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Psalm 1: Vom Glück, aus Gottes Wort zu leben

Psalm des Monats Juli

<sup>Bei Tabgha ergießen sich sieben Quellen in den See Gennesaret. Hier ist die Vegetation auch in den heißen Sommermonaten üppig. So verhält es sich auch mit jenen, die ihre Kraft aus dem Wort Gottes schöpfen, verheißt der Psalm 1. (Foto: Klaus Einspieler)</sup>
Bei Tabgha ergießen sich sieben Quellen in den See Gennesaret. Hier ist die Vegetation auch in den heißen Sommermonaten üppig. So verhält es sich auch mit jenen, die ihre Kraft aus dem Wort Gottes schöpfen, verheißt der Psalm 1. (Foto: Klaus Einspieler)

Das Psalmenbuch stellt uns gleich zu Beginn vor eine entscheidende Frage: Welchen Weg willst du in deinem Leben gehen? Die Bibel entwirft eine Lebensordnung, die gelingendes Miteinander verheißt – frei, gerecht und geschwisterlich. Am Eingang in das Psalmenbuch werden jene beglückwünscht, die sich diesem Projekt Gottes bereits angeschlossen haben. Sie sind eingeladen, einzutreten, um in den Psalmen Stärkung für ihren Weg zu erfahren.

DER TEXT

Psalm 1: Vom Glück, aus Gottes Wort zu leben

Selig der Mann, der nicht nach dem Rat der Frevler geht, /
nicht auf dem Weg der Sünder steht, *
nicht im Kreis der Spötter sitzt,
sondern sein Gefallen hat an der Weisung des Herrn, *
bei Tag und bei Nacht über seine Weisung nachsinnt.
Er ist wie ein Baum, *
gepflanzt an Bächen voll Wasser,
der zur rechten Zeit seine Frucht bringt *
und dessen Blätter nicht welken.
Alles, was er tut, *
es wird ihm gelingen.
Nicht so die Frevler: *
Sie sind wie Spreu, die der Wind verweht.
Darum werden die Frevler im Gericht nicht bestehen *
noch die Sünder in der Gemeinde der Gerechten.
Denn der Herr kennt den Weg der Gerechten, *
der Weg der Frevler aber verliert sich.


Psalm 1: O sreči, živeti iz Božje besede

Blagor človeku, *
ki ne hodi po nasvetu krivičnih,
ki ne stopa na pot grešnikov *
in ne poseda v družbi porogljivcev,
temveč se veseli v Gospodovi postavi *
in premišljuje njegovo postavo podnevi in ponoči.
Tak je kakor drevo, *
zasajeno ob vodnih strugah,
ki daje sad ob svojem času *
in mu listje ne ovene;
karkoli dela, *
dobro uspeva.
Ni pa tako s krivičnimi: *
so kakor pleve, ki jih veter raznaša.
Zato krivični ne bodo obstali ob sodbi, *
ne grešniki v zboru pravičnih.
Zakaj Gospod pozna pot pravičnih, *
pot krivičnih pa vodi v pogubo.

Hier finden Sie den Text des Psalms im Postkartenformat, damit Sie ihn mittels Smartphone immer bei sich haben und wenn Sie möchten auch gemeinsam beten können.

DIE AUSLEGUNG

Hier finden Sie einige Gedanken zum Psalm von Klaus Einspieler, Bibelreferent der Diözese Gurk.

Ein Vorwort

Vor einigen Jahren ist ein bemerkenswertes Buch mit dem Titel „73 Ouvertüren“ erschienen. Darin erschließen namhafte Kenner ihres Fachs die Buchanfänge aller biblischen Bücher und ihre Botschaft. Der Psalm 1 nimmt dabei eine hervorragende Stellung ein. Er ist nämlich nicht nur der Schlüssel zum Buch der Psalmen. Mit ihm beginnt auch der dritte Teil des hebräischen Kanons der alttestamentlichen Bücher, die sogenannten Schriften. Gleich zu Beginn wird deutlich gemacht, dass die Psalmen das Ergebnis des Nachsinnens über die Weisung Gottes sind. Ein Mann wird beglückwünscht, der „Gefallen hat an der Weisung des Herrn, bei Tag und bei Nacht über seine Weisung nachsinnt“ (Ps 1,2). Wer mag diese Person wohl sein? Zunächst wohl jene, die an der Pforte des Psalters stehen und Einlass begehren, also auch wir. Freilich darf man dann fragen, warum nur der Mann seliggepriesen wird. – Wohl deshalb, weil jenen, die hier geistliche Nahrung suchen, ein besonderer Mensch als Vorbild vor Augen gestellt wird. Es ist David, der König, Dichter und Sänger. Eine alte Auslegung des ersten Psalms weiß zu berichten, dass David die Weisung des HERRN, die auf dem Sinai an Mose ergangen ist, so intensiv verinnerlicht hat, dass sie zu seiner Weisung geworden ist. So wurde der Psalter in fünf Bücher unterteilt, wie auch die Tora des Mose aus fünf Teilen besteht. Die Weisung Gottes ist also mehr als Gesetz oder Gebot. Sie muss in unserem Leben Gestalt annehmen und zu unserer Tora werden. Nicht über die Heilige Schrift zu sprechen, sondern vom Wort Gottes, wollen uns die Psalmen lehren.

Das Meditationsbuch der Bibel

Welche Funktion hat also das Buch der Psalmen? Ist es das Gesangbuch des Jerusalemer Tempels oder gar das Gebetbuch der Heiligen Schrift? Seit einigen Jahren wird es immer häufiger als Meditationsbuch bezeichnet. In der Tat werden hier viele Stimmen aus der Tora und den Propheten im Resonanzraum des Lebens glaubender Menschen erneut zum Klingen gebracht. Auch das Motiv des Nachsinnens (Ps 1,2) weist in diese Richtung. Es meint nicht etwa das Grübeln oder Nachdenken, sondern das regelmäßige Rezitieren. Wie eine Taube am Dach beständig gurrt, so soll man es mit den Psalmen halten. Man soll sie immer wieder vor sich hersagen, bis sie auf das Herz geschrieben sind. Mit diesem schönen Bild ist in der hebräischen Bibel das Auswendiglernen gemeint (Dtn 6,6). Bei genauerem Hinsehen merkt man, dass der Psalm gezielt Stichwörter einsetzt, um auf einen der großen Texte der Bibel, das Höre, Israel! anzuspielen (Dtn 6,4-9). Es wird von gläubigen Juden zweimal täglich rezitiert, um das wichtigste nicht zu vergessen – die Liebe zu Gott, das erste Gebot. So erfahren wir zu Beginn des Psalters, wem sich das Tor zu seinen Texten öffnet – jenen, die Gott lieben und ihr Leben nach seinem Wort gestalten.

Der lange Atem der Gerechten

Was aber wird anders, wenn wir Gottes Weisung verinnerlichen? Der Psalm gibt eine klare Antwort: unser Leben gelingt und bringt Frucht, weil es wie ein Baum von der Wasserader des Wortes Gottes genährt wird. In der Nähe dieser Menschen lässt es sich leben. Bedrückte können wie unter dem Blätterdach eines Baumes zur Ruhe kommen, Hungrige köstliche Früchte genießen und Kraft schöpfen. Im Gegensatz dazu erscheint das Leben der Frevler armselig. Sie haben nur ihren Vorteil im Blick gehabt, ihre Mitmenschen als Mittel zum Zweck missbraucht, die Menschenwürde mit Füßen getreten. Sie bringen keine Früchte hervor, nur Spreu, also Abfall. Während die Gerechten fest verwurzelt den Stürmen des Lebens widerstehen können, werden die Frevler schon vom leichtesten Windstoß hin und her getrieben. Das entspricht ihrem Lebensstil. Am Ende wird deutlich, dass ihr Weg keiner war. Er verläuft sich irgendwo im Nichts. Was bleibt sind Orientierungslosigkeit und Leere. Es lohnt sich also, nach Gottes Weisung zu leben. Selbst – nein gerade – dort, wo das Unrecht zu siegen scheint. Bleiben wird nur das Gute. Recht behalten werden jene, die Gottes Wege gehen.

DER VORTRAG AUF VIDEO

Hier finden Sie eine detaillierte Auslegung des Psalms in Gestalt einer Videodatei (Dauer etwa 80 Minuten). Vortragender: Klaus Einspieler.

https://youtu.be/qP2_Z6SMG_c

PSALMEN BETEN (>> bitte klicken)

DER PSALM ZUM ANHÖREN ODER MITSINGEN

Statt selbst zu beten, können Sie sich den Psalm auch anhören oder ihn mitsingen. Die Aufnahmen entstanden unter der Leitung des diözesanen Kirchenmusikreferenten Christoph Mühlthaler.

Psalm 1 – Psalmton IV (Kehrvers Gl 31,1), Schola: Gerda Heger, Christina Hardt-Stremayr, Pavel Zablatnik, Christoph Mühlthaler, Peter Dolschak, Orgel: Klaus Waltritsch
Psalm 1 – Psalmton II/slowenisch (Kehrvers GLORIA 899), Kantorin: Milena Kernjak, Schola: Veronika Stern, Martin Kuchling, Pavel Zablatnik, Christian Koren
Psalm 1 – Gurker Psalter, Gesang: Gerda Heger, Orgel: Klaus Waltritsch
Psalm 1 – Gurker Psalter, Cello: Olivia Schöffmann, Orgel: Christoph Mühlthaler