Organisation

Priesterseminar der Diözese Gurk in Graz

Warum es sich lohnt, Priester zu werden …

… weil es Priester braucht

… weil in diesem Dienst ein erfülltes Leben möglich ist

Es braucht Priester

P. Dr. Thomas Neulinger, SJ (Gerd Neuhold, Sonntagsblatt)
P. Dr. Thomas Neulinger, SJ (Gerd Neuhold, Sonntagsblatt)

Priester waren im Laufe der Geschichte Pfarrer und Kapläne, aber auch im Schuldienst tätig, haben für Arme, für Kranke und alte Menschen, für Kinder und Jugendliche gesorgt, waren Seelsorger mit Spezialaufgaben, Universitätslehrer, Missionare und noch manch anderes. Viele dieser Aufgaben nehmen heute (auch) christgläubige Laien in einer guten Weise wahr. Darum werden manchmal Fragen gestellt wie: Braucht es heute (noch) Priester? Was ist der Wesenskern des priesterlichen Dienstamtes? Wie verhält sich der priesterliche Dienst zu anderen kirchlichen Diensten und Aufgaben?

Der Theologe Ottmar Fuchs sagt: „Wenn es um das Weiheamt in der katholischen Kirche geht, dann ist das nicht ein Thema unter vielen, sondern ein vom Selbstverständnis der Kirche her notwendiges und zentrales Thema, weil die katholische Kirche ohne das Weiheamt genauso wenig zu denken ist wie christliche Existenz ohne die Taufe.“

Papst Johannes Paul II. schrieb 1992: Der Priester erscheint „in seinem eigentlichen Wesen und in seiner sakramentalen Sendung innerhalb der Struktur der Kirche als Zeichen für den absoluten Vorrang und die Unentgeltlichkeit der Gnade, die der Kirche vom auferstandenen Christus gegeben ist. Durch das Weihepriestertum gewinnt die Kirche im Glauben das gemeinsame Wissen, dass sie ihr Sein nicht sich selbst, sondern der Gnade Christi im Heiligen Geist verdankt.“ (PDV 16)

Darum: Ja, es braucht Priester, denn in und durch dieses Amt wird in der Kirche festgehalten und deutlich – nicht wir selbst haben uns erlöst, sondern Gott hat uns durch Jesus Christus erlöst. In und durch das Amt des Priesters wird in der Kirche und für uns der Vorrang der Gnade, der Vorrang des Handelns Gottes gewahrt. Deshalb ist auch die Feier der Eucharistie untrennbar mit dem Amt des Priesters verbunden: denn wie wir als Kirche das erlösende Handeln Jesu brauchen, braucht es den geweihten Priester, um Eucharistie zu feiern.

Priester werden auch in Zukunft in vielfältiger Weise tätig sein; was immer sie konkret tun werden, zentral bleibt: durch ihr Leben und ihren Dienst weisen sie auf das Heilswirken des dreieinen Gottes hin, das all unserem Tun vorausgeht, es begleitet, trägt und vollendet. Deshalb braucht es auch heute Priester.

Ein erfülltes und erfüllendes Leben

Dienst und Leben eines Priesters beinhalten viele schöne Seiten. Dazu gehören für mich: Den Glauben an Jesus Christus als unseren Heiland und Erlöser bekennen, bezeugen und verkünden, beispielsweise in der Predigt. Gottesdienst zu feiern mit den Gläubigen, am Sonntag, aber auch in schweren und freudvollen Stunden eines Lebens; Sakramente zu spenden, mit den Menschen und für sie zu beten. Sich aus Nächstenliebe für andere einsetzen, vor allem für Arme und Benachteiligte, für den Erhalt der Natur, für Gerechtigkeit, sowie anderen bei ihrem Einsatz zur Seite zu stehen, sie zu stärken und zu ermutigen.

Zu den schönen und erfüllenden Seiten eines Priesterlebens gehört zudem: in und durch diesen Dienst mit Jesus verbunden zu sein, die Beziehung zu ihm zu leben und zu vertiefen, Zeit dem Gebet und der Betrachtung der Heiligen Schrift zu widmen, immer tiefer das Geheimnis der Liebe Gottes zu uns Menschen an mich heran zu lassen und zu erfassen, mich von ihm erfassen zu lassen.

Auch die Ehelosigkeit, zu der sich ein Priester verpflichtet, will zu einem erfüllten und geglückten Leben beitragen. Denn die Kirche geht davon aus, dass jeder, der von Gott als Priester berufen wird, ebenso zur Ehelosigkeit berufen wird – nicht als Last und Wunde, sondern als ein bereicherndes Geschenk. Denn für jemanden, der zur Ehelosigkeit „um des Himmelreiches willen“ (Mt 19,12) berufen ist, ist diese Lebensform ein Weg zu mehr Leben und Lebendigkeit. (Damit ist keine Abwertung von Ehe und Familie verbunden – denn wie gesagt: für den, der zur Ehelosigkeit berufen ist.) Wenn darum jemand meint, zum Priester berufen zu sein, kann er sich die Frage stellen: Finde ich in mir auch einen Ruf zur Ehelosigkeit? Finde und entdecke ich für mich in dieser Lebensform ein Mehr an Lebensmöglichkeiten? (Damit möchte ich nicht sagen, dass die Ehelosigkeit immer leicht zu leben ist – aber viele Paare erzählen mir, dass in gleicher Weise Ehe nicht immer leicht zu leben ist.)

Bevor dies nun zu schwärmerisch oder lebensfern klingt: auch ein Priesterleben besteht nicht nur aus schönen Stunden. Wie jedes menschliche Leben kennt es auch schwere und schwierige Zeiten, nicht nur Höhen, sondern auch Tiefen. Der Priestermangel etwa, den es bei uns gibt, führt manchmal zu einer übermäßigen Arbeitslast, zu Stress und zu Überforderung. Dies ist eine reale Gefahr, mit der gut umzugehen jeder Priester lernen muss (aber meiner Meinung nach auch lernen kann).

Ein persönliches Wort zum Abschluss: seit mehr als 20 Jahren bin ich Priester. Im Rückblick auf diese Jahre, ohne die schwierigen Zeiten zu leugnen, die es auch gegeben hat: es war und ist eine erfüllende Aufgabe, Priester zu sein. Darum bin ich dankbar für diesen Ruf Gottes, ihm in der Kirche zu dienen, den Menschen als Seelsorger zur Seite zu stehen, mit vielen Gläubigen gemeinsam unterwegs zu sein.

P. Thomas Neulinger SJ
Spiritual