im späten Frühjahr, zum Wochenfest, das im Christentum zum Pfingstfest wurde, feierte man das Ende der Getreideernte, im frühen Herbst, zum Laubhüttenfest, war die Weinlese der Anlass für den Jubel. Das Land gab seinen Ertrag, man blickte zurück auf die reiche Ernte und voraus in eine gesicherte Zukunft ohne Mangel und Hunger.
Nahrung schenkt Lebenskraft, Gottes Segen ermöglicht Leben im Überfluss. Das ist der Ausgangspunkt für einen kühnen Gedanken: Wenn der göttliche Schöpfer der Erde eine Ordnung gegeben hat, sodass sie regelmäßig köstliche Früchte hervorbringt, muss Ähnliches doch auch für die Menschen und Völker gelten, die auf derselben Erde leben. Warum sollten ausgerechnet die Nationen ohne Plan und Ziel durch die Geschichte irren, wenn Gott alles andere so wunderbar geordnet hat? Oder mit anderen Worten: es gibt eine verborgene Weltordnung, ähnlich den Gesetzen der Natur. Was aber würde sich ändern, fragt sich der Verfasser des Psalms, würde Gott sein Recht endlich zur Geltung bringen und als Hirte der Völker für Gerechtigkeit sorgen? Die Kultur würde erblühen; das Streben nach Erkenntnis würde das Beste in den Nationen zur Geltung bringen; die Völker würden lernen, zu teilen und den Mangel zu besiegen; Gewalt und Krieg gäbe es nicht mehr. Ein umfassender, gerechter Friede – könnte Gott, der die Schöpfung erblühen lässt, nicht auch das Zusammenleben der Völker zu ähnlichem Leben erwecken? So wird das Erntedankfest zum Anlass, Großes zu erbitten – Gott zuzutrauen, dass sein Reich Wirklichkeit wird. Wie groß muss der Glaube sein, der angesichts des Elends in der Welt wagt, all das zu erhoffen!

Mittler des Segens sein

Im biblischen Glauben beginnt die Verwandlung der Welt an jenem Ort, wo einander Gott und Mensch begegnen, also im Heiligtum. Es ist ein heiler und somit heiliger Ort inmitten einer Welt, die vom Unheil geprägt ist. Hier erfahren jene, die sich Gott zuwenden, seinen Segen, den die Priester auf ihr Volk herabrufen: „Der HERR segne dich und behüte dich. Der HERR lasse sein Angesicht über dich leuchten und sei dir gnädig …“ (Num 6,24-26). Daran knüpft der Verfasser des Psalms zu Beginn an, ordnet den Segen jedoch neu. Zuerst bittet er um Gottes Gnade, alles andere – der Segen und das Leben in Gottes Licht – ist somit Ausdruck dessen, dass Gott sein Volk aus freien Stücken mit allem Guten beschenkt. Dies strahlt auch auf andere aus. Gott segnet sein Volk, damit man überall auf der Erde seine gerechte Weltordnung erkennt und Frieden findet. All das soll beginnen, indem er sein Volk zum Mittler von Segen und Heil für die ganze Welt macht.

Gott richtet und leitet

Der Mittelteil des Psalms ist kunstvoll aufgebaut. Er ist einerseits durch die erste und dritte Strophe gerahmt, die den göttlichen Segen erbitten, andererseits steht zu Beginn und am Ende ein Refrain, der die Völker zum Lob und Dank ermuntert. Er gilt dem göttlichen Richter, der sein Recht zur Geltung bringt und wieder gerade werden lässt, was andere mutwillig verbogen haben. Wie ein guter Hirte leitet er die Nationen. Das Recht des Stärkeren ist außer Kraft gesetzt, alle finden in der Weltordnung Gottes den Platz, der ihnen zusteht. So finden die Völker im Frieden zueinander und verlernen den Krieg (Mi 4,1-5).

Es hat schon begonnen …

Wann aber beginnt diese Umgestaltung der Welt? – Die Erde hat ihren Ertrag bereits gegeben. Nun sollen die nächsten Schritte folgen. Derselbe Segen soll auch die Völker der Erde erfassen. Dann werden sie Gott nicht nur erkennen, sondern ihn auch fürchten, das heißt: lieben. Sie werden also dem Gottesvolk ähnlich, das Gott seit den Tagen der Rettung aus der Knechtschaft Ägyptens dient. Im Grunde wird der Unterschied zwischen ihnen und Israel dann kaum noch zu erkennen sein. Alle Enden der Erde werden zusammenfinden, um ihm zu danken, dass er sie aus Entzweiung und Misstrauen gerettet hat.

DER VORTRAG AUF VIDEO

Hier finden Sie eine detaillierte Auslegung des Psalms in Gestalt einer Videodatei (Dauer etwa 65 Minuten). Vortragender: Klaus Einspieler.

https://youtu.be/UTkJfs8XFDs

PSALMEN BETEN (>> bitte klicken)

DER PSALM ZUM ANHÖREN ODER MITSINGEN

Statt selbst zu beten, können Sie sich den Psalm auch anhören oder ihn mitsingen. Die Aufnahmen entstanden unter der Leitung des diözesanen Kirchenmusikreferenten Christoph Mühlthaler.

Psalm 67 – Psalmton II (Kehrvers Gl 46,1). Kantor: Lambert Jaschke; Schola: Doris Mühlthaler, Monika Gschwandner-Elkins, Milena Kernjak, Maria Hribernik, Pavel Zablatnik, Christoph Mühlthaler (Schola und E-Piano).
Psalm 67 – Psalmton V/slowenisch (Kehrvers GLORIA 96). Kantorin: Maria Hribernik; Schola: Milena Kernjak, Pavel Zablatnik.
Psalm 67 – Gurker Psalter. Gesang und E-Piano: Christoph Mühlthaler, Schola wie bei Psalm 67 – Psalmton II
Psalm 67 – Gurker Psalter. Klarinette: Gregor Dermol; Orgel: Christoph Mühlthaler.