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Internetredaktion der Diözese Gurk

Aus Liebe zur Wirklichkeit: Dem Licht Gottes trauen

Geistlicher Impuls zum 2. Advent von Pfarrprovisor Richard Pirker

Johannes der Täufer, eine adventliche Gestalt auf dem Taufbecken - Detail aus der Kunstintervention “Support Your Local Religion“ im Kunstquadrat Maria Saal (Foto: KH Kronawetter)
Johannes der Täufer, eine adventliche Gestalt auf dem Taufbecken - Detail aus der Kunstintervention "Support Your Local Religion" im Kunstquadrat Maria Saal (Foto: KH Kronawetter)

Die Adventszeit ist vielleicht die österreichischste Zeit überhaupt: Man besingt und hört Lieder vom knisterndem Ofenfeuer und der kalten Winterzeit und erinnert sich, dass ja noch die Strophe mit dem Herzen kommt, das warm wird beim Helfen. Und unsere muttersprachliche Stimme schwingt sich ein, wenn es dann heißt: „Heb auf dei Stimm und ruaf es laut: Jesus Christus weat keman!“ Ganz ehrlich: Wir heben die Stimme vielleicht beim Singen oder zum Klimawandel und kaufen mehr an Verpackung als je zuvor. Wir singen vom Beten und denken uns, die Alten müssen wohl gern gebetet haben, wenn sie ständig davon reden. Dabei ist die Vorweihnachtszeit bei allem Stress zwischen Arbeitsalltag und abendlichen Punschtreffen die Einladung zur echten Besinnung: Selten ist der Widerspruch und die Verdrängung von erlebter Wirklichkeit und eingeredeter Sehnsuchtsromantik so übertrieben wie in diesen Tagen.

Alle Aufmerksamkeit auf den Gott der Befreiung richten

Die liturgischen Texte sind jedenfalls alles andere als Wohlfühlromantik: Sie sehen das Elend und wissen um die Verlorenheit ihrer Gläubigen und richten deshalb alle Aufmerksamkeit auf den Gott der Befreiung und des Heiles. Es ist wie beim Klima und unserem Umgang mit den zu Ende gehenden Ressourcen: Wir können nicht beliebig weitermachen. Adventlich werden heißt: Aus Liebe zu Gott und seinem menschgewordenen Sohn eine tiefe Liebe zur Wirklichkeit zu entwickeln. Mit Simone Weil ist dieses Aufmerksamwerden die größte Anstrengung unseres Geistes. Sie nennt diese Liebe zur Welt ein Sakrament und sieht sie mit der Liebe zur Wahrheit gekoppelt, die erst dann aufbricht, wenn wir gewohnte Spuren verlassen, den Blick hin zum Nächsten neu einstellen und uns eingestehen: Die Adventszeit ist das Eine. Wirklich adventlich werden ist das Andere, das sich dem eröffnet, indem er der eigenen Wahrheit und Wirklichkeit zutraut, dass sie sich im Licht Gottes wandeln lässt. Beim Entzünden des Lichtes am Adventkranz kann uns dies neue Dimensionen eröffnen, eine Prophetenstimme, die uns zuruft: Ein helles Licht strahlt im Finsteren auf.

Dr. Richard Pirker (Foto: Pressestelle)
Dr. Richard Pirker (Foto: Pressestelle)

Der Autor Dr. Richard Pirker ist u. a. Pfarrprovisor der Klagenfurter Pfarren St. Modestus und St. Peter und Geistlicher Assistent der Katholischen Aktion Kärnten.