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Forum Junge Theologie ist dem Bösen auf der Spur

Prof. Dr. Joachim Valentin bei seinem Hauptreferat in der Seminarkirche in Tanzenberg. (© Foto: KH Kronawetter / Internetredaktion)
Prof. Dr. Joachim Valentin bei seinem Hauptreferat in der Seminarkirche in Tanzenberg. (© Foto: KH Kronawetter / Internetredaktion)

Die Realität des Bösen in einer vom einem guten Gott erschaffenen Welt ist Prüfstein für die Theologie durch die Jahrhunderte. Die kritische Rückfrage an allzu einfache Deutungen dieses vielschichtigen Phänomens hat sich nun eine wissenschaftliche Tagung im Marianum Tanzenberg zum Ziel gesetzt, wo sich von 5. bis 7. September 2013 unter der Leitung von Rektor Franjo Vidovic bereits zum dritten Mal das Forum Junge Theologie trifft.

Die einführende Horizontabschreitung der Thematik, die der Frankfurter Theologieprofessor Joachim Valentin in einem Parforceritt durch die abendländische Ideengeschichte am Freitagabend in der Tanzenberger Seminarkirche absolvierte, zeigte die Vielschichtigkeit des Bösen (Kriege, Krankheiten, Katastrophen, ...) und die oft erschreckend einfachen Erklärungsmuster, zum Beispiel wenn eine Naturkatastrophe wie ein Tsunamie als Bestrafung von Unzucht gedeutet wird. Dass dieser oft auch heute noch behauptete „Tun-Ergehen-Zusammenhang“ bereits durch den biblischen Hiob und definitiv durch Jesus Christus aufgebrochen wurde, betonte Valentin nachdrücklich.

Nach dem Vorstellen der klassischen Modelle, die das Böse entweder als dualistischen Gegengott oder sogar als einziges Prinzip (Satanismus) verstehen, ging der Wissenschafter auf die Verdrängung des Bösen durch die Erkenntnisse der modernen Anthopologie ein. Der „böse“ Trieb, das „egoistische“ Gen, aber auch die „böse“ Gesellschaft versuchen den in seinem tragischen Schicksal gefangenen Menschen zu „entschuldigen“. Aber der Mensch kann und muss in seiner geschöpflichen Freiheit für sein Verhalten auch Verantwortung übernehmen.

Beim abschließenden Höhepunkt seiner Ausführungen, ging Valentin der Frage nach: „Hat in Auschwitz das Böse endgültig gesiegt?“ - Die Shoa sei ein „Fanal menschlicher Schwäche“ betonte der Vortragende, das zeige, dass der Mensch zu wenig Kraft hatte und habe, die Freiheit im Sinnes des Sittengesetzes zu nutzen. Im Anschluss an den bedeutenden jüdischen Philosophen Hans Jonas forderte Valentin dazu auf, die göttliche Allmacht neu zu denken und zwar als „kenotische“ Allmacht, als sich selbst entäußernde Liebe in Ohnmacht!  Wir müssen uns Gott als „Allversöhner“ denken, der „im Jenseits unendlich lange auf die Versöhnung von Täter und Opfer wartet“, skizzierte Valentin seine eschatologische Antwort auf die Menschheitsfrage: Warum lässt Gott solch ein Unheil zu?

Am Forum Junge Theologie nehmen derzeit ca. 20 DoktorandInnen und HabilitandInnen aus dem Alpen-Adria-Raum teil. Der Einführungvortrag und auch die Impulsreferate in den Plenarsitzungen werden noch in diesem Jahr in der Fachzeitschrift „Disputatio philosophica - International Journal on Philosophy and Religion“ veröffentlicht.