Hitzebedingte Notfälle: Intensivmediziner warnt: „Viele ignorieren die Vorzeichen“
Der heiße Sommer 2025 sorgt für alarmierende Nachrichten aus der medizinischen Fachwelt. Intensivmediziner Prim. Michael Zink vom Elisabethinen-Krankenhaus erklärt, warum Aufmerksamkeit und präventives Handeln in diesen Zeiten lebensrettend sind

Vorstand der Abteilung für Anästhesiologie und Intensivmedizin am Elisabethinen-Krankenhaus Klagenfurt sowie am Krankenhaus der Barmherzigen Brüder St. Veit an der Glan. Foto: © HF Pictures
Bei Temperaturen von 30 Grad im Schatten steigt die Gefahr für Kreislaufprobleme deutlich an. Die anhaltende Hitzewelle lockt viele an Badeseen und ins kühle Nass – doch die hohen Temperaturen können den Körper erheblich belasten. Besonders bei nahezu tropischen Temperaturen steigt das Risiko für ernsthafte gesundheitliche Folgen, im schlimmsten Fall sogar für einen Herz-Kreislauf-Stillstand. Hitzebedingte Kreislaufprobleme entstehen oft, wenn die Körpertemperatur 37 Grad übersteigt. Wichtig ist, ausreichend zu trinken – am besten regelmäßig schon bei ersten Durstgefühlen, denn wenn der Durst schon groß ist, ist es häufig bereits zu spät.
Prim. Priv.-Doz. Dr. Zink, FESAIC ist auch Präsident der Österreichische Gesellschaft für Anästhesiologie, Reanimation und Intensivmedizin (ÖGARI) und warnt: „Kopfschmerzen, Schlafstörungen, Schwindel und Müdigkeit sind häufige Anzeichen. Diese Symptome entstehen, wenn dem Körper Flüssigkeit und Salze verloren gehen – durch Schwitzen, das bei Hitze verstärkt auftritt.”
Jedes Jahr versterben Menschen an Hitzefolgen
Besonders gefährlich sei die Kombination aus intensiver Sonneneinstrahlung und plötzlichem Wasserkontakt, etwa beim Sprung ins kühle Wasser, warnt der Mediziner. Lebensgefahr Hitze: Warnsignale ernst nehmen Der Experte hebt die Bedeutung frühzeitiger Warnzeichen hervor: „Schwindel, Übelkeit, Kopfschmerzen und Herzrasen sind Alarmzeichen. Wenn diese Symptome ignoriert werden, kann das rasch in einen Kreislaufzusammenbruch oder sogar einen Herzinfarkt übergehen.“ Menschen mit Vorerkrankungen wie Herzkrankheiten, Diabetes, Bluthochdruck oder Fettstoffwechselstörungen gehören zu den Risikogruppen und sollten besonders achtsam sein. Auch Raucher, Menschen mit Herzinfarkt-Vorerkrankungen und Personen mit geringer körperlicher Aktivität gehören zur Risikogruppe.
Unterschätzte Gefahr: Menschen mit unerkannten Vorerkrankungen
Viele Betroffene sind sich auch nicht bewusst, dass sie bereits eine unerkannte Vorerkrankung haben, die durch extreme Temperaturen gefährlich werden kann. Versteckte Herzprobleme, unbehandelte Diabetes oder andere chronische Erkrankungen bleiben oft unentdeckt – doch die Hitze kann diese Bedingungen verschärfen, ohne dass die Betroffenen es sofort bemerken. Bei plötzlicher Überhitzung steigt das Risiko für Herzrhythmusstörungen, diabetische Notfälle oder Kreislaufzusammenbrüche. Diese lebensbedrohlichen Situationen treten häufig unerwartet auf, weil die Symptome zunächst unspezifisch sind oder leicht übersehen werden. Prim. Dr. Zink warnt zudem, dass das Herz manchmal ohne Vorwarnung stoppen kann, selbst bei scheinbar gesunden Menschen. Dann ist sofortiges und beherztes Handeln gefragt!
Schnelle Hilfe bei Herzstillstand
Beim Verdacht auf Kreislaufstillstand ist schnelles Handeln entscheidend, denn innerhalb von drei Minuten können irreversible Gehirnschäden auftreten. Obwohl Rettungsdienste im Durchschnitt 8 bis 15 Minuten brauchen, ist die Erste Hilfe die einzige Chance. Dr. Zink erklärt: „Bei Bewusstlosigkeit aufgrund eines Kreislaufstillstands befindet sich der/die Betroffene in einem Koma-artigem Zustand. Schmerzen empfindet er nicht, sodass Wiederbelebungsmaßnahmen ohne Bedenken durchgeführt werden können.“
Hier die wichtigsten Erste-Hilfe-Maßnahmen auf einen Blick
Erste Hilfe Anleitung – Was tun beim Kreislaufstillstand?
Prüfen. Rufen. Drücken.
Wenn eine Person bewusstlos zusammenbricht, sind drei Dinge wichtig:
1. PRÜFEN
- Sprechen Sie die Person an: „Hören Sie mich?“
- Schütteln Sie an den Schultern: Keine Reaktion?•
- Achten Sie auf die Atmung: Keine Atmung oder keine normale Atmung (Schnappatmung)?
2. RUFEN
- Rufen Sie 112 an
- Oder veranlassen Sie eine andere Person zum Notruf
3. DRÜCKEN
- Drücken Sie fest und schnell. Beginnen Sie sofort mit der Herzdruckmassage:
- Machen Sie den Brustkorb frei
- Legen Sie den Ballen Ihrer Hand auf die Mitte der Brust, den Ballen Ihrer anderen Hand darüber
- Verschränken Sie die Finger. Halten Sie die Arme gerade und gehen Sie senkrecht mit den Schultern über den Druckpunkt, so können Sie viel Kraft ausüben
- Drücken Sie das Brustbein 5 – 6 cm nach unten
- Drücken Sie 100 bis 120 mal pro Minute
- Hören Sie nicht auf, bis Hilfe eintrifft
- Geschulte Helfer sollen die Mund-zu-Mund-Beatmungen im Verhältnis von 30 Herzdruckmassagen zu 2 Beatmungen durchführen.
Rückfragehinweis:
Prim. Priv.-Doz. Dr. Michael Zink, FESAIC
Vorstand der Abteilung für Anästhesiologie und Intensivmedizin am Elisabethinen-Krankenhaus Klagenfurt sowie am Krankenhaus der Barmherzigen Brüder St. Veit an der Glan und
Notarzt auf dem Rettungshubschrauber Christophorus 11 Präsident der Österreichische Gesellschaft für Anästhesiologie, Reanimation und Intensivmedizin (ÖGARI).
A.ö. Krankenhaus der Barmherzigen Brüder St. Veit/Glan
Tel.: +43 (0) 4212 499 - 0
Elisabethinen-Krankenhaus Klagenfurt
Tel.: +43 (0) 463 5830 - 0
www.barmherzige-brueder.at
www.ekh.at