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Echte Freiheit braucht Grenzen

Geistlicher Impuls zum 1. Fastensonntag von Stadtpfarrer Christoph Kranicki

Duccio di Buoninsegna (1255-1319) - Versuchung auf dem Berge - <a  data-cke-saved-href=“https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Duccio_-_The_Temptation_on_the_Mount.jpg“ href=“https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Duccio_-_The_Temptation_on_the_Mount.jpg“>Duccio di Buoninsegna</a>, Public domain, via Wikimedia Commons
Duccio di Buoninsegna (1255-1319) - Versuchung auf dem Berge - Duccio di Buoninsegna, Public domain, via Wikimedia Commons


„Versuchung“ – ein Wort, das in unserer Sprache immer seltener vorkommt. Eine Nachspeise wird vielleicht noch als „süße Versuchung“ bezeichnet, sonst gilt der Begriff als ein alter theologischer und fast vergessener Ausdruck. Man denkt dabei an Heilige, die – um der Versuchung zu widerstehen – sich gegeißelt oder in die Dornen geworfen haben.

Die Bibelstelle, die am ersten Fastensonntag betrachtet wird (Mt 4,1-11), zeigt uns, wie Jesus dreimal durch den Teufel versucht wurde. Die Versuchungen des schnellen Erfolgs, das Streben nach Macht, Gier und Besitz sowie der Geltungssucht sind heute genauso realistisch wie damals. „Wir sind frei“ – betonen viele – „wir dürfen alles machen, was wir wollen! Das ist Freiheit – das Grundprinzip unserer Gesellschaft. Wir wissen besser, was uns gut tut!“ Dabei wurde schon in der Weltgeschichte so vieles unter dem Mantel der falsch verstandenen Freiheit zerstört…

- Trifft unser Herz immer die richtigen Entscheidungen?
- Können wir uns wirklich einzig und allein auf unser Herz, auf unsere eigenen Kräfte verlassen?
- Unser Herz will oft Dinge, die uns nicht gut tun – ja, uns sogar schaden. Deswegen dürfen wir ihm nicht immer folgen. Echte Freiheit braucht Grenzen.

Das alles zeigt uns Jesus im heutigen Evangelium. Es gibt einen Gott, der größer ist als unser Herz und unser menschlicher Verstand. Wir haben eine Instanz, die als Schutz für unser Leben der Freiheit klare Grenzen gesetzt hat, nämlich die Gebote. Gott will für uns das Leben in Fülle, mit all seiner Schönheit. „Wenn es Gott nicht gäbe, wäre alles erlaubt“ - schreibt Fjodor M. Dostojewski. Er gibt uns klare Wegweiser, aber die Entscheidung liegt in unseren Händen:

„Der Mensch lebt nicht von Brot allein, sondern von jedem Wort, das aus Gottes Mund kommt.“ (Mt 4,4)
„Den Herrn, deinen Gott, sollst du anbeten und ihm allein dienen.“ (Mt 4,10) – Ist das nicht ein gutes Programm für ein sinnerfülltes Leben?

In jeder unserer Entscheidungen haben wir die Möglichkeit, die Freiheit zu nutzen – aber nicht irgendeine Freiheit, sondern die im Glauben gegründete und von ihm geformte Freiheit. Jesus zeigt uns deutlich: Alle Versprechen des Teufels sind nur Illusion, er manipuliert nur, macht attraktive Angebote, und in Wirklichkeit will er, dass der Mensch der Erfüllung und Freude beraubt wird. Der Teufel hat für niemanden gelitten und würde es auch nie für einen Menschen tun – Jesus aber ist für uns gestorben.

Lassen wir in der Fastenzeit alte Lebensmuster und Gewohnheiten vom Licht des Gotteswortes durchdringen. Die Bibel schenkt uns eine rettende Botschaft, deren Kraft das Leben verändert – eine Botschaft, die größer ist als wir selbst. Vertrauen wir in den kommenden Wochen auf die Fügung Gottes und treffen Entscheidungen, die uns eine neue Lebensqualität schenken. Jesus wurde ähnlichen Versuchungen ausgesetzt wie wir, und er zeigte uns den Weg zur inneren Freiheit – er setzte dem Bösen konsequent klare Grenzen. Es lohnt sich, ihm nachzufolgen und so die Schönheit des Lebens nicht zu verlieren. Jesus selbst feiert unsere Siege!

Foto: Pulsinger
Foto: Pulsinger

Dr. Christoph Kranicki ist Stadtpfarrer in Wolfsberg und Provisor der Pfarre St. Margareten bei Wolfsberg