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Advent, du stille Zeit

Der Himmel sieht es anders - Geistlicher Impuls von Stadtpfarrer Ernst Windbichler zum 2. Advent

KLEINE WENDE heißt diese Arbeit des Künstlers Werner Hofmeister aus dem 1990 (Foto: Hofmeister/bearb. KHK)
KURZE WENDE heißt diese Arbeit des Künstlers Werner Hofmeister aus dem 1990 (Foto: Hofmeister/bearb. KHK)

Heuer gibt es ihn wirklich, den stillen Advent: kein Christkindlmarkt, keine Konzerte und Weihnachtsfeiern, keine Adventbazare, kein Roratefrühstück, kein Perchtenlauf, ja sogar der Nikolaus, der heute seinen großen Tag hätte, hat es schwer und ist „im Sprung gehemmt“.

Johannes der Täufer - ungemütliche Sirene Gottes

Dabei ist, von der Bibel her gesehen, der Advent nie still gewesen: Johannes der Täufer, diese ungemütliche Sirene Gottes, schreit seinen Bekehrungsauftrag in die Wüste hinein, die Menschen brechen auf zur Umkehrtaufe an den Jordan, König Herodes ruft zur Volkszählung auf und fürchtet sich vor Konkurrenz, der Leitstern am Himmel gerät in Aufruhr und Weise aus dem Orient brechen auf zur Reise, der Gottesbote Gabriel wird nach Nazareth ausgesandt, Maria und Josef machen sich auf den Weg, nicht einmal die stille Nacht, heilige Nacht wird ihrem Namen gerecht…keine Rede von Ruhe und Besinnung.

Aber doch: irgendeinen Sinn und ein Ziel muss diese himmlische Hektik, diese Eile mit Weile, ja haben: Johannes der Täufer legt uns eine Spur in den Wüstensand unseres Lebens.

Kehrt um, denkt um, ändert euern Sinn!

„Metanoete!“, sagt er. Das heißt nicht nur: Kehrt um, sondern eigentlich: Denkt um, ändert euern Sinn! Nicht: immer schneller, höher, weiter, effizienter, sondern immer tiefer, einfühlsamer, bedächtiger. Weniger Hochbau, mehr Tiefbau, mehr Investitionen in die Infrastruktur meiner Seele. Der „Verkehrsminister“ und Straßenbaureferent Johannes der Täufer meint es ernst: „Bereitet dem Herrn den Weg! Ebnet ihm die Straßen!“ Dabei ist er selber nur Hilfsarbeiter, Gott höchstpersönlich ist der Bauherr und das Ziel seines Projektes steht schon fest, es ist das menschliche Herz. Dort will er ein für alle Mal zu Hause sein, dort will er sein Homeoffice aufschlagen. Nicht als Rächer und Richter, sondern als Retter und Heiland. Der Evangelist Markus, der uns in diesem Kirchenjahr begleitet, verwendet dafür als erster den Begriff „Evangelium“: Frohbotschaft. Wie sehr wir sie doch brauchen inmitten aller Hiobsbotschaften.

Foto: Pressestelle/Eggenberger
Foto: Pressestelle/Eggenberger

Mag. Ernst Windbichler, der Autor dieses Adventimpulses, ist Stadtpfarrer und Dechant in Spittal an der Drau.