Organisation

Priesterseminar der Diözese Gurk in Graz

Im Schweigen Gott hören

15. – 21. Dezember 2018: Jahresexerzitien in St. Lambrecht und Maria Luggau

Exerzitiengruppe in Maria Luggau mit P. Thomas Neulinger SJ (Johannes Broser)
Exerzitiengruppe in Maria Luggau mit P. Thomas Neulinger SJ. (Johannes Broser)

Vom 15. – 21. Dezember 2018 fanden unsere alljährlichen Exerzitien statt. Diesmal waren wir in zwei Gruppen aufgeteilt, eine unter der Leitung von P. Toni Witwer in St. Lambrecht, die andere fuhr mit P. Thomas Neulinger nach Maria Luggau in Kärnten.

Ich möchte von unserer Gruppe mit P. Spiritual berichten. Nach einer kurvenreichen Straße durch das enge Lesachtal kamen wir abends in Maria Luggau an. Schon auf der Hinfahrt erblickten wir die Zerstörung, die ein Unwetter im Oktober in dieser Region angerichtet hatte. Bäume, die wie Mikadostäbe durch den Sturm einer Nacht umgeknickt waren und wirr übereinander lagen, Wege, die unpassierbar waren, Straßen, die von Muren überschüttet waren, abgerissene Stromleitungen.

Inmitten dieses von den Kräften der Natur heimgesuchten Tales im südwestlichsten Eck Kärntens, umgeben von der Gebirgskette im Süden, die an Italien schließt und der Grenze zu Osttirol im Westen liegt das Kloster Maria Luggau. An dieser Wallfahrtsstätte, die von den Serviten betreut wird und die vor kurzem ihr 500 Jahr Jubiläum gefeiert hat, durften wir dieses Jahr unsere ignatianischen Exerzitien verbringen. In der klassischen Form können diese Schweigeexerzitien sogar über 30 Tage lang gehen.

Betrachtung von Texten aus der Hl. Schrift (Johannes Broser)
Betrachtung von Texten aus der Hl. Schrift. (Johannes Broser)

Diese Zeit der Exerzitien ist besonders geprägt von Betrachtungen ausgewählter Bibelstellen, die drei bis viermal auf den Tag verteilt jeweils ca. eine Stunde lang dauern. Durch das Meditieren des Wortes Gottes, durch das Hinhören auf seine Stimme, in einer Atmosphäre des Schweigens und der Zurückgezogenheit soll ein Rahmen geschaffen werden, der eine Umkehr und eine Hinkehr zu Gott erleichtern soll. Das Ziel dieser Exerzitien war es, sich von dem zu trennen, was einen hindert, ganz Gott zu gehören, ihm den ersten Platz im Leben zu geben, ihn von Neuem zu suchen und ihn zu fragen, wohin er jeden einzelnen ruft. Das bewusste Weglassen von allen sozialen Medien, allen Ablenkungen und der Rückzug in die Stille sollte uns helfen Gottes Stimme zu hören, unser Herz in die Gegenwart Gottes zu bringen und uns auf das Wesentliche zu sammeln. Der heilige Ignatius, der diese Form der Exerzitien begründet hat, nannte als Voraussetzung für eine fruchtbare Zeit die Freigebigkeit, sich Gott ganz zur Verfügung zu stellen.

Begleitet wurden diese Tage der Einkehr von unserem Exerzitienleiter P. Thomas Neulinger, der uns täglich zwei Bibelstellen, jeweils eine aus dem Alten und eine aus dem Neuen Testament, zur Betrachtung und zum Gebet gab. Für jede Person war diese Stelle individuell angepasst und ausgesucht. Umrahmt wurde unser Tag von gemeinsamen Gebetszeiten, wie der Laudes, der Abendmesse in der Kapelle und den Essenszeiten im Refektorium der Serviten.

Von dem gastfreundlichen Kloster wurden wir mit köstlichem Essen verwöhnt. Auch zur monatlichen eucharistischen Anbetung bis Mitternacht wurden wir von den Patres eingeladen. Diese Zeit, gemeinsam mit der Pfarrgemeinde vor der verborgenen Gegenwart Gottes zu verweilen, war etwas ganz Besonderes. Wir hatten während der Exerzitien auch die Möglichkeit das Sakrament der Versöhnung in Anspruch zu nehmen. Mit Hilfe einer Beichtglocke konnte man sich jederzeit bei einem Beichtvater melden.

In ausgedehnten Spaziergängen durften wir auch die Schönheit der Schöpfung erfahren, trotz der Verwüstung, die sich uns teils bot.

Wir möchten uns bei dem Kloster Maria Luggau, bei allen Menschen, die für das Gelingen dieser Tage mitgewirkt haben, und bei unserem Exerzitienleiter ganz herzlich für diese besinnliche Vorbereitung auf Weihnachten bedanken.

Johannes Broser